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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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gehen lasse«, sagte er langsam und deutlich. Kato sah, dass er dem Blick des Riesen auswich, als wäre sein Anblick ihm unangenehm. »Major Nagy wird sich mit dem Akademischen Rat in dieser Angelegenheit in Verbindung setzen. Es geht nicht an, dass auf diese Art und Weise in die Befugnisse der Vierten Abteilung eingegriffen wird.«
    Der Riese nickte zögernd und mit gerunzelter Stirn. Seine Lippen bewegten sich stumm. »… eingegriffen wird«, wiederholte er mit einer dumpfen, wie aus einer tiefen Höhle erklingenden Stimme.
    »Richtig.« Pejić wandte sich ab und sah Kato an. »Baronesse«, sagte er leise und eindringlich, »Sie sind nicht dazu gezwungen, Moroni zu begleiten. Sie können die Vierte Abteilung um Schutzhaft bitten und dieser Bitte müsste ich unbedingt nachkommen, trotz dieses Überstellungsbefehls.« Seine Blicke sandten eindringliche Botschaften, die Kato zu ignorieren geruhte.
    »Danke, Herr Kommissär«, erwiderte sie kühl. »Ich möchte die Gastfreundschaft der Vierten Abteilung nicht über Gebühr in Anspruch nehmen. Wer dieser Herr Moroni auch sein mag und wohin auch immer er mich bringt – ich folge ihm von Herzen gerne.«
    Pejić zuckte mit den Augenlidern. »Sie wissen nicht, was sie sagen«, gab er zu bedenken. »Hier sind Sie in Sicherheit, nichts und niemand wird Ihnen zu nahe treten. Hingegen …«
    Kato wandte sich ab. »Ich denke, wir haben uns nichts mehr zu sagen.«
    »Fräulein von Mayenburg …«
    Sie hörte ihm nicht weiter zu, sondern ging mit forschen Schritten weiter den Gang entlang. Wenn sie sich nicht irrte, musste irgendwo dort hinten der Eingang sein, durch den Pejić sie ins Haus gebracht hatte. Sie hörte und spürte an den Erschütterungen im Boden, dass der Riese ihr eilig folgte. Natürlich war sie nicht im Mindesten so gelassen und kühl wie sie Pejić gegenüber gerade getan hatte. Inwendig vibrierte sie wie eine angerissene Saite. Wer war Moronis Herr? Über wie viel Macht verfügte er, dass er eine Gefangene aus den Klauen der Geheimpolizei befreien konnte? Was erwartete sie hinter dieser Tür ins Freie?
    Es war ein dunkelbrauner Motorwagen.
    Der große Mann stapfte wortlos an ihr vorbei und riss den Schlag des Wagens auf. Kato warf einen flüchtigen Blick zurück und an der Front des Roten Hauses empor. »Mein armer Papa«, flüsterte sie und blinzelte die aufsteigenden Tränen fort. Sie stieg ein und wurde an die gegenüberliegende Tür gedrückt, als Moroni sich neben ihr auf die Rückbank quetschte. Die Federung des Wagens ächzte, die Tür schlug zu, das Brummen des Motors wurde lauter. Kato versuchte, durch die Abtrennung einen Blick auf den Chauffeur zu erhaschen, aber sie konnte nur die Umrisse seines Kopfes erkennen.
    Sie rutschte so weit wie möglich von dem Riesen fort, dessen Ausdünstung nach Mottenkugeln und Karbol ihr Übelkeit verursachte. Sie blickte aus dem Fenster und betrachtete das vorübergleitende Panorama von Straßen, Häusern und Menschen. Es erschien alles so weit entfernt und fremd, als hätte es nichts mit ihr und ihrem Leben zu schaffen.
    Kato konnte einen Seufzer nicht unterdrücken. »Wo bringst du mich hin?«, fragte sie, ohne den Blick vom Fenster abzuwenden. Der Riese antwortete nicht. Kato drehte den Kopf und sah ihn fragend an. Moroni hatte den Hut abgenommen, der sonst gegen den Plafond des Wagens gequetscht worden wäre, und hielt ihn in seinen großen Händen. Er blickte starr auf seinen Schoß hinab. Kato sah, dass seine Wangen leicht bebten und seine Lippen sich wie vorhin im Gespräch mit Pejić stumm bewegten. Ansonsten blieb sein Gesichtsausdruck unbewegt und leer. »Feld«, sagte er schließlich mit der gleichen dumpfen und zugleich hohl hallenden Stimme wie zuvor. Er nickte kurz und bestätigend, mit einem Schimmer der Erleichterung in seinen hellen Augen. »Feld«, wiederholte er fester und nachdrücklich. Dann schwieg er wieder und starrte seinen Hut an.
    »Und was bedeutet das?«, fragte Kato und wartete ohne große Hoffnung eine Weile, ob er antworten würde. Sie hörte, wie der Chauffeur hämisch lachte.
    Der große Mann zerdrückte seinen speckigen Hut zwischen den Fäusten. Die Adern an seinen Schläfen traten hervor. Er öffnete mehrmals den Mund, ohne dass ein Ton seine Lippen verlassen hätte, dann stieß er mit einem stöhnenden Seufzer den Atem aus. Seine Augen rollten wie die eines gejagten Wildes.
    Kato, der die offensichtliche Qual des tumben Riesen ins Herz schnitt, legte ihre Hand auf eine der

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