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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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überlagernd, konnte er es nicht ignorieren. Seine Hand war weg. Sein Arm endete in einem Gewirr aus blutigem Fleisch, Messing und Lederfetzen.
    Er stöhnte und ein Gesicht kam in sein Blickfeld: Alexandra war da und betrachtete ihn besorgt.
    „Bleib liegen. Sie haben einen Arzt gerufen. Alles wird gut.”
    Friedrich fand keine Worte und biss die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerzen zu schreien. Alexandra legte ihm ihre kühle Hand an die Wange. Friedrich schloss die Augen und wünschte sich die Bewusstlosigkeit wieder. Es gab aber kein Entkommen und so schrumpfte sein Bewusstsein auf einen winzigen Punkt, an den er floh, um so wenig wie möglich zu spüren. Er ließ alle Gedanken fahren, alle Sorgen und die Vorstellung der Zukunft ohne rechte Hand. Das durfte nicht sein, es war einfach undenkbar.
    Die Tür ging auf und noch mehr Menschen kamen in den Raum. Er öffnete die Augen und erkannte Paul und Annabelle, hinter ihnen den mechanischen Professor. Sie standen alle um sein Bett herum und er schloss die Augen wieder. Es war zu viel, er konnte damit nicht umgehen.
    „Friedrich”, hörte er seinen Bruder rufen.
    „Was?”, krächzte er mühsam.
    „Darf Annabelle dich heilen?”
    Jetzt öffnete er doch die Augen. Er begegnete den ihren, und auf eine seltsame Art und Weise fand er es belustigend, dass sie so zerzaust aussah.
    „Was gibt es da zu heilen?”, flüsterte er dann. „Sie ist weg.”
    „Ich glaube nicht, dass ich ihm eine neue Hand wachsen lassen kann”, sagte Annabelle zu Paul.
    „Aber ich könnte das”, sagte der Professor.
    Friedrich versuchte, sich auf diesen Gedanken zu konzentrieren. Was bedeutete das? War das eine Möglichkeit? War das eine Chance auf ein lebenswertes Leben?
    „Nein”, sagte Paul.
    „Doch”, sagte Friedrich.
    Alle sahen ihn an.
    „Friedrich, wir wissen doch nicht …”, begann Paul.
    „Das ist mir egal. Es ist mein Leben, und ohne rechte Hand ist es keines mehr.”
    Sie flüsterten. Friedrich strengte sich an sie zu verstehen und wurde wütend.
    „Ich kann das sehr wohl entscheiden!”, schrie er laut. Alle sahen ihn entsetzt an. „Es ist mein Leben”, setzte er bitter hinzu und sah seiner zukünftigen Schwägerin fest in die Augen. Er fand Angst, die gleiche Angst, die er selbst verspürte. Furcht, die die Gedanken ins Bodenlose fallen lässt, und man reißt sich zurück auf einen schmalen Grat, der festen Halt bedeutet, und weiß eigentlich, dass auch dieses Refugium nur eine Illusion ist.
    „Bitte”, flüsterte er. Annabelle sah seinen Bruder an, und Friedrich ballte die verbliebene Hand zur Faust. Sollte es nun von seinem Bruder abhängen? Das Band zwischen ihnen beiden war spröde, speziell, wenn es um Annabelle ging.
    „Ich fühle mich gut”, hörte er Annabelle flüstern, als Antwort auf etwas, was Paul mit einem winzigen Kopfschütteln gesagt hatte. Friedrich machte die Augen zu und erst wieder auf, als er spürte, dass Annabelle neben ihn getreten war. Sie sah ihm noch einmal eindringlich in die Augen und ihre grüne linke Hand mit dem Ring, dessen blauer Stein sanft leuchtete, berührte seine Wunde.
    Sie zuckte mit einem Aufschrei zurück, als wäre sie verbrannt worden, und Friedrich durchflutete die Enttäuschung so heiß, als ob er explodieren würde.
    „Dann gebt mir eine Waffe und verschwindet”, schrie er bitter.
    „Reiß dich zusammen”, entgegnete Paul scharf. „Es sind genug Menschen heute gestorben.”
    „Dann eben nicht heute. Irgendwann werde ich eine Waffe finden, und niemand von euch wird mehr da sein.” Er sah, dass Annabelle weinte, und verstummte.
     
    „Ich, …, ich möchte ja helfen, aber ich habe keine Ahnung, was ich tun soll”, sagte Annabelle. Der erste Kontakt mit Friedrichs Wunde war furchtbar gewesen, und ihre Zuversicht, die sie bis gerade noch verspürt hatte, war verflogen wie ein Tropfen Wasser auf einer heißen Herdplatte.
    Der Professor stellte sich neben sie. „Wir machen es gemeinsam”, sagte er und streckte seine Hand aus. Annabelle hielt Pauls Hand ganz fest, und legte ihre linke zögernd auf die Metallhand des Automaten. Die Hand des Professors war kühl und fest, sie spürte seine blaue Ordentlichkeit. Sie hörte eine ganz leise Musik und ihre Gedanken trippelten über Stufen in allen Schattierungen von Blau. Es gab hier nichts Chaotisches und sie fühlte Emsigkeit, Tüchtigkeit, fehlerlose Wiederholungen, Geduld und Aufnahmebereitschaft.
    Sie sah eine Säule, schwebend im blauen Nichts, ein

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