Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
musste sie unbedingt treffen!
* * *
Während Annabelle mit seiner Mutter sprach, war Paul zu seinem Vater geflüchtet.
„Du hast sie also endlich richtig gefragt”, stellte sein Vater fest.
„Ja. Es wurde auch Zeit.” Paul setzte im Arbeitszimmer seines Vaters ihm gegenüber.
„Das war überfällig”, bestätigte Peter Falkenberg.
„Es kam immer etwas dazwischen.”
„Erzähl mir von den Bader-Werken.”
Paul erzählte. Die Geschichte wurde schon ein wenig übersichtlicher, wie das mit Dingen ist, wenn man sie ein paar Mal erzählt hat. Die Details schleifen sich aus und es bleibt eine spezielle Sicht der Dinge, die durch Deutungen und manchmal auch Wunschdenken einfacher und klarer wird.
Peter Falkenberg runzelte manchmal die Stirn, unterbrach Paul aber nicht.
„Und du hast das Dokument noch? In dem Bader ihr die Anteile überschreibt?”
„Ja.” Paul gab seinem Vater eine Mappe.
Peter Falkenberg nahm sich Zeit. Paul wurde unruhig, stand auf und ging zum Fenster. Er betrachtete die Straße und das morgendliche Treiben. Kutschen wurden von ungeduldigen Automobilen verfolgt und Mütter hielten ihre Kinder fest, wenn sie vorbei knatterten. Kinder … Das war jetzt bald auch etwas, was sein Leben vielleicht ändern würde.
„Ich würde sicher noch einmal Rücksprache halten mit den Anwälten, die das Schriftstück aufgesetzt haben, aber es sieht rechtskräftig aus. Wenn sich also keine Erben mehr melden, gehört alles Annabelle. Was noch da ist. Es ist wohl ziemlich viel kaputt, oder? Die Zeitungen sind da widersprüchlich.”
„Der Æther verseucht alles. Das Werk steht noch zum Teil, aber die Dampfmaschinen sind explodiert. Ich kann den Schaden nicht abschätzen.”
„Naja, dann geht es wohl mehr um Grundstückswerte und Bargeld, welches noch vorhanden ist.”
„Kannst du dich um alles Nötige kümmern?”
„Das tue ich. Ich weiß nicht, ob ihr euch dessen bewusst seid: Es geht hier nur um das Werk und das dazugehörige Vermögen. Das Privatvermögen der Familie Bader ist davon nicht betroffen. Wenn es hier keine Erben gibt, dann fällt es vielleicht an das Reich zurück, falls es keine anderen testamentarischen Verfügungen gibt.”
Darüber hatte Paul tatsächlich noch nicht nachgedacht. Er legte eigentlich auch keinen Wert auf das Geld der Bader-Werke, aber sie fühlten eine gewisse Verantwortung gegenüber den Arbeitern.
„Kannst du eine Aufstellung der Werte veranlassen?”, fragte er seinen Vater.
„Das kann ich. Ich werde jemanden einstellen. Wozu brauchst du es?”
„Es sind so viele Menschen gestorben und noch mehr sind jetzt arbeitslos. Ich bin mir sicher, Annabelle möchte da etwas tun. Außerdem wollen wir überlegen, ob das Gelände irgendwie verwendet werden kann. Der Adlerhorst platzt ja aus allen Nähten. Aber das kostet auch alles Geld.”
Peter Falkenberg sah skeptisch aus. Dann zog er sich die Manschetten zurecht und stand auf.
„Sag mir, was ihr braucht, und ich werde es möglich machen.”
„Danke, Vater.”
„Ich bin stolz auf dich.” Das kam unerwartet. Paul war überrascht.
„Du hast einige richtige Entscheidungen getroffen.” Das war noch überraschender.
„Was hat dich zu dieser Einsicht gebracht?”, fragte Paul vorsichtig.
Peter Falkenberg verschränkte die Hände hinter seinem Rücke und studierte seine Anwaltsurkunde, die hinter Glas an der Wand hing. „Ich hatte in meinem Leben immer das Gefühl, die Dinge würden sich ergeben müssen, jedem würde sein Anteil zugeteilt, und alles, was man darüber hinaus verlange, wäre nicht rechtmäßig. Dass jeder seinen Platz hätte und wenn er den ordentlich ausfülle, dann würde alles andere automatisch folgen, Glück, Geld, Liebe. Dass die Dinge eine Ordnung hätten, die nicht ich, sondern Gott und die Autoritäten bestimmen würden.
Aber du bist einen anderen Weg gegangen, und ich konnte das lange nicht verstehen und nicht akzeptieren. Du hast es geschafft, du wirst sie heiraten, dein Fräulein, und jeder kann sehen, dass ihr füreinander geschaffen seid. Du hast eine Stellung, die dich noch weit nach oben bringen wird, die Menschen kennen deinen Namen und du wirst Entscheidungen treffen, die viele Menschen betreffen.”
„Alles was ich will, ist sie glücklich zu machen”, sagte Paul leise. Er hatte das Gefühl, er und sein Vater sprachen über verschiedene Dinge.
„Das ist ja das Erstaunliche”, sagte Peter Falkenberg. „Paul, ich bin kein Dichter und Philosoph, aber ich habe
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