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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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wir vom Kopf bis zum Schwanz versaut haben?« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Ich dachte, wir sind erledigt, entweder erwartet uns ein Erschießungskommando oder Sibirien für den kurzen kalten Rest unserer Jahre. General Weißenberg hat uns nach unserer Rückkehr die Hölle heißgemacht.«
    »Aber vorher hast du vierzehn Stunden in einer zugenagelten Kiste verbracht, in der du dich nicht einmal ausstrecken konntest, und hast nicht gewusst, ob dich jemals jemand dort herausholen wird«, sagte Katalin sehr leise.
    Jewgenijs Lachen verstummte abrupt. Er senkte den Blick und klammerte die Hände fest ineinander, weil sie zu zittern begannen. Katalin beobachtete ihn mit Sorge.
    »Ich denke daran nicht mehr zurück«, sagte er zornig. »Das ist vorbei. Vergessen. Wenn mich nicht irgendein Idiot daran erinnert, dann macht es mir keine Probleme.«
    »Du träumst immer noch davon«, sagte Katalin leise und sanft. »Ich höre dich stöhnen und manchmal schreist du …«
    Er starrte sie mit einer Wut an, die sie zurückprallen ließ. »Was bezweckst du mit deinen Fragen?«
    »Kommissär Sorokin, Sie werden auf eine Mission geschickt, die das Risiko beinhaltet, dass Sie in kleine, enge Räume gesperrt werden, möglicherweise ohne Licht, möglicherweise gefesselt oder anderweitig gewaltsam fixiert. Ich bin nicht vollkommen sicher, ob ich es verantworten kann …«
    »Major, ich bin körperlich und seelisch vollkommen gesund und fühle mich der Aufgabe in jeder Hinsicht gewachsen.« Er hatte sich halb aus dem Sitz erhoben und die Arme auf die Tischplatte zwischen ihnen gestemmt. Sein Kopf war angriffslustig zwischen die mächtigen Schultern gezogen und sein Kinn vorgereckt, als wollte er sie allein mit der Wucht seines Willens erdrücken.
    Katalin erwiderte seinen Blick nicht minder eisern. »Ich bin deine Vorgesetzte«, sagte sie. »Ich schicke dich auf eine Mission, von der es möglicherweise kein Zurück gibt. Wir wissen nicht, was dich dort erwartet. Ich habe Angst um dich, Shenja, und das ist nicht gut. Ihre Majestät erwartet Ergebnisse von ihren Agenten.«
    Das zornige Feuer in seinen Augen wich einem resignierten Amüsement. »Ihre Majestät weiß, was sie an dir hat, Katya. Ich werde die Kaiserin nicht enttäuschen. Und dich auch nicht.«

    Katalin Nagy stand mit verschränkten Armen am Fenster und blickte auf den gepflasterten Hof des Criminalgerichtsgebäudes hinab. Die hohen Mauern tauchten den Hof in düstere Schatten, und die beschlagenen Stiefel der Wachen, ihre tiefen Kommandos und das Klirren von Eisen hallten laut zwischen ihnen wider. »Vorhof zur Hölle«, murmelte sie und zog an ihrer Zigarette.
    »Was hast du gesagt?« Der Sprecher war ein behäbiger, freundlich dreinschauender Mann in den Fünfzigern, dessen kurzsichtige braune Augen jetzt an ihr vorbei aus dem Fenster blinzelten.
    »Ein unwirtlicher Ort, Samuel.« Mit ihren Worten stieß sie eine Rauchwolke aus und wedelte sie mit der Hand fort, damit ihr Nachbar davon nicht belästigt wurde.
    Er hüstelte und wandte den Kopf ab. »Du rauchst zu viel«, sagte er mit leisem Vorwurf. »Ist das nicht schlecht für die Stimme?«
    Sie musste wider Willen lächeln. »Samuel, du bist der Leitende Staatsanwalt und nicht meine Mutter«, erwiderte sie. »Also unterlasse es bitte, dich so aufzuführen. Ich singe schon seit Jahren nicht mehr, wie du weißt.« Der Gedanke erheiterte sie. »Meine Mitarbeiter wären wahrscheinlich nicht davon begeistert, wenn ich wieder damit anfinge.«
    »Oder ganz im Gegenteil sogar über die Maßen.« Er ließ sich auf ihren spöttelnden Tonfall ein, aber seine Züge verdüsterten sich, während er hinausblickte. »Da kommt der arme Hund.«
    Katalin presste die Lippen aufeinander und starrte hinab. Die Wachen eskortierten eine kleine Gruppe von Männern aus dem Haus und zu einem großen Kraftwagen, der mit weit geöffneter Rückklappe abfahrbereit vor dem Tor stand.
    Die Gefangenen trugen graue Drillichmontur und humpelten mit gefesselten Füßen im Gänsemarsch über den Hof. Ein Witzbold unter den Wärtern hatte sie der Größe nach aufgestellt, sodass der Kleinste vornewegstolperte und die anderen wie die Orgelpfeifen aufgereiht hinter ihm hertappten.
    Katalin beobachtete die Männer, während der Zigarettenrauch in ihre Augen stieg. Sie kniff sie zu Schlitzen zusammen, regte sich aber nicht, als hätte sie Angst, durch eine unbedachte Bewegung die Gefangenen aufzustören, die sich jetzt vor dem Wagen aufstellten.
    Die

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