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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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deiner Seite, glaub mir bitte. Dein Vater befindet sich in einer prekären Situation. Wenn er wirklich an einer geistigen Umnachtung leidet, sich von Wesen verfolgt fühlt, die niemand außer ihm sehen kann …« Sie sah Kato seltsam erwartungsvoll an.
    Kato setzte an, ihr zu widersprechen. Sie schüttelte den Kopf. »Er ist nicht verrückt«, sagte sie leise. »Ich …«
    »Du …?«
    Kato wandte den Blick ab. Wie konnte sie wagen, der Prinzessin etwas anzuvertrauen, das niemand wissen durfte?
    Mizzis kleine, kühle Hand berührte sacht Katos Handrücken. »Ich erzähle dir etwas«, sagte sie leise. »Vertrauen gegen Vertrauen. Mein Bruder, der Kronprinz …« Sie stockte und suchte nach Worten. Dann hob sie die Schultern und sagte mit ärgerlicher Stimme: »Er ist ein Idiot.«
    Kato verschlug es den Atem. »Wie meinst du das?«, fragte sie dann.
    »Wie hast du es denn verstanden?« Mizzi drehte an dem schmalen Silberring an ihrem Finger herum. »Er ist zu deppert, sich die Schuh’ selbst zuzubinden. Er kann winken und lächeln und huldvoll schreiten und wenn man ihm hilft, dann kann er auch eine dieser elendig langen Zeremonien einigermaßen mit Anstand hinter sich bringen. Aber sonst …« Sie verzog den Mund, als wollte sie weinen, aber ihre Augen waren trocken und blickten hart und kalt.
    »Aber er hat doch zum Geburtstag Seiner Majestät eine so ergreifende Rede gehalten.« Das war vor zwei Jahren gewesen, Kato konnte sich noch gut daran erinnern, weil sie damals mit ihrem Vater auf dem Platz vor der Hofburg in der Menge gestanden hatte, die diesem ungewöhnlichen Schauspiel beigewohnt hatte.
    Mizzi biss sich auf die Lippe. »Zwei Monate später hat es das Attentat auf ihn gegeben. Danach …« Sie wandte den Blick ab.
    »Ein Attentat? Aber davon habe ich nie etwas gehört?«
    »Nein, es wurde nicht publik gemacht. Er hat es überlebt, aber … nun ja.«
    »Wie kannst du so gleichmütig darüber reden?« Kato musste ihren Abscheu über die Kälte, mit der Mizzi berichtete, mühsam im Zaum halten.
    Die Prinzessin sah sie herausfordernd an. »Glaube mir, wenn der Attentäter vor mir stünde, würde ich ihn mit meinen eigenen Händen töten. Aber ich habe eine Aufgabe zu erfüllen, und für die muss ich lernen und mich vorbereiten. Deshalb lese ich heimlich die Berichte des Sicherheitsbureaus und bin sooft es geht anwesend, wenn Staatsangelegenheiten verhandelt werden. Mein Vater hat es nie ausgesprochen, aber es wird ihm kaum etwas anderes übrig bleiben, außer es geschieht noch ein Wunder.« Sie sagte nicht, was Seine Majestät nie ausgesprochen hatte, aber Kato verstand es dennoch.
    »Und was willst du von mir?«, fragte sie beklommen. Bei den ewigen Mächten, sie sprach hier von gleich zu gleich mit der zukünftigen Kaiserin!
    »Ist dein Vater geisteskrank?«
    »Nein«, sagte Kato. Sie schloss die Augen und fuhr fort: »Er sieht Dinge, die andere Menschen nicht sehen können, aber diese Dinge sind real.« Sie hörte, wie Mizzi ihren Atem ausstieß, als hätte sie etwas gehört, was sie erwartet, aber nicht wirklich zu hoffen gewagt hatte.
    »Du siehst sie also auch?« Das klang drängend. Kato öffnete die Augen und erwiderte den Blick der Prinzessin. Sie zögerte. Nickte. Und verharrte schockiert, als Mizzi sie heftig umarmte und auf beide Wangen, die Stirn und impulsiv auch auf den Mund küsste.
    »Du musst sehr vorsichtig sein«, flüsterte Mizzi ihr ins Ohr, ohne die Umarmung zu lösen. »Sehr, sehr vorsichtig. Der Nervenarzt hat deinen Namen erwähnt und empfohlen, dass man dich beobachten solle.« Sie schob Kato ein Stück weg und sah sie eindringlich an. »Du darfst nicht in die Hände der Geheimpolizei fallen. Sie würden dich nicht wieder laufen lassen.«
    Tausend Fragen lagen Kato auf der Zunge, aber was sie schließlich sagte, war: »Du also auch.«
    Mizzi erwiderte ihren Blick, ohne etwas zu sagen, aber Kato konnte in ihren Augen die Antwort lesen. Sie atmete tief ein und nickte. »Es gibt also mehr von uns. Ich dachte schon …«
    Mizzi beugte sich wieder vor, bis sie Kato ins Ohr flüstern konnte: »Es muss noch mehr von solchen wie uns geben. Jemand muss die armen Dinger doch fangen und einsperren.«
    Das war es, was Kato sich schon so lange fragte. Wer steckte hinter der Versklavung der Elementarwesen? Sie fragte flüsternd die Prinzessin danach, die nur warnend den Finger auf die Lippen legte. »Das ist eins der wichtigsten Staatsgeheimnisse«, erwiderte sie ernst. »Wer sich allzu

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