Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
erkannt, dass ich wohl falsch gedacht habe: Glück kommt nicht von außen, sondern von innen. Und jeder kann es haben, ob arm oder reich, ob mächtig oder klein. Und es ist mehr wert als Geld und Macht.”
„Ich würde alles aufgeben, wenn sie es wollte”, sagte Paul und meinte es genau so.
Sein Vater drehte sich um und sah ihn an. „Aber du würdest nicht dich selbst aufgeben. Und das ist es, was mich wirklich stolz auf dich macht.”
Paul war hilflos. Niemals hätte er erwartet, so ein Gespräch mit seinem Vater zu führen. Er wollte so viel sagen, aber da waren die Jahre, in denen sie sich fremd gewesen waren, und Paul dachte, sein Vater würde ihn nicht lieben oder auch nur schätzen.
Aber auch das konnte man hinter sich lassen und vorwärtsgehen. Er machte ein paar Schritte auf seinen Vater zu und umarmte ihn vorsichtig.
„Danke”, sagte Paul.
Peter Falkenberg räusperte sich: „Wir sollten mal sehen, was unsere Frauen machen. Nicht, dass sie sich die Augen auskratzen.”
* * *
Annabelle hielt ihren Hut fest. Er war zu groß und die Bänder flatterten im Wind. Sie winkte einem Kellner.
„Johanna, wir müssen woanders sitzen, ich kann nicht in Ruhe essen, mein Hut fliegt mir davon.” Sie stand auf.
„Du hast diesen Platz ausgesucht”, lachte Johanna. Sie hatte einen kleinen Hut auf, der sich eng um ihre Locken schmiegte.
„Ich wollte die letzten Narzissen sehen.”
Annabelle klagte dem Kellner ihr Leid und sie bekamen einen Platz im Windschatten.
„Ich hätte nie gedacht, dass man für eine Hochzeit so viel organisieren muss”, jammerte Annabelle weiter.
„Ich beneide dich”, sagte Johanna.
„Warum?”
„Du musst nicht so auf das Geld achten wie wir.”
„Das denkst du. Aber jetzt sag mir endlich, wer und wann und wie ist es dazu gekommen? Ich bin sterbensneugierig.” Annabelle aß schnell ein paar Gabeln ihrer Nusstorte.
„Also, du möchtest wissen, wer ...?” Johanna kaute langsam und genüsslich eine kandierte Kirsche, das Einzige, was von ihrer Schwarzwälder Kirschtorte noch übrig war.
„Machs nicht so spannend.”
„Nun, du könntest selbst darauf kommen.”
„Also, ich kenne ihn ...” Annabelle stützte beide Ellenbogen auf den Tisch und stach nachdenklich mit ihrer Gabel Löcher in die Luft.
„Ja”, bestätigte Johanna grinsend.
„Das kann nicht sein”, sagte Annabelle kopfschüttelnd. „Ich kenne doch deine Leute nicht, was weiß ich, mit wem du in letzter Zeit ausgegangen bist.”
„Liebste Freundin: Erstens warst du nicht so lange weg, wie du denkst.” Das wurde Annabelle plötzlich auch klar. Es kam ihr wie Wochen vor, aber eigentlich waren es nur ein paar Tage gewesen.
„Und zweitens hast du in letzter Zeit fast genauso viel Zeit mit ihm verbracht wie ich”, fuhr Johanna fort.
„Was?” Annabelle verschluckte sich fast. Mit wem war sie denn zusammen gewesen? ”Du versuchst, mich hinters Licht zu führen. Ich war bei den Baders.”
„Die sind tot.”
„Hoffentlich.” Annabelle schüttelte schnell den Kopf, um die unangenehmen Gedanken zu verscheuchen. Hier auf der Allee, zwischen den plappernden gut angezogenen Menschen und den gelb leuchtenden Narzissen, wollte sie nicht über Tod nachdenken.
Johanna wischte die Gedanken mit einer Handbewegung weg: „Na, sie kommen jedenfalls nicht in Frage.”
„Dann war da der Mannwolf, Hartwig.” Annabelle riss die Augen auf, aber dann schüttelte sie den Kopf. „Nein, der ist zu alt für dich. Und immer das Fell bürsten, die Haare überall.” Die Gabel wie eine Bürste haltend fuhr Annabelle sich über den Rock. Einige Damen am Nebentisch sahen Zungen schnalzend missbilligend zu ihnen herüber. Johanna prustete und holte ein Taschentuch aus ihrem Beutel.
Annabelle achtete nicht auf die Zuhörerinnen: „Ahhh, der Kommissar, Herr Schneider!? Nein, zu langweilig.”
Ihrer Freundin liefen Tränen aus den Augen und Annabelle riet vergnügt weiter: „Wenn Friedrich dich gefragt hätte, dann würde ich meinen vermaledeiten Hut essen.”
„Friedrich ist verliebt, aber er weiß es noch nicht.” Johanna trank einen Schluck Kaffee und sah dann erwartungsvoll zu ihrer Freundin, die ihre Gabel weggelegt hatte und nun nachdenklich auf ihrem Hutband kaute.
„Da waren so viele Polizisten und Soldaten, deren Namen ich nicht kenne. Oder ist es einer aus dem Adlerhorst? Oder Scharenburg? Nein, der ist sicher verheiratet … Der Major Götz? Mit dem habe ich aber keine Zeit verbracht. Der wäre
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