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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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zurück«, hatte er zu Wolffers gesagt. Damit war er gegangen und hatte es dem Polizisten überlassen, sie in ihre Zelle zu schaffen.
    Seitdem war sie allein und dankbar dafür, dass man sie in Ruhe ließ. Ihre Tränen waren längst versiegt, und sie fühlte sich innerlich wund und zerschlagen, gleichzeitig rastlos und unfähig, sich zu bewegen. Ihre Gedanken trieben matt und gleichgültig vorüber, und sie war zu kraftlos, einen davon festzuhalten. Die lauter werdenden Stimmen und die Schritte, die den Gang hinaufkamen und vor ihrer Tür haltmachten, weckten ihre Aufmerksamkeit immerhin so weit, dass sie den Kopf wandte und sich aufsetzte.
    Dann klapperte das Schloss, der Riegel schnappte zurück und die Tür wurde aufgerissen, sodass sie gegen die Wand knallte. Ehe Kato begriff, was ihr geschah, hing sie im Griff eines ungeschlachten Riesen, der sie mit seinen bratpfannengroßen Pranken einfach von ihrem Lager pflückte wie eine Stoffpuppe und mit ihr zur Tür stapfte. Dort standen breit aufgepflanzt, aber mit hilflosen Mienen zwei Polizisten – der junge Wolffers und ein etwas älterer, untersetzter Mann mit Schnauzbart – und versperrten den Ausgang.
    »Mann«, sagte der ältere Polizist in einem besänftigenden Ton, in dem man mit einem tollwütigen Hund sprechen würde, »nun sei doch vernünftig. Setz die junge Dame wieder ab, komm aus der Zelle und warte, bis Major Nagy zurück…«
    Er kam nicht weiter, denn der Riese streckte wortlos die Hand aus und schob ihn beiseite. »Stehen bleiben«, rief Wolffers und riss seine Pistole aus dem Gürtelholster. Er zielte auf den großen Mann, aber der Lauf seiner Waffe schwankte unentschieden hin und her, bis sein Begleiter die Hand darauflegte und ihn niederdrückte. »Mach dich nicht unglücklich, Urs«, sagte er.
    Kato klemmte in einer, wie sie fand, höchst würdelosen Stellung in des Riesen Armbeuge und wurde fest gegen seine nach Mottenkugeln riechende schwarze Jacke gepresst. »He«, rief sie erstickt. »Was hat er vor? Will mir denn niemand zu Hilfe kommen?«
    Der Riese stapfte mit ihr durch den Gang zur Treppe. »Fürchten Sie nichts, Fräulein«, sagte Wolffers, der hochrot vor Aufregung im Gesicht neben ihnen herlief. »Man wird sich darum kümmern. Ich habe den Kommissär bereits alarmiert.«
    Kato strampelte mit den Beinen. »Er soll mich hinunterlassen«, sagte sie wütend. »He! Hast du mich gehört? Lass mich runter!«
    Der Riese stapfte ungerührt weiter. Katos Blick fiel auf die seltsame Kostümierung des Mannes. Er trug unter seiner schwarzen Jacke einen knielangen weißen Kittel, unter dem wiederum grau-schwarz gestreifte Hosen zum Vorschein kamen. Sie verdrehte den Kopf und sah an ihm empor. Auf seinem Kopf mit dem kurz geschorenen dunklen Haar thronte eine etwas zu kleine schwarze Melone, die speckig glänzte. Sein Gesicht war rund und ausdruckslos, mit hellen kleinen Augen, die starr nach vorne blickten. »Wer ist das überhaupt?«, fragte Kato, die immer noch hilflos in seinem Griff zappelte. Er war ein gutes Stück größer und breiter als jeder Mann, der ihr je begegnet war, und musste unglaublich stark sein, denn weder seine Schritte noch seine Atmung oder seine Gesichtsfarbe verrieten etwas von der Anstrengung, sie zu tragen.
    »Er wird Ihnen nichts zuleide tun«, rief der andere Polizist, der ihnen folgte. »Hör zu, Mann, stell die junge Dame wieder auf ihre Füße. Wir begleiten euch hinunter.«
    Der Riese schien ihn nicht zu hören. Er ruckte Kato mit einem kleinen Schubs in seinem Arm zurecht und machte sich an den klackernden Aufstieg über die Eisentreppe. Am Kopf der Treppe erwartete sie Kommissär Pejić. Er hatte seine Jacke offensichtlich in aller Eile übergeworfen, denn sie war schief geknöpft, und auch sein Haar erschien nicht so akkurat geglättet wie sonst. Wenn man ihn aus dem Schlaf geholt hatte, war das seinem wachen, zornigen Blick aber nicht anzumerken. »Moroni«, sagte er leise und grimmig. »Was fällt dir ein?«
    Der Riese blieb stehen und grunzte unschlüssig. Dann stellte er Kato behutsam auf die Füße und zog ein Stück Papier aus der Tasche, das er Pejić übergab. »Er hatte einen gültigen Passierschein, und ich habe ihn zu Fräulein von Mayenburg gebracht«, entschuldigte sich der ältere Polizist. »Ich wusste nicht, dass er sie entführen wollte.«
    Pejić faltete das Schreiben wieder zusammen und reichte es dem Riesen zurück. »Sag deinem Herrn, dass ich Fräulein von Mayenburg unter Protest mit dir

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