Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
Amalie kein Glück geben – …
Die Explosion hatte ihn teilweise zerstört und er sah an sich herunter. Teile seines Metallskeletts fehlten und er griff nach den Knochen, um sich zu vervollständigen. Seine Finger verknüpften die Metallfäden und die Subeinheiten vervollständigten die Verbindungen. Es schien ihm richtig, sich aus den Teilen der Männer zusammenzufügen, die er in seinem Kopf spürte. Die Stimmen stritten sich, wurden aber immer leiser, und als er fertig war, sangen sie das gleiche Lied. Valentin, Rudolf oder der Professor: Er war alle und keiner. Er war Metall, Knochen und Æther, aber er lebte.
Er tastete nach den restlichen Gebeinen, aber die Metallfäden zerrissen und alles wurde von der unbarmherzigen Strömung weggespült. Gut. Er hatte auch nicht vor, sein neues Leben mit der kompletten Last des alten zu beginnen. Er suchte sich einen geschützten Platz und dachte nach. Er brauchte einen Plan.
* * *
In der Prager Altstadt gibt es eine kleine Gasse, in die selten jemand abbiegt, weil sie so unscheinbar ist. Eine Frau in einem fadenscheinigen braunen Mantel tastete sich mit einem Blindenstock vorwärts. Sie kannte den Weg, sie war ihn schon oft gegangen. Sie hatte einen Korb mit Einkäufen am Arm und ein neues Buch aus der Bücherei war sorgfältig geschützt in Zeitungspapier eingepackt.
Sie suchte mit ihrem Stock nach Hindernissen, hier lag oft Abfall oder jemand, der betrunken einfach auf der Straße schlief. Aber das war heute nicht so und sie kam an dem Haus an, welches sie seit einigen Monaten regelmäßig besuchte. Sie betrat es durch die schäbige Vordertür und ging durch den Hof nach hinten.
Dort klopfte sie und es wurde ihr geöffnet.
„Wie schön, das Sie kommen konnten, Frau Strasser”, sagte die ihr bekannte Stimme.
„Ich komme doch immer freitags.”
Er nahm ihr den Korb ab. Sie gab ihm das Buch.
„Ahh, sie haben es bekommen.” Sie hörte Freude in seiner Stimme.
„Ja, sie hatten es endlich da.”
Er machte Tee, sie setzte sich und schälte Kartoffeln. Während die Suppe köchelte, trank sie den Tee und lauschte seiner wundervollen Stimme, die ihr vorlas. Während der Pausen tickten seine Uhrwerke.
Dann aßen sie.
„Hören Sie”, sagte er dann, und sie freute sich: „Ist es fertig?”
„Ja.” Sie lauschte mit angehaltenem Atem dem Klickern: fünf Umdrehungen, dann ein Surren, und endlich die ersten Töne. Hingerissen lauschte sie der Musik. Sie wusste, dass die Klänge nur aus einem kleinen Kasten kamen, aber ihr erschien es wie ein ganzes Orchester.
„Wundervoll”, sagte sie, nachdem es viel zu schnell endete. Der winzige Keim einer Symphonie, die nur darauf wartete, von vielen Instrumenten zum voll brausenden Leben erweckt zu werden.
„Danke”, sagte er und sie hörte das Lächeln in seiner Stimme.
Er half ihr in den Mantel und brachte sie zur Tür.
„Haben Sie noch genug Geld für die Einkäufe?”, fragte er.
Sie nickte.
„Dann sehen wir uns am nächsten Freitag.”
Sie ging und dachte den ganzen Rückweg darüber nach, warum sich seine Stimme heute anders angehört hatte.
Der Mann nahm die Zeitung, in die das Buch eingewickelt gewesen war, und in die die Frau die Kartoffelschalen getan hatte. Er schüttelte die Schalen ab und breitete die Blätter aus. Er las die Nachricht, die ihm sofort aufgefallen war, noch einmal aufmerksam.
»Bader-Werke in Rastatt explodiert«. Er wusste nicht, warum ihn das beunruhigte, und als er alles gelesen hatte, knüllte er die Zeitung wieder zusammen, steckte sie in den Ofen, und sah zu, wie das Papier sich kräuselte, Feuer fing, schwarz wurde und schließlich in Rauch auflöste.
ENDE
Danksagung
Ich lese gerne Danksagungen. Manchmal blättere ich vor in Büchern: nie, nie, nie um das Ende zu lesen, und ich ärgere mich über jedes verräterische Wort, welches ich beim Suchen der Danksagung dann erblicke.
Warum tue ich das? Ich möchte einen Einblick in die Gedanken des Autors bekommen, in das, was er auf jeden Fall noch sagen will, vielleicht auch etwas Persönliches, etwas Intimes. Ich möchte mehr erfahren.
Deshalb schenke ich denjenigen, die das auch möchten, hier ein paar Gedanken: in ”Gedanke” ist ”Danke” drin. Und ich bin unendlich dankbar. Das erste Buch hat so viele schöne Reaktionen hervorgebracht. Ich habe unglaublich nette Menschen kennengelernt, und ich konnte Menschen, die mich schon lange kennen, überraschen und beglücken. Wunderbar.
Ich hatte direkt
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