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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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machte und sich von seinen Sünden befreien ließ?
    * * *
    Paul hätte die Fahrt unter anderen Umständen genossen, aber die Unruhe, die der Hausgeist auf ihn übertragen hatte, wollte nicht weichen. Das Automobil knatterte ohne Mucken über den Asphalt und die blühende Landschaft flog an ihnen vorbei, aber er hatte keinen Blick dafür. Was konnte geschehen sein? Er machte sich Vorwürfe, nicht gestern schon reagiert zu haben, aber er hatte eigentlich unbedingt Annabelles Entschluss, etwas allein zu tun, respektieren wollen. Er selbst hatte lange sehr unter der Einflussnahme seiner Eltern auf sein Leben gelitten, und er wünschte sich, die Fehler, die sie gemacht hatten, nicht zu wiederholen.
    Aber wenn sie wirklich in Gefahr war, dann würde er es sich nicht verzeihen können. Paul trat auf das Gaspedal und jagte den Motor des Automobils in schwindelerregende Vibrationen. Er hatte sich allerdings keine Gedanken darum gemacht, ob er das Haus der Baders überhaupt finden würde. Die Fabrik war ja nicht zu übersehen, und irgendjemand würde schon wissen, wo der Besitzer wohnte.
    Endlich fuhr er in die ihm genannte Einfahrt, stieg aus, öffnete das Tor, fuhr hindurch und glitt langsam in einen mannshohen grünen Nebel. Draußen hatte der Wind den Æther verweht, aber hier hielten die Mauern ihn scheinbar drin. Ab und zu erkannte man den Kopf einer Statue, oder die Spitze eines steinernen Kreuzes aus der grünen Suppe ragen. Das Haus kam in Sicht, und es war, wie Annabelle es beschrieben hatte: groß und düster. Paul parkte direkt vor der Haustür, er wollte nicht weit durch den Æther laufen müssen.
    Er half Alexandra aus dem Automobil und klingelte an der Vordertür. Sehr lange machte niemand auf, aber schließlich hörte er Schritte. Nach mehrmaligem Schlüssel umdrehen öffnete sich die Tür einen Spalt und ein Mann in Livree sah fragend heraus.
    „Guten Tag. Mein Name ist Paul Falkenberg und ...”
    „Herr Bader empfängt niemanden”, wurde er rüde unterbrochen.
    „Ich will auch gar nicht zu Herrn Bader, sondern zu Fräulein Rosenherz.”
    „Die empfängt auch niemanden.”
    „Seien Sie nicht albern, ich bin ihr Verlobter, und sie wird mich empfangen.”
    Der Diener machte ein steinernes Gesicht. Fast schien es Paul, als habe er Angst. „Ich habe Anweisung, niemanden einzulassen. Bitte entfernen Sie sich vom Grundstück.”
    Die Tür wollte zugehen.
    „Stopp”, sagte Paul und schob einen Schuh dazwischen. „Ich habe nur eine Frage: Das Fräulein ist also noch nicht abgereist?”
    „Ich habe keine Berechtigung, Ihnen eine Auskunft zu geben. Gehen Sie.” Der Diener stieß die Tür unsanft gegen Pauls Schuh.
    „Das ist unerhört.” Paul war unentschlossen. Einerseits war ihm Gewalt zuwider, andererseits war ihm gerade danach, den Mann einfach zu überrennen.
    „Wir rufen die Polizei!”, sagte der Diener.
    Paul nickte: „Tun Sie das. Ich gehe hier nicht eher weg, bis sie mir gesagt haben, ob Fräulein Rosenherz noch da ist.”
    „Das kann ich nicht.” Plötzlich sah der Diener hinter sich und verschwand von der Tür.
    Paul machte den Mund auf und verschluckte aber was er sagen wollte, da etwas Merkwürdiges geschah. Sein Fuß, den er in die Tür gestellt hatte, wurde von einer unsichtbaren Gewalt weg geschoben, und ehe sich Paul versah, knallte die Tür ihm vor der Nase zu. Er ging verwirrt und verärgert die Treppe herunter und lief ein paar Schritte am Haus entlang. Als er an dem Glasgebäude vorbei kam, versuchte er hineinzusehen, konnte aber nichts durch die vom Kondenswasser beschlagenen Scheiben erkennen.
    Er ging zum Auto zurück, öffnete Alexandra die Tür und stieg selbst ein.
    „Was tun wir jetzt?”, fragte die Russin.
    Paul trommelte mit seinen Fingern aufs Lenkrad: „Ich weiß es ehrlich nicht.”
    „Ich glaube, sie ist noch hier”, sagte Alexandra und zeigte auf das Haus.
    Paul nickte: „Aber warum sagte er das nicht einfach?”
    „Sie wollen, dass wir wegfahren.”
    „Vielleicht sollten wir ihnen den Gefallen tun.” Paul nahm sich seinen Hut ab und kratzte sich am Kopf. Alexandra sah ihn fragend an. Er lächelte grimmig.
    „Wir tun nur so, als ob. Die werden mich so schnell nicht los.” Er setzte den Hut wieder auf und gab Gas. Er war entschlossen, zur Not mit Gewalt einzudringen, um Annabelle zu finden. Aber hier in der grünen Suppe herumzulaufen war nicht zielführend. Irgendetwas musste ihm einfallen, vielleicht gab es eine Polizeistation in Hügelsheim, oder auch

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