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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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fehlte wenig, und er hätte salutiert. »Eine Schicks hat sich mit ihrer Jad in einer Ætherfalle verfangen, Oberpani«, meldete er. »Wir werden sie rausschneiden müssen.«
    Katya konnte ihre Hand nicht mehr spüren und ihr Arm wurde taub. Was meinte er mit »rausschneiden«?
    Der Frager kam heran und blickte auf Katya. Er zischte durch die Zähne. »Major Nagy«, sagte er. »Unser Wiedersehen steht unter einem unglücklichen Stern.«
    Katya hob die freie Hand, um den Lichtschein abzuschirmen, der sie blendete. »Ich dachte schon, dass mir Ihre Stimme bekannt vorkommt«, sagte sie gefasst. »Um Vergebung, ich kann nicht aufstehen, um Ihnen meine Reverenz zu erweisen, Pani Kalk.«
    Der König der Strotter lächelte und ging neben ihr in die Hocke, um die Unglücksstelle aus der Nähe zu inspizieren. »Das sieht nicht gut aus«, sagte er so leise, dass die hinter ihm Stehenden ihn nicht hören konnten. »Sie haben immerhin Glück, dass es nicht die Rechte ist. Soll ich meinen Leibarzt für die Amputation kommen lassen?« Er stützte seine Hand auf den Oberschenkel, der Ellbogenstumpf des anderen Armes, der aus dem abgerissenen Jackenärmel ragte, war mit einem Stück Leder bedeckt.
    Katya starrte den Armstumpf an und kämpfte mit Wellen der Übelkeit. Ihr war so schwindelig, dass sie sich am Boden festhalten musste. »Gibt es keinen Weg, die Hand zu befreien?«, fragte sie.
    Der Strotter schüttelte mitleidig den Kopf. »Uns ist keine Möglichkeit bekannt.« Er hob den Blick und sah die Milans an, wobei sich seine Miene verfinsterte. »Milvus-Brüder«, sagte er, »ihr habt schlecht auf eure Begleiterin geachtet. Ihr wisst, dass Wir euch verboten hatten, euren Fuß noch einmal in Unser Gebiet zu setzen. Warum habt ihr Unseren Befehl missachtet?«
    Der Schwarze Milan reckte streitlustig das Kinn, aber der Rote zügelte ihn mit einer Handbewegung. »Um Vergebung, Oberpani«, sagte er hastig, »wir sind auf Strottergebiet havariert. Major Nagy brauchte jemanden, der sie zu Ihnen bringt, und wir haben deshalb die Notwendigkeit über das Verbot gestellt.«
    Der König nickte knapp. »Wir reden später über eure Strafe«, sagte er. »Es muss nun gehandelt werden, ehe Major Nagy an der Diskrepanz stirbt. Ich schlage vor …«
    Katya kämpfte damit, bei Bewusstsein zu bleiben. Die Stimmen, die über ihre Hand und die beste Möglichkeit, sie zu amputieren diskutierten, wurden lauter und leiser und verwandelten sich immer wieder in sinnloses Gebrabbel. Sie legte die Stirn auf ihren Arm und schwamm eine Weile in gedankenloser Leere.
    Dann rüttelte eine Hand an ihrer Schulter. »Major«, sagte eine eindringliche Stimme. »Bleiben Sie bei uns. Wir probieren …« Die Stimme wurde leiser, summte wie eine Biene. »Die Milvus-Brüder …«, summte es, »… noch nicht ausgereift, aber …«
    Katya kämpfte sich wieder an die Oberfläche, die Bewusstlosigkeit zerrte wie mit starken Armen an ihr und wollte sie mit sich in die Tiefe reißen. »Amputiert sie«, flüsterte sie. »Ich halte nicht mehr lange durch.«
    Sie spürte die tröstliche Berührung einer festen, warmen Hand auf ihrem Kopf. Etwas umfasste heiß und scharf ihren gefangenen Arm, biss sich hinein, bohrte sich bis auf den Knochen. Der Schmerz wurde so ungeheuer, dass Katya aufschrie und das Bewusstsein verlor.

11
Der Verrat
    Es war stockdunkel. Kato hielt die Pranke des Riesen umklammert und tappte hinter ihm her durch die Finsternis, jederzeit darauf gefasst, sich den Fuß zu stoßen oder gegen ein Hindernis zu prallen. Moroni bewegte sich mit nachtwandlerischer Sicherheit. »Keine Sorge«, sagte er in kurzen Abständen. »Ich führe uns. Hab keine Angst.«
    »Ich habe keine Angst«, erwiderte Kato irgendwann mit einem ärgerlichen Lachen. »Nicht, solange uns keiner verfolgt. Aber ich brauche eine Pause, Moroni.« Er blieb stehen. Sie lehnte sich an ihn wie an eine Wand, pustete und wischte sich über die Stirn. »Wie heißt du? Grünwald hat dich bei deinem Vornamen genannt, aber ich habe ihn nicht verstanden.«
    Der Riese schwieg. Dann antwortete er so stockend, als bereiteten ihm die Worte Schmerzen: »Jew… Jewgenij. Ich heiße Jewgenij.«
    »Jewgenij«, wiederholte Kato und versuchte, den weichen Klang der Vokale zu imitieren. »Das klingt russisch. Und Moroni ist ein italienischer Name. Wie kommt das?«
    Wieder eine lange Pause, in der er schwer atmete. »Bitte«, sagte er beinahe flehend. »Es ist so schwer.«
    Sie tastete nach seiner Hand und drückte sie.

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