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Aethermagie

Titel: Aethermagie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Gerdom
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geballten Fäuste. »Ist schon gut«, sagte sie besänftigend, als spräche sie zu einem verschreckten Kind. »Es tut mir leid, dass ich dir mit meinen Fragen solche Pein bereite. Vergiss einfach, dass ich dich gefragt habe, hörst du?«
    Der Riese blinzelte langsam. Sie konnte sehen, wie ihre Worte Silbe für Silbe in seinen Kopf wanderten und dort von den stumpfen Zähnen seines Verstandes zermalmt wurden. Dann nickte er, lächelte dankbar und ließ den misshandelten Hut aus dem Griff seiner Fäuste fahren.
    Kato sah gespannt aus dem Fenster, als sie in einen gepflegten, weitläufigen Park einbogen und an einem kreisrunden Teich vorüber auf ein kastenförmiges, viergeschossiges Backsteingebäude zufuhren, das mit seinen vielen Bogenfenstern und dem säulengestützten Portikus Ehrfurcht gebietend und streng wie ein Tempel oder Gerichtsgebäude auf sie wirkte.
    »Was ist das?«, fragte sie atemlos.
    »Feld«, antwortete Moroni, und es klang zufrieden. Er legte seine Pranke auf den Türgriff und schob die Tür im gleichen Moment auf, in dem der Motorwagen anhielt. Er stieg aus dem Wagen, der dabei heftig ins Schaukeln geriet, stapfte um das Gefährt herum und riss Katos Tür auf. Der Chauffeur, der aus seiner Kabine gesprungen war, lehnte lässig an der Motorhaube, drehte eine Zigarette und grinste zu den Hantierungen des Riesen. »Immer hübsch langsam, Moroni«, sagte er und leckte das Papierchen an. »Pass auf, dass du das Mädel in der Eile nicht zertrampelst.«
    Kato, die an Moronis Hand aus dem Fond geklettert war, richtete sich auf und warf dem frechen Kerl einen vernichtenden Blick zu. »Über wen äußerst du dich da so unbotmäßig?«, fragte sie scharf.
    Der Chauffeur grinste und zündete die Zigarette durch einen Schlitz in der Motorhaube hindurch an einem der gefangenen Plasmateufelchen an. Kato konnte erkennen, dass er das Elementarwesen nicht sah – aber was glaubte er, da unter der Haube des Wagens zu beherbergen? Die Frage lenkte sie ein wenig von ihrer Empörung über das unverschämte Verhalten des Mannes ab.
    »Reg dich ab, Kleine«, sagte der Chauffeur zu ihrem blanken Erstaunen. »Du magst ja mal eine feine Dame gewesen sein, aber jetzt bist du hier gelandet.« Er wies mit dem Kinn auf das über ihnen aufragende Gebäude und blies eine Rauchfahne in Katos Gesicht.
    Kato spürte, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufrichteten. »Und was heißt das?«
    Der Chauffeur lachte und stieß sich von der Motorhaube ab. »Wirst du schon noch rausfinden, Herzchen«, entgegnete er und stieg in den Wagen.
    Kato blickte voller Verwirrung und mit einem eiskalten Gefühl der Angst auf und in Moronis gleichmütiges Gesicht. Er erwiderte ihren Blick mit einem Nicken, legte seine Hand auf ihr Schulterblatt und deutete zum Haus.
    Während der Motorwagen hinter ihnen knirschend durch das Tor fuhr, ließ Kato sich zum Eingang des Hauses führen. Der Säulenportikus ragte hoch über ihrem Kopf auf und warf einen düsteren Schatten auf ihren Weg. Katos Schritte wurden langsamer, und sie begann sich gegen den Druck der Hand in ihrem Rücken zu sträuben. »Ich gehe keinen Schritt weiter«, sagte sie energisch. »Was ist das für ein Haus? Was befindet sich darin?« Sie drehte sich zu Moroni und sah zu ihm auf. »Dieses Mal musst du mir antworten.«
    Der große Mann hob in einer hilflosen Geste die Hände und schüttelte den Kopf. »Gehen«, sagte er schwerfällig. »Bitte.« Er legte seine schwere Hand wieder auf Katos Schulter und übte einen sanften, aber beharrlichen Druck aus, mit dem er sie aufs Haus zuschob.
    Kato löste ihren Blick von den flehenden Augen des Riesen und ging weiter. Es blieb ihr ja kaum eine andere Wahl.
    Der Säulenvorbau verschluckte sie wie ein hungrig aufgerissenes Maul. Moroni führte sie zu einer zweiflügligen Eichentür, die mit schwarzen Beschlägen verziert war. Er betätigte den Klopfer, dessen dumpfer Schlag im Inneren des Hauses widerhallte.
    »Ich möchte nicht …«, begann Kato, aber ihre Worte wurden vom Aufspringen der Tür unterbrochen. Eine große, kräftige Frau in einem graublauen Kleid mit blendend weißer Schürze und einem gestärkten Häubchen öffnete ihnen. Sie maß Moroni mit einem taxierenden Blick, murmelte: »Oh, du bist es«, und ließ ihn und Kato ein. Während sie hinter ihnen die Tür schloss, fügte sie mit leisem Tadel hinzu: »Du weißt aber doch, dass du den Seiteneingang benutzen sollst, Moroni.«
    Der Riese antwortete nicht. Er schob Kato hinter der

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