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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Struktur!«, brüllte einer der Milans und ließ seine Hände über Regler, Knöpfe, Schalter und Hebel tanzen. Der andere knurrte wie ein Hund und zerrte heftig an einem Seil. »Das Seitenruder blockiert. Wahrscheinlich hat sich Treibgut darin verfangen.«
    Beide fuhren fort mit dem, was sie taten, ohne auf die Ausrufe des anderen zu achten. Katya hätte sich am liebsten die Ohren verstopft. Träumte sie oder saß sie wirklich in einem riesigen Scherenwesen, das durch eine in Auflösung befindliche Albtraumwelt schwamm – oder flog?
    »Schafft ihr es, uns hier rauszubringen?«, fragte sie laut.
    »Keine Sorge«, brüllte der Rote Milan.
    »Hindernis voraus! Ruder hart Backbord!«, schrie der Schwarze. Er warf sich in das Ruder und der Rote ließ den Seilzug fahren, den er sich um den Unterarm gewickelt hatte, und half ihm. Ein infernalisches Kreischen, Stöhnen, Quietschen und Knarren erfüllte die Kabine. Katya gab ihrem Impuls nach und stopfte die Finger in die Ohren, aber das half kaum. Sie sah, dass beide jungen Männer dicke Polster über den Ohren trugen.
    »Wir – schaffen – es – nicht«, stöhnte der Rote Milan. Katya sprang von ihrem Sitz, der mit einem lauten Knall hochklappte, und warf sich ebenfalls gegen das Ruder. Sie spürte, wie das Fahrzeug – denn das war es ja ganz offensichtlich, auch wenn ihr nicht ganz klar war, auf oder in welchem Medium es sich bewegte – sich ganz langsam auf die Seite legte. »Gut so«, keuchte Milan. »Weiter.«
    Katya konnte durch das vordere Fenster erkennen, dass vor ihnen ein riesiges dunkles Etwas aufragte, das wie in einer unsichtbaren Dünung auf- und abschaukelte. Ihr Gefährt trieb unendlich langsam, aber unaufhaltsam darauf zu. Katya legte sich mit ganzer Kraft auf das Ruder. Der Rote, der sich vor ihr gegen das knarrende Holz stemmte, atmete stöhnend aus. Seine Arme zitterten, aber er ließ nicht los. Sein Bruder hatte sich mit in den Boden gestemmten Fersen auf der anderen Seite an das Steuer gehängt. Katya konnte sehen, dass ihm der Schweiß in kleinen Bächen über das Gesicht lief. Die Brille mit den irritierenden Facettenaugen war starr auf ein Messgerät gerichtet, dessen Zeiger einen verwirrenden Tanz über die Skalen veranstalteten. »Noch vier Charms«, hörte sie den Schwarzen rufen.
    »Aye«, erwiderte der Rote zwischen zusammengepressten Zähnen. Die Sehnen an seinem Hals und seine Schultermuskeln schwollen zu dicken Strängen, wie Katya unter dem offenstehenden Kragen seines Hemdes sehen konnte.
    Sie konzentrierte sich darauf, den Druck weiter zu erhöhen. Ihre Absätze begannen über den Boden zu rutschen, sie verlor den Halt. Das Ruder zuckte unter ihren Händen wie ein lebendiges Wesen.
    »Noch zwei«, schrie der Schwarze. »Milan, mehr Druck!«
    »Mehr geht nicht!«, stöhnte der Rote. »Mir zerspringt gleich der Kopf!«
    Katyas rutschender Fuß fand eine Strebe, an der sie sich verankern konnte. Sie senkte den Kopf zwischen die Schultern und
schob
.
    »Ja«, rief der Schwarze. »Noch ein winziges Stück – wir schaffen es!«
    Katya riskierte einen Blick durch die Luke. Die riesige schwarze Masse trieb so dicht an dem Fenster vorbei, dass Katya kaum glauben konnte, dass sie nicht in der nächsten Sekunde mit ihr kollidieren würden. Etwas an der Außenhülle des Fahrzeugs blieb knirschend hängen, die Kabine schwankte heftig, dann gab es ein hässliches, reißendes Geräusch, das Schwanken wurde zum Trudeln, der Schwarze Milan ließ das Ruder fahren und hängte sich mit seinem ganzen Körpergewicht an zwei Seilzüge. Sein Bruder sah Katya an, keuchte: »Halten« und ließ ebenfalls los. Der Ruderholm schnappte zurück und schlug Katya gegen die Brust, dass es ihr den Atem verschlug. Sie packte reflexhaft zu und hängte sich an das Ruder, stemmte die Füße gegen den Träger und rang nach Luft.
    Der Rote Milan fuhrwerkte wie vorher sein Bruder an den Hebeln und Rädern der Kontrolltafel herum. Das Trudeln und Schlingern des Gefährts verringerte sich, es stabilisierte seine Lage. Der Druck auf dem Ruder ließ plötzlich nach und Katya taumelte nach vorne.
    Der Schwarze Milan fuhr wortlos einen Arm aus und fing sie auf, ehe sie unsanft gegen die Seitenwand prallen konnte. »Danke«, sagte er. »Wir sind durch. Jetzt können wir irgendwo landen.«
    Er reckte den Kopf und sah seinen Bruder an. »Wo ist der nächste Eintrittspunkt?«
    Der Rote senkte den Kopf und presste sein Gesicht mit der seltsamen Brille auf eine Art Okular. Er

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