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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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offensichtlich dafür interessiert, wird verhaftet. Ich selbst wage es nicht, offen danach zu fragen.«
    Kato brannten tausend Fragen auf der Zunge. Ihr Wissensdurst wurde allerdings abrupt gelöscht, als eine Frau taktvoll an die Tür klopfte und nach Ihrer Kaiserlichen Hoheit fragte.
    »Ja, was ist denn, Goldenstern?«, rief Mizzi nach einem kleinen Moment des Erschreckens unwirsch. »Ich ruhe mich ein wenig aus.«
    Die Stimme erwiderte gedämpft, dass Ihre Kaiserliche Majestät nach der Erzherzogin Marie-Louise verlangt habe. Mizzi verdrehte die Augen.
    »Dringlich?«
    »Sehr dringlich.« Die Stimme zögerte und setzte dann hinzu: »Ihre Kaiserliche Majestät bitten darum, dass Ihre Kaiserliche Hoheit sich angemessen kleiden möge.«
    Mizzi warf Kato einen warnenden Blick zu, weil diese leise kicherte. »Ich habe Sie vernommen, Goldenstern«, antwortete sie. »Schicken Sie mir eine der Zofen, damit sie mir mit diesem schrecklichen Kostüm hilft.«
    Sie wartete, bis die Hofdame sich entfernt hatte, und fuhr dann zu Kato herum. »Ich wollte noch über so vieles mit dir reden«, sagte sie ärgerlich. »Jetzt müssen wir uns eilen, gleich kommt eine Zofe. Eine echte«, setzte sie mit einem Lächeln hinzu und zupfte an ihrer Schürze. »Du musst verschwinden. Ich erkläre dir den Weg hinaus.« Sie sprang vom Bett und lief zur Tür, öffnete sie, spähte hinaus, winkte Kato. »Du gehst links bis zur großen Treppe, dann geradeaus bis zur Grünen Halle. Dann rechts, bis du in die Blaue Halle kommst, von dort musst du den ersten Gang links nehmen. Der führt dich gleich in den kleinen Ballsaal, wo wir uns getroffen haben.« Sie schob Kato durch das vordere Zimmer, eine Pracht in Weiß und Gold, zur Tür, nahm Kato bei den Schultern und küsste sie noch einmal auf die Wange. »Wir sehen uns bald wieder, darauf kannst du dich verlassen.« Ihr Blick ruhte mit einem schwer zu deutenden Ausdruck auf Katos Gesicht. Mizzi berührte sacht ihre Wange, dann ließ sie los und schob Kato zur Tür hinaus. »Amüsier dich noch gut«, rief sie Kato nach. »Ich beneide dich um dein Kostüm!«

7
Das Verhör
    Musik und Stimmengewirr, die Schritte der Tanzenden und das Klirren von Gläsern, das blendend helle Licht der Kronleuchter und das bunte Gedränge der Maskierten schlugen wie ein Brecher über Kato zusammen, als sie aus den stillen, halbdunklen Marmorgängen der Hofburg wieder in einen der kleineren Ballsäle zurückfand. Sie schnappte nach Luft und blieb eine Weile an eine Wand gedrückt stehen, so sehr überwältigte sie der Trubel.
    Sie vermied den Blick hinauf zu den Kronleuchtern, denn jetzt, da es Nacht geworden war, warfen nicht mehr nur Kerzen ihr Licht über die Ballgäste. Sie spürte die Blicke der Salamander und glaubte, ihre Hilferufe zu hören. Hilf uns, Kato. Wir wollen hier nicht sein. Sie sperren uns ein, sie quälen uns!
    Kato widerstand dem Impuls, sich die Ohren zuzuhalten. Die Hilferufe bildete sie sich nur ein, aber dennoch … einen lichthellen Moment lang verstand sie bis ins Innerste ihrer Seele, was ihren Vater so sehr quälte, dass er darüber den Verstand verlor. Sie musste sich an einer Stuhllehne festhalten und warten, bis der rasende Schwindel sich wieder legte, der sie dabei überfiel.
    »Nach Hause«, sagte sie halblaut. Es war genug. Ihr Kopf schmerzte vor Anstrengung. Sie wollte in ihr stilles, dunkles Zimmer, sich ins Bett flüchten und die Decke über den Kopf ziehen.
    Sie lief durch die Säle und suchte nach ihrer Familie. Wo hatte sie ihren Vater und die Frau Mama zuletzt gesehen? War es dieser große Salon gewesen, aus dem lautes Gelächter und Klatschen ertönte? Oder war es dort der kleine Saal mit den niedrigen Tischen und dem gedämpften Licht?
    Sie wanderte wie ein Geist durch die wirbelnde, tobende Flut von Kostümierten. Die Luft war schwer von allerlei Duftwässern und Parfums, von Schweiß und beißendem Zigarrenrauch. In drei Sälen wurde zum Tanz gebeten, die Klänge der Kapellen vermischten sich zu einer ohrenbetäubenden Kakophonie.
    Kato blieb stehen und ballte die Fäuste. War dies die Hölle? War sie verdammt, für alle Zeit durch diese endlose Flucht von Sälen und Salons zu wandern, von deren Wänden sie die um Rettung bettelnden Elementargeister anstarrten?
    Dann, wie mit einem kühlen Luftzug, der die Gewitterschwüle vertreibt, erkannte sie am anderen Ende des Saales eine Maske, eine Körperhaltung, eine Geste mit dem Fächer. Kato drückte und schob sich rücksichtslos

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