Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
hatte.
„Merkwürdiges Haus”, sagte Paul, nachdem er sich kurz umgesehen hatte. „Aber jetzt verstehe ich, was Annabelle meinte. Hier ist ja alles verrammelt. Diese Rohre überall verschandeln das ganze Bild und ich habe noch nie so ein riesiges Barometer gesehen.”
Friedrich sah lieber Alexandra an. Unter dem Vorwand, die in den Vitrinen ausgestellten Silberdinge zu betrachten, stand er so nah bei ihr, wie es ging. Paul machte sich an den Uhren zu schaffen und stellte sie nach seiner Taschenuhr auf die richtige Zeit ein.
„Du siehst gut aus in Uniform”, flüsterte sie.
„Und du siehst immer gut aus.” Sie lächelte und er wünschte sich woanders hin. Oh Mann, es hatte ihn gewaltig erwischt. Er fühlte sich wie 15, als er zum ersten Mal in ein Nachbarsmädchen verliebt war. Aber es war jetzt nicht die Zeit und der Ort für so etwas.
Ein großer Mann betrat den Raum. Er hatte einen sandfarbenen Anzug mit Knickerbockern an. Sein schlohweißes Haar passte nicht zu seiner energiegeladenen Erscheinung, die ihn viele Jahre jünger erscheinen ließ. Er sah aus, als würde er gleich zu einer Partie Golf aufbrechen wollen.
„Guten Tag, ich bin Rudolf Bader, was kann ich für die Herren tun? Und für die Dame, selbstverständlich.” Er ging zu Alexandra und küsste ihre Hand. „Setzen Sie sich doch”, sagte Bader und machte eine große Geste. Die Tür öffnete sich und zwei Diener brachten einen Servierwagen mit Kaffee und Tee.
„Es ist uns ja ein wenig unangenehm, aber wir sind auf der Spur einiger Verbrechen und unsere Untersuchungen führten uns zu Ihrem Anwesen.” Der Kommissar sagte das, als ob es ihm peinlich war.
„Verbrechen?” Rudolf Bader lachte. „Also ich weiß nichts von einem Verbrecher in meinem Haus. Um was für Verbrechen handelt es sich denn?”
Während der Kommissar mit Rudolf Bader sprach, konnte Paul seine Ungeduld kaum zügeln. Er wollte jetzt endlich wissen, wo Annabelle war. Dass jemand weggefahren war, ließ ihn hoffen: Vielleicht hatte Valentin sie selbst nach Hause gefahren? Warum hatte der Diener ihn dann aber so seltsam behandelt?
Er betrachtete den Hausherrn und war beeindruckt von dessen Vitalität. Er wusste ja, dass dieser vor Kurzem noch ein gesundheitliches Wrack gewesen war. Annabelle hatte ganze Arbeit geleistet. Nur wenn man ganz genau hinsah, bemerkte man noch, dass Bader schwer krank gewesen war. Die weißen Haare und die noch nicht wieder ganz aufgefüllten Reserven, was man an eingefallenen Wangen und der papierdünnen Haut der Hände erkennen konnte, waren Indizien dafür.
Rudolf Bader war von den Beschreibungen der Verbrechen ehrlich erschüttert: „Sie können selbstverständlich meine Bediensteten verhören, keine Frage.”
„Wir würden gerne die Spur weiter verfolgen”, bat Friedrich.
„Welche Spur?”
„Unsere Männer haben eine Blutspur bis zu ihrer Mauer verfolgt.”
„Wie bitte? Bis zu meiner Mauer? Und dann? Sie haben Hunde dabei?”
Der Kommissar und Friedrich sahen sich an: „Nein, keine Hunde. Wir haben Mannwölfe dabei”, erklärte der Polizist.
Rudolf Bader war sichtbar überrascht und runzelte dann verärgert die Stirn: „Sie wollen Mannwölfe auf meinen Besitz bringen? Das kann ich nicht erlauben.”
Friedrich sagte: „Wir haben sie unter Kontrolle. Außerdem sind ausgebildete ehemalige Blitzmänner dabei, die wissen, wie man mit ihnen umgeht.”
Rudolf Bader schüttelte den Kopf: „Sie verstehen das nicht, aber wir haben hier so nahe am Rhein mit so vielen schrecklichen Verdorbenen zu kämpfen. Das ist der Grund, warum dieses Haus verschlossen ist. Sie kommen aus der Luft, sie klettern die Wände hoch, sie buddeln sich durch die Erde. Es ist furchtbar, wir leiden sehr darunter.”
„Wir verstehen das”, sagte Friedrich. „Aber wir haben keine Möglichkeit die Spur mit unseren Nasen zu verfolgen.”
„Außerdem glauben wir doch eigentlich alle, dass der Verbrecher nicht hier im Haus oder auf ihrem Gelände zu finden ist”, versuchte der Kommissar zu beschwichtigen. „Wahrscheinlicher ist, dass wir nur einmal über ihr Grundstück wandern und es dann auf der anderen Seite wieder verlassen.”
Rudolf Bader seufzte: „So sehr mir das auch widerstrebt, aber ich bin kein irrationaler Mensch. Ich verstehe die Wichtigkeit Ihres Anliegens. Wenn Sie mir versichern, die Angelegenheit im Griff zu haben, dann will ich Ihnen mein Vertrauen schenken. Aber nur auf dem Gelände. Es kommt mir keiner von denen ins
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