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Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)

Titel: Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anja Bagus
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markierten. Es war alles auf eine verwirrende Weise schön, aber auch sehr bizarr, als wäre man durch die Tür in ein anderes Land getreten.
    Erleichtert fand sie endlich eine Sitzgruppe, in der sich Rudolf Bader aufhielt. Er lag in einem Liegestuhl und hatte die Augen geschlossen, öffnete sie aber, als er sie kommen hörte.
    „Annabelle”, freute er sich.
    „Es ist sehr außergewöhnlich hier”, kommentierte sie die Umgebung und setzte sich zu ihm.
    Er nickte. „Die feuchte Luft hilft mir. Sonst müsste ich ins Ausland, in ein milderes Klima.”
    Sie kannte sich nicht gut genug in der Medizin aus, aber Annabelle fand die schwüle Hitze sehr bedrückend und konnte sich nicht vorstellen, dass es gesund sein sollte. Sie ließ es aber unkommentiert, da die Erwähnung seines Zustandes ein Gesprächsthema war, welches sie zu vermeiden versuchte. Schon nach Erhalt des Briefes, in dem Rudolf Bader seine Krankheit erwähnte, hatte sie sich gefragt, ob sie es wagen sollte, ihre Hilfe anzubieten. Aber sie vertraute ihrer Fähigkeit zu heilen nicht, vor allem, nachdem sie mit der gleichen Hand fast jemanden getötet hätte. Sie war sich nicht sicher, ob und wie sie ihre Fähigkeit kontrollieren konnte – und auch nicht, wie sie es üben sollte.
    „Ich habe eine Bitte”, wechselte sie daher das Thema. „Ich hätte gerne ein Zimmer, in dem ich die Schlagläden öffnen kann.”
    Rudolf Bader sah betroffen aus: „Das geht leider nicht.”
    „Warum?”
    „Wir haben alles zugenagelt. Es gibt einfach zu viel Æther dort draußen, und die Verdorbenen haben immer wieder versucht einzubrechen. Es ist zu gefährlich.”
    „Das ist ja furchtbar.” Annabelle rutschte auf ihrem Platz hin und her. Zwischen ihrer Haut und dem Korsett lief der Schweiß herunter.
    „Ja. Das tut mir leid, Kind. Ich hatte nicht bedacht, dass es dich so belasten würde. Valentin und ich, wir sind einfach schon so lange daran gewöhnt. Wir gehen eigentlich gar nicht mehr nach draußen.”
    „Wie kommt ihr in die Fabrik?”
    „Wir haben Tunnel und sichere Transportmittel.”
    Annabelle lehnte sich zurück. Sie fühlte sich jetzt schon eingesperrt. Wir konnte man so leben?
    Rudolf Bader atmete sichtbar schwer. Die Adern an seinem Hals waren prall gefüllt und er schloss die Augen. „Das ist der Preis”, sagte er nach einer Pause.
    „Wofür?”
    „Für den Reichtum.”
    Was hatte er davon? ”Warum überlassen sie nicht Valentin die Geschäfte und reisen tatsächlich in den Süden.”
    Zu ihrer Überraschung öffnete Bader die Augen und lachte leise: „Valentin? Ich liebe meinen Sohn, aber er ist ein Träumer. Er ist nicht gemacht für das harte Geschäft. Der Æthermarkt ist brutal. Nein, das ist nichts für ihn. Ich muss hier bleiben und das Unternehmen führen, sonst bricht alles auseinander.”
    Annabelle wunderte sich, aber sie hatte keinen Grund, dem Mann zu widersprechen. Sie kannte Valentin nicht wirklich, aber sie fragte sich, ob Rudolf Bader sich selbst nicht falsch einschätzte. Er sah auch nicht mehr so aus, als wäre er für das harte Geschäft geeignet. Und wofür sollte das alles gut sein? Was wollte er denn mit dem ganzen Geld, wenn er doch bald starb?
    Bader hustete und sagte dann: „Mach dir keine Sorgen um mich, Mädchen. Ich werde mir etwas einfallen lassen, um deinen Aufenthalt angenehmer zu gestalten. Weißt du ...” Er hustete wieder und Annabelle hatte das Gefühl, das er sich sehr anstrengte. Er konnte nicht weitersprechen. Sie hätte ihn gerne nach ihrem Vater gefragt, aber trotz seiner Krankheit war Rudolf Bader für sie ein Mensch, vor dem sie immer Respekt gehabt hatte. Sie musste warten, bis er die Angelegenheit ansprach, so schwer es ihr auch fiel. Bader hörte auf zu husten, sagte aber nichts.
    Sie hielt es nicht mehr aus: „Dann werde ich mich jetzt zurückziehen. Wir sehen uns zum Nachmittag.”
    „Ich schicke Valentin.” Er schloss die Augen.
    Sie musste hier raus. Eilig durchquerte sie das Glashaus und schloss erleichtert die Tür, als sie im Haupthaus ankam. Die kühle Dunkelheit war wohltuend. Langsam ging sie in ihr Zimmer. Sie ärgerte sich, aber es war alles so viel komplizierter, als sie gedacht hatte.
    * * *
    Valentin beobachtete, wie Annabelle in den Pflanzen verschwand. Er hatte das Gespräch zwischen ihr und seinem Vater mit angehört. Es überraschte ihn nicht, zu hören, wie sein Vater über ihn dachte. Das war nichts Neues und er hatte es ihm auch schon oft ins Gesicht gesagt.
    Was schmerzte,

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