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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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hatte und sich ins schützende Innere des Hauses rettete.
    Es war still und friedlich. Der kleine Flur besaß nur einen Ausgang zu den Wirtschaftsräumen und die Nebentür zum Garten. Von den schwarzweißen Fliesen stieg Kühle auf und beruhigte ihre überhitzten Nerven. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, als hätte sie sich vor einer schrecklichen Gefahr in Sicherheit gebracht, und während draußen die ersten Tropfen vom Himmel fielen, lehnte sie sich an die Wand und wartete, bis ihre Knie aufhörten zu zittern und ihr Atem wieder ruhig ging.
    Kato schloss mit einem lauten Seufzer die Tür ihres Zimmers hinter sich. Dieser Tag hatte die Qualität eines wirren Traumes. Sie griff gedankenlos in ihren Haarknoten, zog die Nadeln und Kämme heraus und schüttelte den Kopf, bis ihre Haare sich im Nacken und auf den Schultern kringelten. Sie fuhr mit gespreizten Fingern hindurch, genoss das Nachlassen der Spannung auf ihrer Kopfhaut und ging währenddessen zu ihrem Schreibtisch hinüber, um das Licht zu entzünden.
    Mit dem Finger am Lampenknopf blieb sie erstarrt stehen. Das Mädchen hatte den Käfig wieder ordentlich um den Glaskolben gespannt, also war alles in Ordnung. Sie musste nur den Knopf betätigen, der den Æther einströmen ließ. Warum zögerte sie?
    Weil der Lampengeist fort ist
, flüsterte ihre innere Stimme.
Die Lampe ist leer. Sie wird nicht leuchten. Wenn das Mädchen kommt, wird sie es sehen.
Sie
wird sich vielleicht nichts dabei denken – vielleicht aber doch.
    Die Schanis klatschten, das war in jedem Haushalt so. Sprach man auch über die Baronesse und ihre geöffnete Lampe? Und wenn es so war …
    Kato ließ sich auf die Kante ihres Bettes sinken. Sie hatte sich noch nie darüber Gedanken gemacht, dass den ganzen Tag Blicke auf ihr ruhten, dass hinter ihrem Rücken über sie getuschelt wurde, dass die Bediensteten die Gewohnheiten und Marotten ihrer Herrschaft bis ins Kleinste kannten, dass sie jeden Streit, jedes laute Wort, jeden gedankenlos in ihrem Beisein geäußerten Satz hören und weitergeben konnten.
    Sie war zu erschöpft, um mehr als eine Katzenwäsche zu machen, bevor sie ins Bett schlüpfte. Dort lag sie im Dunkeln und sah zu der Ætherlampe hin. Was wohl geschehen würde, wenn sie den Glaskolben füllte? Natürlich musste sie zuvor den Käfig abnehmen, denn das Silber hielt die Elementarwesen fern. Ob sie einen der anderen Salamander zu sich rufen konnte, so einfach, wie Meister Tiez das tat?
    Sie krabbelte noch einmal aus dem Bett und tappte zum Tisch. Der Käfig fiel mit einem leisen Klappern ab, sie drehte den Ætherknopf und lauschte dem leisen Zischen. »Licht«, sagte sie leise, während ihr Herz bis zum Hals schlug. »Ich hätte gerne Licht, bitte.«
    Die Lampe blieb dunkel. Enttäuscht griff Kato nach dem Hebelchen, mit dessen Umlegen der Æther wieder aus dem Kolben gesaugt wurde. »Calander«, sagte sie traurig, »ich hätte mich so gefreut, dich noch einmal zu sehen.«
    Ein Funke leuchtete auf und vergrößerte sich. Die Umrisse eines kleinen Ætherteufelchens schälten sich aus dem Dunkel, verfestigten sich, wurden heller. Kato atmete überrascht ein.
    »Kato«, sagte das Ætherwesen und schaukelte auf seiner Stange. »Da bist du ja. Liest du mir jetzt eine Geschichte vor?«
    Alle Müdigkeit war vergessen. Kato nahm die Lampe vorsichtig auf und stellte sie auf ihr Nachtkästchen.
    »Wo bist du gewesen?«, fragte sie und wickelte sich in ihre Decke. »Erzähl du mir, Calander. Wie ist es dort, wo ihr lebt?«
    Das Wesen kratzte sich am Kopf. »Das stille Land ist schön«, sagte es zögernd. »Da sind viele, mit denen ich spielen kann. Keiner, der mich einsperrt. Man muss nur Obacht geben, dass man den Jägern aus dem Weg geht.«
    Kato beugte sich vor, bis ihre Nase das warme Glas berührte. »Jäger?«
    Calander schlenkerte gelangweilt mit den Beinen und maulte. Die Jäger waren böse Menschen, die Wesen wie ihn und seine Freunde einfingen und in schreckliche Silberkäfige sperrten, wo sie den ganzen Tag Schmerzen erleiden und sich langweilen mussten. So schrecklich langweilen! »Du wolltest mir vorlesen«, klagte das Ætherteufelchen.
    »Pass auf, wir machen ein Spiel«, sagte Kato. »Ich lese dir vor und du beantwortest meine Fragen.«
    Das Wesen nickte. »Einverstanden. Aber du fängst an.«
    Kato seufzte und griff nach dem Buch, das auf ihrem Nachtkästchen lag. Sie begann zu lesen und dachte gleichzeitig darüber nach, was sie Calander alles fragen wollte. Wer waren

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