Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
großen Händen. „Irgendwo in den Tunneln. Er hat weitere bauen lassen, ich habe das von meinen Geschäftsführern erfahren. Ich habe keine Ahnung, wo er sein könnte.”
Die Figur hob einen Arm und streichelte Baders Schulter. Er legte seine Hand auf ihre und verharrte in seiner Trauer. Friedrich starrte verständnislos auf das groteske Bild und wandte sich an den Kommissar: „Bringen sie ihn ins Solarium? Ich würde gerne suchen helfen.”
Schneider nickte: „Ich glaube, dass die Diener sicher noch etwas wissen. Sie müssen nur daran erinnert werden.”
Friedrich nickte und verließ den Raum, ohne sich umzusehen.
* * *
„Ich kann das nicht”, sagte Annabelle entschlossen.
Valentin sah sie verständnislos an und sein Ætherzwilling schien sich zu verdichten. „Kannst du nicht, oder willst du nicht?”, fragte er langsam.
„Du glaubst, es wäre so leicht?”, sagte Annabelle erregt. „Ich fasse das einfach an und dann wächst es zusammen.” Mal ganz abgesehen davon, dass mir schon beim Gedanken daran schlecht wird … „Hör mir mal genau zu: Ich hatte jahrelang keine Ahnung, dass ich mit meiner Hand überhaupt etwas kann, außer seltsame Empfindungen zu haben. Ich musste sie immer verstecken, was nicht so schlimm war, denn alle tragen Handschuhe. Aber immer, hörst du, auch im Sommer, bei Picknicks oder wenn es richtig heiß war. Nie einen Verdacht aufkommen lassen, nie Aufmerksamkeit darauf lenken. Und dann ist es doch herausgekommen, und bin ich deswegen fortgejagt und eingesperrt worden. Mein Vater war fort, und ich dachte, dass mich nun auch alle anderen verlassen, weil ja jetzt herausgekommen ist, dass ich verdorben bin .” Sie hatte sich in Rage geredet und die letzten Worte waren sehr laut. „Aber sie haben alle zu mir gehalten, Paul, Frau Barbara, Onkel Karl, Johanna, und noch viele mehr. Obwohl ich fast jemanden getötet hätte, obwohl ich mich fast verloren hätte.” Sie musste Luft holen, sie war so wütend, es tat so weh.
Valentin sah sie bestürzt an und die widerliche Puppe fixierte sie lidschlaglos. Der Ætherzwilling waberte und schwankte vor und zurück. Annabelle schlang ihre Arme schützend um sich und schloss die Augen. Sie war kurz davor, ihre Fassung endgültig zu verlieren.
„Das wusste ich nicht.” Valentins Stimme war brüchig.
Sie sah ihn an: „Woher auch. So etwas steht nicht in der Zeitung.”
„Ich hätte auch zu dir gehalten”, sagte er überzeugt. „Ich verurteile dich nicht.”
„Ach Valentin, das sagst du jetzt. Aber zu dieser Zeit? Meine Freundin Johanna ist auch fast aus der Gesellschaft ausgestoßen worden, nur, weil sie mich besucht hat. Dort, im Adlerhorst ...”
„Ich wusste es nicht!”, sagte Valentin heftig. „Ich hätte dich dort herausgeholt, ich habe so viel Geld, ich hätte einen Weg gefunden. Aber ich hatte keine Ahnung.”
Annabelle sah ihn an, seine Hände, die er erhoben hatte um sie zu berühren, die aber kurz vor ihr verharrten; aber auch seine Wut, die durch den Ætherschemen pulsierte. Die Puppe mit dem schrecklichen Gesicht sah sie bedrohlich an. Valentin drehte sich weg und wischte mit einer heftigen Handbewegung über den Werktisch. Metall und Papier flogen scheppernd und flatternd durch den Raum.
„Verdammt”, schrie er. „Ich hätte dich gerettet, und dann würdest du heute nicht zögern, dann würdest du mich verstehen, und lieben, und bei mir sein.”
Annabelle holte tief Luft und sagte dann leise: „Ja, das kann sein. Aber genau das ist der Punkt, Valentin. Du hättest mich gerettet, damit ich dir helfe und damit ich dich liebe.”
Sie machte eine Pause, um ihm Zeit zu geben, sich zu fassen. Sie hatte gerade selbst etwas begriffen, und das machte sie ruhig, trotz seines Ausbruchs. „Das ist der Unterschied. Du willst etwas von mir. Das ist etwas ganz anderes. Verstehst du nicht?”, fragte sie, und wusste gleichzeitig, dass er das nicht tat. „Paul hat mich gewollt, obwohl ich ihn belogen hatte, und er denken musste, dass ich ihn täuschen wollte, weil ich ihm nichts von meiner Hand erzählt hatte. Er hat keinen Moment an mir gezweifelt, obwohl es sein ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat. Obwohl er all das mit angesehen hat, was ich getan habe. Und er wollte nichts von mir, nur das ich glücklich bin.”
„Das will ich auch.” Valentin ließ den lächerlichen Hut fallen und straffte sich. Ihr fiel wieder auf, wie groß und kraftvoll er war. Seine Arme streckten sich nach ihr aus, er hatte seine Ärmel
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