Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
schuldbewusst auf den Boden: „Ach, ich weiß … Aber ich bin das nicht gewohnt … es ist alles so dunkel, ich fühle mich eingeschlossen.”
Er nickte und kam einen Schritt auf sie zu: „Das verstehe ich.”
„Wirklich?” Sie war erleichtert. Es war alles leichter, wenn man nicht allein war.
„Sicher, mir geht es manchmal genauso.” Er nahm ihren Arm und führte sie. „Darf ich dir etwas zeigen?”, fragte er freundlich.
„Warum nicht?” Sie wollte ihn nicht enttäuschen. „Aber bitte keine weiteren religiösen Gespräche oder Bilder.”
Valentin nickte und sein Mund lächelte, seine Augen aber nicht: „Nun, ich will dir nicht verschweigen, wie wichtig deine Anwesenheit hier ist. Mein Vater hat sich sehr auf dich gefreut. Sein Zustand zehrt an seinen Nerven und das hat ihn unvorsichtig gemacht. Er meint es nicht so.” Er nahm ihre Hand. Nun schämte sie sich fast. Sie hatte wieder übereilt gehandelt.
„Ich freue mich natürlich auch”, setzte Valentin hinzu und ging los. Annabelle hatte Mühe mit ihm Schritt zu halten, aber er hielt ihre Hand fest. „Wenn auch aus ganz anderen Gründen. Wir wollen dich nicht unter Druck setzen, aber bitte gib Vater noch eine Chance sich zu erklären.”
Sie waren an der Tür zum Solarium angekommen. Valentin öffnete sie und machte eine scherzhafte Verbeugung.
„Nach Ihnen, die Dame”, sagte er galant und machte eine einladende Handbewegung.
Sie lächelte. Er war auf einmal so verspielt, seine dunklen Augen sahen sie herausfordernd an.
„Wo geht es hin, edler Herr?”, spielte sie mit. Es war fast wie früher. Er hatte sich immer sehr bemüht, ihr etwas zu bieten, wenn sie zu Besuch war. Sie hatten oft Prinz und Prinzessin gespielt, obwohl Annabelle keine gute Prinzessin war, sie hatte ihre Kleider immer zu schnell schmutzig gemacht und wenig prinzessinnenhafte Dinge lieber getan, als hoheitsvoll irgendwo zu thronen.
„Nun, ich habe vor, das Fräulein aus der Bedrängnis zu retten und sie in mein Reich zu entführen.”
Sie nickte hoheitsvoll: „Das hört sich gut an. Das Fräulein ist zu allen Schandtaten bereit.”
Sie durchquerten das Solarium und kamen hinter den Papageien an eine Tür, die Annabelle bisher noch nicht aufgefallen war. Valentin öffnete sie und sie betraten einen weiteren Anbau.
„Oh, wie wundervoll!”, entfuhr es Annabelle, als sie eintrat. Valentin schob sie hinein und deklamierte getragen: „Mein nasses Reich. Treten Sie ein, mein liebes Fräulein und lassen sie alle trockenen Gedanken draußen.”
Das 'nasse Reich' war ein riesiges Schwimmbad. Es war unter anderem aus Natursteinen gemauert und in verschiedene Becken unterteilt. Die Wände waren mit kunstvollen Mosaiken bedeckt, die den Eindruck einer unterirdischen Grotte verstärkten. Valentin ging ein paar Schritte in den Raum und drehte sich dann um, um ihre Reaktion zu beobachten.
„Das ist großartig!”, staunte Annabelle. Valentin lächelte stolz.
„Es steht zu ihrer uneingeschränkten Verfügung”, sagte er mit einer großen Geste.
Annabelle ging zu einem Becken und zog schnell den Handschuh ihrer rechten Hand ab. Das Wasser war wundervoll einladend warm.
„Aber ... Ich habe kein Badekleid dabei”, sagte sie bedauernd.
„Wir haben Einiges in der Kabine”, sagte er und zeigte auf ein kleines Holzhäuschen. Annabelle ging neugierig hinein und entdeckte tatsächlich verschiedene Textilien. Sie zögerte nur kurz, dann löste sie ihr Korsett, ließ ihr Kleid achtlos zu Boden fallen und zog das Badekleid an. Sie hasst diese Mengen an Stoff, die im Wasser an einem klebten, aber die Aussicht auf ein Bad überwog die Abneigung.
Dann hielt sie inne: Sie hatte ihre Hand vergessen! Der Otter sah ihr in die Augen, als sie die Hand langsam erhob und nachdenklich betrachtete. Sie strich über den Rücken des Tieres und hatte das Gefühl, etwas Falsches zu tun, als sie das Schmuckstück löste und weglegte. Sie beschloss, den Handschuh weiterhin zu tragen.
Von draußen hörte sie ein Platschen und war erleichtert. Valentin war offenbar schon ins Wasser gegangen. Sie zupfte den Rock des Badekleids zurecht, löste ihre Haarklammern und trat aus dem Häuschen. Sie sah sich um, suchte den Einstieg und fand eine Treppe, die in das große Becken führte, in dem Valentin tauchte. Als ihre Füße von dem angenehm warmen Wasser umspült wurden, lief ihr ein wohliger Schauer über den Rücken. Wie lange war sie schon nicht mehr geschwommen?
Sie erinnerte sich kurz an
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