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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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er zur Lampe hinüber, sagte halblaut: »Licht, bitte«, und begann dann, mit einer Zange und einer schmalen Feile an dem Zahnrad herumzuhantieren.
    Kato staunte noch darüber, dass der einfache Ruf nach Licht ausgereicht hatte, dass ein korallenfarbener Plasmateufel im Lampenkolben erschien und dort nun, so wie es aussah, gelangweilt in der Nase bohrte, während er den Tisch beleuchtete.
    Sie wurde sich der Aufmerksamkeit bewusst, die der junge Mann ihr schenkte, und riss sich von dem Anblick des Plasmateufelchens los.
    »Du bist eine von uns?«, sagte Milan. »Wie kommt es, dass wir uns hier noch nie begegnet sind?«
    Der intensive Blick des jungen Mannes, seine unbekümmerte Art, mit ihr zu reden, als wären sie verwandt oder alte Bekannte, machten Kato verlegen. »Was meinst du damit?«
    Milan warf sich in den Sessel, wobei seine langen Beine über die Seitenlehne baumelten. »Du bist eine von uns, weil du ihn dort sehen kannst.« Er wies mit dem Kinn auf den gelangweilt leuchtenden Plasmateufel. »Du hast ihn dir ganz genau angesehen und die Stirn gerunzelt. Ich finde auch, dass Palkinatz ausgesprochen schlechte Manieren besitzt.«
    »Halt die Schnauze«, kommentierte das Ætherwesen. »Oder willst du, dass ich mal rüberkomme und sie dir poliere, Roter?«
    »Komm doch«, lockte Milan grinsend. »Zeig’s mir, du Zwerg. Los, ich will sehen, was du draufhast.«
    »Pah«, spuckte der Salamander. »Aufschneider!« Funken sprühten, das Licht wurde heller und wieder dunkler.
    »Na, na«, tadelte Herr Tiez. »Darf ich um ein wenig Contenance bitten? Palkinatz, hör auf zu flackern.«
    Der Rote Milan schnitt eine fürchterliche Grimasse und brachte Kato damit zum Lachen. Sie lehnte sich zurück und schüttelte den Kopf. »Du auch«, sagte sie. »Ich dachte, ich wäre allein …«
Allein mit meinem Vater, der vorgibt, die Wesen nicht zu sehen.
    Der junge Mann schenkte ihr einen mitfühlenden Blick. »Es ist nicht einfach«, sagte er leise. »Bis wir dem Professor begegnet sind, haben der Schwarze und ich an unserem Verstand gezweifelt.«
    Kato nickte seufzend. »Wir sind aber nicht verrückt, oder?« Sie wusste nicht, warum sie das fragte. Aber alles, was sie hier im Laden des Herrn Tiez erlebte, war so eigentümlich und außerhalb des normalen Lebens, dass sie gerade jetzt, im Moment, nicht recht wusste, ob sie es sich nur einbildete.
    Milan lachte vergnügt und deutete auf Horatius Tiez, der die Lupe beiseitelegte und das Zahnrad noch einmal prüfend ins Licht der Lampe hielt. »Schau dorthin«, sagte er. »Der Professor ist der seltsamste Mensch, dem ich je begegnet bin, aber würdest du ihn als verrückt bezeichnen?«
    Kato verneinte voller Überzeugung.
    »Und die Lampe dort«, fuhr der junge Mann fort, »sieh hin. Was kannst du dort erkennen?«
    Kato betrachtete den Ætherteufel, der ihr die Zunge herausstreckte. Sie lachte und beschrieb ihn: Kaum spannenlang, mit korallenfarbener Haut, starr abstehenden Ohren, einem kahlen Kopf und einem Ziegenbart, krummen Beinen und einem dicken Bauch …
    »Den sehe ich auch, in seiner ganzen Hässlichkeit«, bestätigte Milan.
    »He ihr, ich kann euch hören!«, schimpfte der Salamander und machte eine obszöne Geste. Kato spürte, dass sie errötete und wandte hastig die Augen ab – und traf auf den Blick des jungen Mannes, der sie mit einem seltsamen Gesichtsausdruck musterte.
    »Du fragst dich, was du jetzt tun sollst«, sagte er. Es war eine Feststellung, keine Frage. »Du hast vielleicht schon einmal einen der Lampenkäfige geöffnet, um zu sehen, was dann geschieht.«
    Kato nickte zweifelnd. »Gestern«, gab sie zu.
    »Du weißt, dass du dich damit endgültig außerhalb des Gesetzes gestellt hast«, fuhr Milan ernst fort.
    Kato erschrak. So deutlich hatte sie sich das nicht gesagt. Es war doch nur ihre alte Lampe. Niemand würde sie deswegen zur Rechenschaft ziehen.
    »Nur eine Lampe, denkst du?« Milan verzog den Mund. »Ich habe erlebt, dass jemand für ›nur eine Lampe‹ von der Geheimpolizei geholt wurde.«
    Kato schüttelte sich. »Hör auf«, bat sie. »Du machst mir Angst.«
    Er setzte zu einer Antwort an, aber Horatius Tiez unterbrach ihn. »Hier, mein Junge. Das müsste jetzt passen.« Er gab Milan das Zahnrad zurück und sah von ihm zu Kato. »Was hast du ihr erzählt? Sie ist ja ganz blass.«
    »Jemand muss sie doch warnen«, erwiderte der junge Mann. »Und überhaupt – wir können sie nicht so weggehen lassen. Wenn sie sich verrät, verrät sie uns

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