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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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hast.”
    „Hausgeist? Du redest wie Papa. Der hat auch öfter mit jemandem gesprochen, und dann behauptet, der Hausgeist wäre hier gewesen. Seit ich klein war, hat er mir empfohlen, meine Kekse mit dem zu teilen, da er einen süßen Zahn hätte. Der Hausgeist, nicht mein Vater. Aber ich habe ihm nicht geglaubt. Jetzt fängst du auch damit an.” Annabelle rückte beiseite und Paul saß schon fast, als ihm etwas einfiel: „Ach, apropos dein Vater. Ich habe die Mappe mitgebracht.”
    Er ging zum Schreibtisch und holte sie. Annabelle sah ihn ängstlich an.
    „Ich habe ein wenig Sorge”, sagte sie.
    „Wovor?”
    „Dass ich etwas lese, was mich traurig macht.”
    Er hatte sein Glas eingeschenkt, setzte sich neben sie und legte seinen Arm um ihre Schulter: „Dann ist das so. Aber du wirst keine ruhige Minute haben, bevor du es nicht weißt.”
    Sie nickte und öffnete die Mappe.
    * * *
    Eine Stunde später seufzte Annabelle laut auf. Paul hatte derweil am Schreibtisch gearbeitet und sah zu ihr.
    „Was ist?”, fragte er nun.
    „Prag”, sagte Annabelle. „Er wollte nach Prag.” Sie stand auf und legte die Mappe neben ihn auf den Tisch. Er drehte sich zu ihr und umfing ihre Taille. Am liebsten hätte er ihr Korsett aufgeschnürt, er mochte das Gefühl der Stäbe unter seinen Fingern nicht, aber dann würde eins zum anderen führen. Er zog sie trotzdem auf seinen Schoss.
    „Was wollte er denn in Prag?”, fragte er in ihr Dekolleté hinein.
    „Er wollte das Geheimnis des Golem recherchieren.”
    Paul nickte: „Ja, das passt. Dein Vater war besessen von solchen Schutzgeistern.”
    „Aber Paul, was soll das, ich meine, ein Mann aus Lehm, der herumläuft und Befehlen gehorcht.” Annabelle nahm nervös einen Briefbeschwerer in die Hand. Es war eine große Tritonmuschel, in der sie als Kind immer dem Meer gelauscht hatte. Auch jetzt lauschte sie hinein, und erinnerte sich an ihre merkwürdige Begegnung im Rhein.
    „Wunderst du dich wirklich noch über die Dinge, die in dieser Welt geschehen?”, fragte Paul.
    Sie schüttelte den Kopf. „Eigentlich nicht. Aber das kommt mir doch sehr unwahrscheinlich vor.”
    Paul nahm seine Taschenuhr und erweckte sie zum Leben. Sie entfaltete sich zu einem Käfer aus Messing. „Wenn es mir mithilfe von Musik gelingt, kleine Maschinen zu lenken, warum soll es nicht einen Zauberspruch geben, der Lehm beleben kann?”
    Annabelle zögerte und sagte dann: „Das ist ja mein Problem: Die Maschinen waren real, ich hab sie gesehen, und du bist real. Aber zaubern? Magie?”
    „Es sind nur Worte.” Er hielt sie eine Weile einfach nur fest, während sie beide dem Taschenuhrkäfer beim Erkunden des Schreibtisches zusahen.
    „Was ist wohl geschehen?”, fragte Annabelle leise.
    „Mit deinem Vater?”
    „Ja.”
    „Nun, vielleicht ist er bei seinen Forschungen jemandem auf die Füße getreten”, mutmaßte Paul.
    „Einem Golem”, grinste Annabelle. Dann wurde sie aber wieder ernst. „Ich wüsste es so gerne”, flüsterte sie.
    Paul spürte ihre Trauer. „Ich habe über eine Hochzeitsreise nachgedacht”, sagte er dann.
    Annabelle schniefte und er küsste ihre Stirn. „Prag ist im Frühsommer sicher prächtig”, murmelte er.
    „Oh Gott!”, rief sie laut. Er erschrak und sah sich um: „Was ist?”
    „Hat das jemals ein Ende?”, klagte sie.
    „Was denn?” Jetzt war er beunruhigt.”Wir können auch woanders hinfahren, wenn du willst.”
    Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf: „Immer wenn ich denke, ich könnte dich nicht mehr lieben, als ich es tue, weil mein Herz sonst platzt, dann tust du so etwas, einfach so, ohne lang darüber nachzudenken. Das bringt mich um.”
    Paul grinste: „Dann muss ich wohl damit aufhören, sonst erlebst du den Tag unserer Hochzeit vielleicht nicht.”
    „Untersteh dich.” Sie küssten sich und fuhren erst auseinander, als Friedrich Alexandra nach Hause brachte.
    Paul hatte das Gefühl, das die beiden vor Kurzem auch noch die Lippen des anderen erkundet hatten. Er stand auf und lud seinen Bruder zu einem Whisky ein.
     
    „Wie geht es dir?”, fragte Paul, als sie sich gesetzt hatten. Die beiden Frauen verabschiedeten sich für die Nacht.
    „Durchwachsen”, sagte Friedrich seltsam nachdenklich.
    „Was ist mit deinem Arm?”, fragte Paul und zeigte darauf.
    Friedrich sah hin und sagte: „Ich kann keinen Unterschied feststellen. Sieh nur”, sagte er und zog seinen Handschuh aus. Tatsächlich konnte man nicht erkennen, wo das Fleisch

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