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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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kindisch, das zu tun, aber als ihre Finger den glatt polierten Griff umschlossen, fühlte sie sich augenblicklich weniger ängstlich.
    Sie begann nach oben zu steigen. Dunkel und still. Harmlos still. Kato entspannte sich. Es war vollkommen verrückt, hier Gefahr zu wittern, wo doch nur ein wenig Schlamperei und nächtliche Ruhe herrschten. Morgen würde Adelaïde die Dienstboten zur Ordnung rufen, damit so etwas nicht wieder vorkam, und …
    Ein Licht flammte auf und blendete sie, jemand griff nach ihrem Arm. Kato schrie auf und machte einen erschreckten Satz. Unwillkürlich hieb sie mit dem Messer blind um sich. Jemand fluchte, etwas rumpelte, die Hand packte erneut zu und verdrehte ihr den Arm. »Mach keinen Ärger, Junge«, sagte eine tiefe Stimme. »Hast du nicht verstanden, dass ihr in euren Kammern bleiben sollt?« Ein schmerzhafter Griff entwand ihr das Messer.
    Kato wollte protestieren, fragen, sich wehren, aber nun gewöhnten sich ihre Augen an das Licht, und was sie sah, ließ sie vor Schreck verstummen. Ein dunkel uniformierter Mann wog missbilligend ihr Messer in der Hand, ein anderer strahlte sie mit einer starken Lampe an und der dritte, in einen zivilen Mantel und einen steifen Hut gekleidet, hatte sich mit dem Mann mit der Lampe unterhalten und wandte ihr nun seine Aufmerksamkeit zu. Während er sie musterte, sah sie das Erkennen in seinen Augen und biss die Zähne zusammen.
    »Fräulein von Mayenburg«, sagte der Kommissär mit einem überraschten und belustigten Lächeln. »Entschuldigen Sie meinen Männern den groben Zugriff. Aber wir wussten ja nicht, dass Sie in einer solchen Verkleidung durch die Gänge geistern.« Sein Blick fiel auf das Messer und er schnalzte mit der Zunge. »Noch dazu mit einem Mordinstrument bewaffnet«, setzte er hinzu, und die unterdrückte Heiterkeit in seiner Stimme machte Kato wütend.
    »Sie schleichen wie ein Dieb herum«, fuhr sie ihn an. »Was treiben Sie und diese Männer in unserem Haus, Herr Pejić?«
    Er lächelte wieder, aber seine Augen blickten so kalt wie die eines Fischs. »Ich denke, wir können die Baronesse jetzt loslassen, sie wird uns nicht davonlaufen«, sagte er.
    Der harte Griff um Katos Arm löste sich, aber eine schwere Hand blieb wie zufällig dort vergessen auf ihrer Schulter liegen.
    »Herr Kommissär?«, fragte Kato scharf, obwohl ihr die Knie zitterten. »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
    Pejić nickte knapp und anerkennend. »Fräulein von Mayenburg«, sagte er, »ich habe den Auftrag, Sie und Ihren Herrn Vater zu einem Besuch im Roten Haus einzuladen.« Er winkte dem Uniformierten, der immer noch das Messer festhielt, und der griff schweigend mit seiner freien Hand zu seinem Gürtel, um ein Paar Handfesseln davon zu lösen.
    Kato sah ihm ungläubig dabei zu. »Einladung«, wiederholte sie mit stockendem Atem. »Herr Kommissär, das ist keine Einladung, sondern eine …«
    »Bitte, Fräulein von Mayenburg«, unterbrach Pejić sie leise. »Machen Sie es sich und mir nicht noch schwerer. Ich habe meine Anweisungen, denen ich unbedingt Folge zu leisten habe.«
    Kato wollte die Arme hinter dem Rücken verstecken, aber die Uniformierten fackelten nicht lange. Derjenige, dessen Hand auf ihrer Schulter lag, drehte sie mit Schwung zu sich und der andere legte ihr mit routinierten Handgriffen die Fesseln an. Kato spürte das kalte Metall, hörte das leise Klicken, mit dem die Handschellen einschnappten, und schauderte. »Mein Vater …«, sagte sie. »Die Baronin …«
    »Ihr Herr Vater ist schon auf dem Weg zum Roten Haus«, erklärte der Kommissär. »Sorgen Sie sich bitte nicht, er wird dort auch ärztliche Betreuung erfahren. Und nun – darf ich bitten?« Er vollführte eine höflich-bestimmte Handbewegung.
    Kato ließ sich von den beiden uniformierten Männern, die rechts und links von ihr aufragten, aus dem Haus und zu einer dort wartenden Motorchaise führen. Sie zitterte vor Wut, Scham und Angst. Sahen die Bediensteten aus den Fenstern dabei zu, wie die Baronesse von Mayenburg abgeführt wurde wie eine gemeine Verbrecherin? Was wartete im Roten Haus auf sie? Was hatte das Sicherheitsbureau mit ihr und ihrem Vater vor? Was wollte die Geheimpolizei von ihnen? Dieser letzte Gedanke machte, dass sie sich fest auf die Lippe biss, um den Entsetzenslaut tief in ihrer Kehle zu verschließen, den sie sonst sicher ausgestoßen hätte. Die Elementarwesen! Pejić hatte sie ja gewarnt, und sie hatte diese Warnung in den Wind

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