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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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gleich mit.«
    Kato starrte den Antiquar an. »Ich will gar nichts mehr hören von irgendwelchen Geheimnissen«, sagte sie hastig. »Lasst mich einfach nach Hause gehen. Ich verrate niemanden, das verspreche ich euch.«
    Hinter ihr lachte jemand auf, es klang böse. Sie fuhr herum und sah in das Gesicht des Schwarzen Milan. »Und darauf sollen wir uns jetzt verlassen?«, spottete er. »Auf das Ehrenwort eines verzogenen kleinen Mädchens? Roter, du bist ein Idiot, wenn du ihr vertraust. Und Sie auch, bei allem Respekt, Meister Tiez.«
    »Halt den Mund, Schwarzer«, sagte sein Bruder nicht unfreundlich. »Du bist zu misstrauisch.«
    »Und du zu leichtgläubig«, versetzte der andere. Er schloss die Tür und lehnte sich mit verschränkten Armen daran. An mir kommst du nicht vorbei, sagte sein Gesichtsausdruck.
    »Liebe Jungen«, erhob Horatius Tiez die Stimme. »Darf ich um Gehör bitten? Dies ist immer noch mein Haus.« Er hatte sich aufgerichtet und warf den beiden Milans strenge Blicke zu.
    Kato, die mit angehaltenem Atem dem Disput der Brüder gelauscht hatte, sah ihn voller Verblüffung an. Der Antiquar wirkte mit einem Mal nicht mehr im Mindesten zerstreut oder sanftmütig. Sein Blick war so klar, scharf und kalt wie das Licht einer Merkurlampe. »Schwarzer, du hast natürlich recht«, sagte er zu Katos Schreck. »Wir werden sicherstellen, dass Fräulein Kato uns nicht verrät. Lasst das aber bitte meine Sorge sein.«
    Die Brüder senkten zustimmend die Köpfe. »Geht jetzt wieder an eure Arbeit«, befahl Meister Tiez. Er sah Kato an. »Und wir beide müssen uns jetzt noch ein wenig unterhalten, Fräulein Kato.«
    Wenn Kato später an diesen Tag in der Obhut des seltsamen Meisters Tiez zurückdachte, verschmolzen ihre Erinnerungen zu einem seltsamen Gemisch aus Farben, Bildern, Worten und Gerüchen. Sie wusste, weil Bernstein, der Kutscher, es ihr hinterher gesagt hatte, dass sie nicht länger als eine und eine halbe Stunde in dem Kuriositätenladen verbracht haben konnte, aber in ihrer Erinnerung war sie einen ganzen Tag oder noch länger mit Horatius Tiez durch sein verschachteltes, wunderbares Haus gelaufen, hatte ihm gelauscht, wie er über dies und jenes sprach, zerstreut und sprunghaft hier ein Buch erwähnte und dort eine Reise, die er unternommen hatte, dann wieder kurz über die Ætherwesen dozierte, aber gleich wieder vom Thema abkam und ihr eine Sammlung von bemalten Eiern zeigte, die in einem mit Holzwolle ausgelegten Korb ruhten.
    Kato verlor jedes Gefühl für Zeit und Raum. Sie wanderte wie im Traum hinter Meister Tiez her, lauschte seiner ruhigen Stimme und ließ jedes Gefühl der Angst und Sorge hinter sich, während ihr Geist wie auf den Wellen einer schwachen Dünung auf dem Fluss seiner Worte trieb. Sie vergaß, was sie ihn fragen wollte. Die Erinnerung an die beiden Milans verblasste wie eine vergilbte Fotografie. Sie beugte sich atemlos staunend über ein Kästchen, in dem ein magnetisches Käferchen von einem Hylegnom herumgeschoben wurde, während eine Pneumasylphe über dem Kästchen schwebte und mit feiner Stimme Anweisungen rief.
    »Basilisken«, sagte Herr Tiez irgendwann in einem seiner dahinplätschernden Monologe. »Drachen und Phönixe. Sie sind ebenfalls Æthergeschöpfe, nur dass sie einer höheren Kategorie angehören. Feuer und Erde, also Plasma und Hyle: das sind die Drachen. Der Phönix und sein Vetter, der Greif, entstammen der Verbindung von Plasma und Pneuma – Feuer und Luft. Die Hydra, die vielköpfige Schlange und der Basilisk mit seinem tödlichen Atem entstehen aus Wasser- und Luftenergie. Die schrecklichen Harpyien sind Kinder von Hyle und Pneuma.« Er summte und stapelte ein paar Bücher scheinbar wahllos in ein Regal.
    »Basilisken werden doch im Krieg als Waffen benutzt«, sagte Kato. Ihr platzte fast der Kopf. Das Feuer, das waren die Salamander, die kleinen Plasmateufelchen. Die Wassergeschöpfe nannte er Undinen: Sie waren Hydorwesen. Pneumageister waren die luftigen, geflügelten Sylphen und die schwerfälligen, dunklen Gnomen regierten das Reich der Erde und den Magnetismus: Hyle. Und diese so harmlos anmutenden Elementarkräfte verbanden sich laut Meister Tiez zu größeren, schreckerregenden Wesenheiten, die Tod und Vernichtung zu bringen in der Lage waren?
    »Die Kaiserliche Armee verwendet Basilisken und andere Elementarkraftgeschöpfe, um sie ins Feld zu schicken, das ist wahr«, sagte Horatius Tiez mit leiser Stimme. Seine Schultern beugten sich wie

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