Aethermagie
er Ihnen dazu alles erzählt?«
»Nichts«, fauchte Kato. »Wie kann er mir etwas erzählen, von dem er und ich noch nie zuvor gehört haben? Herr Pejić, Sie fangen an, mich zu ärgern.«
»Das tut mir aufrichtig leid.« Er lächelte nun offen. »Aber Sie müssen mir die Feststellung erlauben, dass meine harmlose Frage nach dem Umgang mit Elementarwesen – von denen Sie vorgeben, nicht zu wissen, was sie überhaupt sind – Sie über die Maßen aufzubringen scheint.«
»Ach, fahren Sie zur Hölle«, entfuhr es Kato. »Ich sage gar nichts mehr. Bringen Sie mich nach Hause.«
»Dieser Bitte kann ich leider nicht entsprechen.« Er stand auf und ging durch den Raum, wechselte ein paar leise Worte mit dem jungen Polizisten.
»Was wollen Sie eigentlich von mir?« Kato fühlte sich ängstlich und aufgeregt zugleich, und bemühte sich, das nicht zu deutlich zu zeigen. Sie sehnte sich nach ihrem Zuhause. Es war so hässlich und kalt hier, so fremd und bedrohlich.
Pejić blieb neben dem matten Spiegel stehen und rieb sich über das Gesicht. »Wie steht es mit dem Treffen, in das Sie Ihre Kaiserliche Hoheit, die Prinzessin, verwickelt haben? Was war Ihre Absicht dahinter?«
Kato starrte ihn an. »Was bezwecken Sie mit Ihren Fragen?«, fragte sie zurück. Als Pejić den Kopf schüttelte, stand sie auf. »Ich weigere mich, mit Ihnen zu reden. Sie dürfen mich nicht festhalten. Weiß meine Stiefmutter, dass Sie mich und Papa haben entführen lassen?«
Seine Miene war vollkommen undurchdringlich. »Es wäre für alle Beteiligten besser, wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, Baronesse«, erwiderte er.
»Wer hat uns verleumdet?«, beharrte Kato. »Sagen Sie es mir, und ich überlege mir, ob ich kooperiere. Ansonsten dürfen Sie mich jetzt einsperren.« Sie wandte sich zur Tür.
Der Kommissär seufzte laut und warf seinen Federhalter auf den Tisch. »Fräulein von Mayenburg, Sie sind erstaunlich stur. Kommen Sie, setzen Sie sich wieder. Wir werden eine Lösung für unser gemeinsames Problem finden.«
Kato zögerte, dann zuckte sie die Achseln und kehrte zum Tisch zurück. Sie wollte schließlich herausfinden, wo ihr Vater war und wie es ihm ging.
Pejić sah auf die Akte hinunter. »Wie Sie wissen, befindet sich unser geliebtes Kaiserreich seit mehr als zehn Jahren im Krieg«, begann er, als würde er eine Geschichtslektion erteilen.
Kato verdrehte die Augen. »Genau genommen seit 1873«, erwiderte sie. »In diesem Jahr griffen die Leukoi, die wir ›Engel‹ nennen, erstmals eine unserer Städte im transleithanischen Grenzgebiet an. Der Angriff erfolgte ohne Vorwarnung, Tiraspol wurde beinahe ohne Gegenwehr überrannt und eingenommen. Niemand weiß, woher die Engel gekommen sind und was sie zu diesem Krieg veranlasst hat, allerdings wird vermutet, dass sie entweder durch das Osmanische Reich oder Zar Alexej unterstützt werden.«
Pejić lachte. »Sie müssen mir verzeihen. Ich hätte wissen müssen, dass Sie als Tochter Ihres Vaters über eine umfassende Bildung verfügen.«
Kato blieb ernst. »Worauf wollen Sie hinaus?«
Der Kommissär erwiderte ihren Blick. »Staatsfeindliche Organisationen sorgen seit Jahren dafür, dass der Krieg auch hierher getragen wird, mitten in das Herz unserer geliebten Kaiserstadt. Die Grauen Kader, die sich als Befreier des Vaterlandes aufspielen, obwohl sie allesamt nur feige Deserteure sind, haben allein in diesem Jahr mehr als ein Dutzend Menschen getötet oder verstümmelt; sie haben Brände gelegt und ehrbare Kaufleute ausgeraubt. Die anarchistischen Zellen untergraben täglich die Autorität der Polizei mit ihren Umtrieben, die auf nichts anderes als die Herrschaft des Chaos zielen!« Er holte tief Luft. »Vergeben Sie mir meine Hitzigkeit, Baronesse. Die Vierte Abteilung reibt sich im Kampf gegen diese Marodeure und Vaterlandsverräter auf. Vor kaum einer Woche starben drei meiner Männer durch eine Bombe, die in einem unserer externen Bureaus deponiert worden war.«
Kato legte den Kopf schief. »Das tut mir leid«, sagte sie leise. »Aber Sie glauben doch nicht im Ernst, dass mein Vater oder ich mit diesen Umtrieben etwas zu tun haben könnten.«
Der Kommissär biss sich auf die Lippe. Er sah den Polizisten an, der reglos neben der Tür wachte, und gab ihm einen Wink. Der Polizist schlug die Hacken zusammen und marschierte hinaus. Als die Tür sich hinter ihm geschlossen hatte, lehnte Pejić sich zurück und blickte an Kato vorbei zum Spiegel. »Sehen Sie, Fräulein von
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