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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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durch die Menge, trat hier und da auf einen zierlich beschuhten Fuß, rempelte gegen einen Arm, dass Champagner aus einem Glas schwappte, hörte unterdrücktes Schimpfen und den einen oder anderen Fluch. »Na, na, junger Mann!«, rief eine ältere Matrone ihr strafend nach.
    »Frau Mama«, sagte Kato atemlos, »Frau Mama, ich hatte schon Angst, Sie verloren zu haben!«
    Die Baronin drehte sich um, ihre Miene war angespannt. »Katharina, es ist gut, dass du endlich kommst.«
    Kato sah sie alarmiert an. »Ist etwas geschehen?« Sie drehte suchend den Kopf. Wo war Papa?
    »Deinem Vater ist nicht wohl«, sagte Adelaïde. Ihre Stimme klang gepresst. »Ich wollte dich bitten, ihn nach Hause zu bringen. Ich muss hier noch ein paar Worte mit Bekannten deines Vaters wechseln und würde euch dann später folgen. Ich habe den Kutscher schon rufen lassen.«
    Kato nickte halb erleichtert, halb befremdet. Dass ihre Stiefmutter darauf bestand, allein zurückzubleiben – nun gut, gesellschaftliche Verpflichtungen waren etwas, was Adelaïde stets sehr ernst nahm. »Wie kommen Sie nach Hause?«
    Adelaïde, deren starre Miene sich bei Katos Antwort etwas entspannt hatte, verzog die Lippen zu einem schmalen Lächeln. »Richte Bernstein aus, er soll mich mit der kleinen Chaise abholen kommen.«
    Kato hielt wieder nach ihrem Vater Ausschau. »Wo ist Papa?«
    Adelaïde nahm sie beim Arm. »Ich habe ihn in dort drüben in eine Nische gesetzt. Es geht ihm nicht gut. Florian soll ihn zu Bett bringen und den Doktor rufen.«
    Kato erblickte die stille Gestalt des weißen Narren, der zusammengesunken auf einem zierlichen Stuhl hockte. Sein Anblick versetzte ihr einen Stich. Er sah nicht auf, als sie herankam und ihn leise ansprach, aber sie konnte die dunklen Spuren erkennen, die unter der starren Maske in die weiße Schminke auf seinem Kinn gezeichnet waren.
    »Papa«, wiederholte sie sanft und hockte sich vor ihm hin, um seine schlaffen Hände zu ergreifen. »Papa, nicht weinen. Ich bringe dich nach Hause.«
    Er zog stumm die Hände weg und verbarg sie in seinen weiten Ärmeln. Kato sah Hilfe suchend zu ihrer Stiefmutter auf.
    »Simon, steh auf«, sagte die Baronin leise und scharf. »Du fährst jetzt nach Hause. Hast du mich verstanden? Du – fährst – nach – Hause!«
    Kato tat der Ton, in dem Adelaïde ihre Anweisung gab, weh, aber sie musste anerkennen, dass er die erhoffte Wirkung erzielte. Ihr Vater erhob sich gehorsam von seinem Stuhl und stand dann mit hängenden Armen da. Adelaïde seufzte und griff nach seinem Arm, um ihn zu führen.
    Kato ging hinter ihnen her und bemerkte die Blicke, die ihren Vater trafen. Mitleid las sie daraus, aber auch Verachtung, Spott und gelegentlich sogar hämisches Vergnügen. »… wohl wieder zu tief ins Glas geschaut. Die arme Frau …«, hörte sie eine Stimme sagen. Kato presste die Lippen zusammen und zwang sich, die Blicke und das Getuschel zu ignorieren. Sie atmete erleichtert auf, als sie die Freitreppe erreichten, und sah mit Erleichterung ihre Kutsche unten an der Treppe warten.
    Adelaïde bugsierte Katos Vater die Stufen hinunter und überließ es dem Kutscher und einem der Diener, ihn in das Innere des Gefährts zu hieven. Währenddessen wiederholte sie die Anweisungen, die sie Kato vorhin schon gegeben hatte.
    Kato versprach ihr, alles in ihrem Sinne zu bewerkstelligen und ließ sich von dem Diener in die Kutsche helfen. Sie war wirklich müde, knochenmüde. Sie sank ihrem Vater gegenüber auf die Bank und lächelte ihn an.
    Sein Blick, so starr wie der einer Puppe, belebte sich nicht. Er ruckelte mit der anfahrenden Kutsche vor und zurück, hin und her, und sein Kopf wackelte auf dem Hals. »Wer bist du?«, fragte er nach einer Weile mit quengelnder Stimme. »Ich kenne dich nicht. Wo ist Adelaïde?«
    Kato seufzte und lächelte ihn an. »Ich bin es, Papa«, sagte sie und nahm die Kappe ab. »Siehst du? Ich bin als Junge verkleidet. Wir waren auf einem Maskenball.«
    Sein Blick blieb misstrauisch. »Adelaïde«, wiederholte er. Er wollte sich über die Augen reiben, stieß aber mit den Fingern an seine Maske und erstarrte, die Hand in der Luft vor seinem Gesicht. Sein Mund verzog sich.
    Kato beugte sich hastig vor und nahm ihm erst den kegelförmigen Hut und dann die Maske ab. Sein halb geweißtes Gesicht mit der zerlaufenden Schminke wirkte lächerlich und traurig zugleich.
    »Du bist maskiert, Papa«, sagte Kato geduldig. »Komm, ich helfe dir, das Zeug aus deinem Gesicht zu

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