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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Mayenburg«, begann er mit trockener Stimme zu sprechen, »wir beide wissen, dass solche Anschuldigungen aus der Luft gegriffen wären. Allerdings bleibt die Tatsache bestehen, dass Sie mit Erzherzogin Marie-Louise Kontakt aufgenommen haben und dass Sie beide für einen verdächtig langen Zeitraum verschwunden waren. Die für die Sicherheit Ihrer Kaiserlichen Hoheit zuständigen Kräfte waren im höchsten Maße beunruhigt.«
    Kato konnte ein Lächeln nicht unterdrücken. »Ich denke, dass die Erzherzogin sehr wohl weiß, was sie tut«, gab sie zurück.
    Der Kommissär nickte knapp. »Darüber steht mir kein Urteil zu.« Er suchte nach Worten. »Ihr Herr Vater stellt ein Sicherheitsrisiko dar«, sagte er dann unvermittelt. »Sie wissen, warum. Aus dem gleichen Grund sind wir auf Sie aufmerksam geworden.«
    Kato saß ganz still. »Wie meinen Sie das?«
    Pejić blätterte in dem Aktenordner, aber Kato konnte sehen, dass er nicht darin las, sondern gedankenverloren auf den Tisch blickte. »Ich war gegen Ihre Verhaftung zu diesem Zeitpunkt«, sagte er schließlich. »Man hat mich aber davon überzeugt, dass es in gewisser Weise zu Ihrem Schutz und Ihrer Sicherheit notwendig geworden ist, Sie hierher zu schaffen.« Er hob den Kopf und starrte Kato grimmig an. »Reden wir offen miteinander. Wir wissen, dass Sie und Ihr Vater zu den so genannten Sensitiven gehören.«
    Kato schüttelte abwehrend den Kopf. »Was auch immer das bedeutet, ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
    »Doch, das haben Sie.« Pejić blätterte und las: »Fräulein von Mayenburg legt ähnlich wie der Herr Baron ein eigentümliches Gebaren an den Tag. Wenn sie sich unbeobachtet glaubt, redet sie lebhaft mit Wesenheiten, die niemand außer ihr zu sehen in der Lage ist. Außerdem entfernt sie unter Missachtung der Gesetze regelmäßig die Schutzkäfige von den Lampen in ihrem Zimmer. Beides sind Verhaltensweisen, auf die ich zu achten angewiesen wurde, bevor ich die Stellung im Hause Mayenburg angenommen habe.«
    Kato schnappte nach Luft. »Sie haben Spione unter unser Personal geschmuggelt?«
    Pejić hob nur eine Braue und blätterte weiter, bis er eine abgeheftete Tasche gefunden hatte, die er nun öffnete. Er drehte den Ordner und schüttelte ein Büchlein heraus, bei dessen Anblick es Kato heiß und kalt den Rücken hinunterlief. Sie klammerte ihre Hände um die Tischkante und rief: »Mein Tagebuch? Was fällt Ihnen ein … Wie können Sie es wagen!«
    »Ich diene der Vierten Abteilung der eigenen Kanzlei Seiner Kaiserlichen Majestät«, erwiderte der Kommissär unerschütterlich. »Ich schütze den Staat, dem ich diene, und Seine Kaiserliche Majestät mit meinem Leib und meinem Leben. Hinter diesem höchsten Ziel muss jeder Skrupel zurückstehen, Baronesse. Auch der, in anderer Leute Privatangelegenheiten herumzuschnüffeln.«
    »Passen Sie nur fein auf, dass Sie Ihre Nase dabei nicht in Hundedreck stecken«, fauchte Kato. Ihr war ganz übel bei dem Gedanken, dass die flinken schwarzen Augen des Kommissärs über den schriftlichen Ausdruck ihrer allergeheimsten Gedanken gewandert waren. »Mir wird übel«, sagte sie, als ihr diese Tatsache in ihrer ganzen Tragweite bewusst wurde. »Wer hat das außer Ihnen …? Ich bitte darum, mich zurückziehen zu dürfen.« Sie legte die Hände auf den Tisch und bettete ihre Stirn darauf. Alles drehte sich rasend schnell im Kreis. Was hatte sie ihrem Tagebuch anvertraut? Wusste jetzt das ganze Sicherheitsbureau über sie und Ferenc Bescheid? Und was hatte sie über die Elementarwesen geschrieben, über ihren Vater …?
    Ein gequälter Laut entfloh ihren Lippen. Undeutlich nahm sie wahr, dass der Kommissär aufgestanden war und sich zum Spiegel begeben hatte. Er sprach leise mit jemandem im Nebenraum, dessen Stimme bei der Antwort nur undeutlich und verzerrt zu vernehmen war.
    Dann kehrte er an ihre Seite zurück und sagte: »Fräulein von Mayenburg, wir befinden uns im Krieg, und der Verrat lauert in unserer Mitte. Wir müssen jedem noch so kleinen Verdacht nachgehen, und sei es nur, um ihn auszuräumen.«
    Kato hob den Kopf und sah ihn an. Sie blinzelte, denn ihre Sicht war verschleiert. Weinte sie etwa? »Ich möchte wissen, wer mein Tagebuch gelesen hat.«
    Pejić seufzte. »Niemand außer Major Nagy«, erwiderte er. »Mir selbst wurden nur Abschriften von den Passagen zur Kenntnis gebracht, die meine Arbeit betreffen.«
    Kato stöhnte wieder und verbarg das Gesicht in den Händen. »Ich bin müde. Lassen

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