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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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Sie mich gehen«, sagte sie.
    »Ich muss Ihnen noch einige Fragen stellen«, erwiderte der Kommissär. »Dann lasse ich Sie in Ruhe.« Kato hörte, wie er seinen Stuhl zurechtrückte und mit Papier raschelte. Er räusperte sich. »Leutnant Vásáry«, begann er, woraufhin Kato ihn unterbrach.
    »Das ist zu viel«, sagte sie erstickt. »Nichts davon geht Sie oder das Sicherheitsbureau auch nur einen Hauch an. Es ist ganz und gar meine privateste Angelegenheit, was ich über Leutnant Vásáry denke oder über ihn in mein Tagebuch geschrieben habe!«
    Der Kommissär erwiderte ihren Blick mit steinerner Miene. »Wir haben den Leutnant dazu vernommen. Seine Aussage …«
    Kato beugte sich vor und schrie ihn unter Tränen an: »Wie konnten Sie es wagen? Wie konnten Sie sich derart in mein Privatleben mischen?«
    »Fräulein von Mayenburg!« Jetzt wurde auch der Kommissär lauter. »Es gibt keine Privatangelegenheiten, wenn die Sicherheit unseres Landes auf dem Spiel steht!«
    Kato entfuhr ein Schimpfwort, das ihr selbst die Röte in die Wangen trieb. Sie wandte sich heftig ab. »Unsere Unterhaltung ist beendet. Ich sage kein Wort mehr«, sagte sie, um Fassung ringend.
    Er zog seine Uhr hervor und blickte darauf. »Nun gut, ich will mir nicht vorwerfen lassen, ich hätte Sie gefoltert. Wir werden unser Gespräch also morgen fortsetzen.«
    Kato konnte nicht verhindern, dass ihr ein erleichtertes Schnaufen entfuhr. »Danke«, sagte sie. »Das ist der erste vernünftige Satz, den ich heute von Ihnen vernommen habe.« Sie schob ihren Stuhl zurück. »Darf ich vorher noch meinen Vater sehen?«
    Pejić blickte an ihr vorbei. Er zögerte. Wiegte den Kopf. Sagte: »Das kann ich nicht entscheiden …«, und sah dabei immer noch starr an ihr vorbei. Wen sah er da an?
    Kato schaute über ihre Schulter und blickte in das verzerrte Abbild ihres eigenen Gesichts. In den Spiegel, der so groß und hässlich an der kahlen Wand hing.
    »Das ist gar kein Spiegel«, rief sie und sprang auf. »Wer beobachtet uns da?« Sie stürmte zu dem Scheinspiegel und presste ihr Gesicht dagegen, schirmte das Licht mit den Händen ab und versuchte, in den Raum hinter dem spiegelnden Glas zu schauen. Aber dort war nichts zu erkennen als Dunkelheit und vage, sich bewegende Schemen.
    Eine Hand griff nach ihrer Schulter und zog sie fort. »Fräulein von Mayenburg, echauffieren Sie sich nicht derart«, mahnte der Kommissär. »Dort befindet sich nichts, was Sie interessieren müsste.«
    Einen Moment lang war Kato versucht, den Stuhl zu nehmen und gegen die Spiegelfensterscheibe zu schmettern. Aber der Kommissär hielt sie fest und schob sie zur Tür. »Wir gehen jetzt hinaus«, sagte er in einem besänftigenden Tonfall. »Wir sind ganz brav und verlassen dieses Zimmer, dann können wir auch gleich zu Bett gehen. Wir sind doch schrecklich müde, nicht wahr?«
    Kato riss sich los und machte eine Bewegung, um nach der Stuhllehne zu greifen.
    »Sie sollen Ihren Vater sehen«, rief Pejić hastig. »Warten Sie.« Er verließ den Raum.
    Wenig später hörte Kato das Murmeln von Stimmen hinter dem falschen Spiegel. Sie wartete eine Weile, dann wurde es ihr zu viel. Sie baute sich vor dem Spiegel auf und rief: »Wer auch immer sich dort verbergen mag: Wenn Sie Wert darauf legen, dass ich mit Ihnen zusammenarbeite, dann lassen Sie mich jetzt sofort zu meinem Vater!«
    Wieder das Gemurmel. Kato konnte nicht hören, was die Stimmen sagten, aber wenig später kehrte Pejić zurück, lächelte sie etwas gequält an und sagte: »Kommen Sie. Ich bringe Sie zu Ihrem Vater.«
    Kato ging zwischen Pejić und dem jungen Polizisten Wolffers, die sie durch einen dunkelgrünen, einen nachtblauen, einen beinahe schwarzvioletten und einen ekelhaft leberfarbenen Korridor geleiteten.
    Eine steile Eisentreppe führte von dort aus hinab in eine Dunkelheit, die nach der schattenlosen Helligkeit des Ganges, aus der sie kamen, umso erschreckender wirkte.
    Pejić erteilte dem Polizisten ein knappes Kommando, und der eilte voraus und betätigte einen roten Hebel. Mit einem lauten Krachen und Zischen erwachten auf dem ganzen Weg die Treppe hinunter hell strahlende Beleuchtungskörper zum Leben.
    Der Kommissär reichte ihr eine stützende Hand, die sie ausschlug, und machte sich an den Abstieg. Die Stufen waren glatt und schmal, und die Treppe wand sich in einer steilen Spirale hinab.
    »Wir müssen doch schon tief unter der Erde sein«, sagte Kato. »Gelangen wir auf diesem Weg nicht geradewegs in

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