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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Prinzessin«, entfuhr es Katya.
    Der Schwarze Milan kaute schon hingebungsvoll. »Großartig«, murmelte er undeutlich.
    Kurz darauf saßen sie auf der Decke, aßen kaltes Hühnchen und teilten sich den Rest des Rotweins. Katya, deren Kopfschmerzen sich zu einem dumpfen Schmerz hinter den Augen konzentriert hatten, streckte die Beine und ächzte. »Mir tut jeder Knochen weh. Kommt, Jungs. Wo sind wir hier, wie sind wir hierhergelangt und vor allem: Wie kommen wir hier wieder weg?«
    Der Rote fuhr mit der Zunge um seine Zähne und sah sich um, als nähme er ihre Umgebung zum ersten Mal wahr. »Ich schätze, wir sind im Territorium der Krummzehen gelandet. Was meinst du, Schwarzer?«
    Sein Bruder, der mit halbgeschlossenen Augen an der Wand lehnte, schnüffelte kurz. »Hm. Denke auch. Es riecht nach dem oberen Wienflusskanal.«
    Katya sah vom einen zum anderen. »Wir sind noch in Wien?«
    Beide nickten. »Kanalisation«, sagte der Schwarze.
    »Krummzehenterritorium – das bedeutet?« Katya wurde ungeduldig.
    »Strotterfamilie.« Der Rote war nicht viel redseliger als sein Bruder. Er senkte das Kinn auf die Brust und inspizierte seinen Daumennagel. »Wir bringen Sie raus. Keine Sorge, wir kennen uns hier aus.«
    Katya beugte sich vor, um seine Miene besser erkennen zu können. Die Fackel warf ein unstetes Licht, das Schatten über sein Gesicht tanzen ließ. Er schaute äußerst unangenehm berührt drein.
    »Wenn ihr euch auskennt«, sagte Katya langsam, »dann wäre es freundlich von euch, wenn ihr mich zum niederen Becken bringen könntet. Von dort aus finde ich meinen Weg.«
    Die Brüder sahen auf und Katya fand sich von zwei scharf und misstrauisch blickenden Augenpaaren aufgespießt.
    »Zum niederen Becken«, wiederholte der Rote gedehnt.
    »Von da aus führt der Weg nirgendwohin«, fügte der Schwarze hinzu.
    Katya erwiderte die Blicke. »Was bringt euch so auf?«
    »Das niedere Becken ist Niemandsland«, sagte der Schwarze. »Keine der Strotterfamilien erhebt Anspruch darauf.«
    »Es gehört den Gugelfrantzen«, sagte der Rote.
    »Halt den Mund!«, fuhr der Schwarze ihn an. Seine Augen blitzten zornig. »Du weißt, dass wir darüber nicht reden dürfen!«
    »Sie ist der Major«, erwiderte sein Bruder sanft. »Meister Tiez vertraut ihr.«
    Katya holte tief Luft. »Der Zeitlose Orden ist mir bekannt«, sagte sie. »Und sein Pater Guardianus kennt mich und wird mich empfangen. Es ist in Ordnung, wenn ihr mir Geleit dorthin gebt. Wenn ihr das aber nicht wollt, dann bringt mich zu Emmerich Kalk.«
    Der Name ließ beide jungen Männer zu Bildnissen erstarren. Der Rote fing sich zuerst. »Sie kennen Pani Kalk?«
    »Ich kenne den König, ja.« Katya sah zu, wie die Brüder die Köpfe zusammensteckten und eine hitzige, geflüsterte Diskussion ausbrach. Sie lehnte sich wieder an die Wand und betrachtete die Zwillinge. Woher mochten sie ihre Kenntnisse der Unterwelt haben? Dies war kein Ort, den Horatius Tiez ihres Wissens jemals betreten hätte. Horatius verließ seinen Laden nicht.
    »Also gut«, unterbrach der Schwarze Milan ihre Gedanken. »Wir werden Sie zum Oberpani bringen, Major. Wenn Sie uns belogen haben, ist das Ihr Problem und nicht das unsere.« Er sprang auf.
    »Warum bist du so wütend auf mich, Milan?«, fragte Katya.
    »Er hasst es, wieder hier unten zu sein«, erwiderte der Rote leise. »Sein Zorn gilt nicht Ihnen, Major. Warten Sie einen Moment. Sie haben Ihren Revolver, aber wir beide müssen uns noch bewaffnen. Die Krummzehen mögen uns nicht.«
    Katya sah den beiden jungen Männern nach, die nebeneinander zu dem Gefährt stapften, das sie »Ætheroskaph« genannt hatten. Sie schienen miteinander zu streiten, wie gewöhnlich.
    Katya nickte nachdenklich. Die Brüder Milan Milvus waren also Strotter.

    Es dauerte eine ganze Weile, bis die Milans ihr Marschgepäck aus dem Ætheroskaph zusammengesammelt hatten und wieder vor ihr standen.
    Katya riss die Augen auf, einen Moment lang regelrecht sprachlos. Die Brüder trugen hochgepackte Rucksäcke, an denen Dutzende von Geräten und Instrumenten baumelten, die Katya weder kannte noch wirklich kennenlernen wollte. Zudem waren beide mit Brust- und Schultergurten behängt, an denen wiederum alles mögliche Zeug in Taschen und Schlaufen verstaut war. An den Gürteln, die sie sich um die Hüften geschlungen hatten, fand das Ganze seinen Fortgang. Die jungen Männer sahen aus wie seltsame mechanische Lebewesen, denen kurz zuvor ein Werkzeugschrank um die Ohren

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