Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
dabei fast eine Gruppe alter Frauen umrannte.
Der Kommissar entschuldigte sich bei den Damen und sagte dann: „Das stimmt. Es geht dabei jetzt um Ihren Blick auf die Dinge.”
„Ich verstehe.” Friedrich hatte keine Vorstellung, worauf er achten sollte und verfluchte in Gedanken seinen Bruder und seinen Unfall. Der Kommissar winkte eine Droschke heran und nannte dem Fahrer eine Adresse in Hügelsheim.
„Wenn ich mich recht erinnere, sagten Sie, dass es keine Spuren gab”, versuchte Friedrich ein Gespräch in Gang zu halten, als die Kutsche losfuhr.
„Richtig.”
„Wie viel Tage sind vergangen?”
„Unterschiedlich. Das jüngste Verbrechen ist 5 Tage her, das Älteste mehr als einen Monat.”
„Was für Spuren sollen da noch zu finden sein? Das macht keinen Sinn”, erklärte Friedrich ungeduldig.
Der Polizist fragte ruhig: „Haben Sie einen besseren Vorschlag?”
Friedrich dachte nach. Der Verdacht, dass es sich um ein Verbrechen eines, oder mehrerer, Verdorbener handelte, machte sicher ungewöhnliche Maßnahmen erforderlich. Als Leiter einer Einsatztruppe hatte er es bisher mit aktuellen Verbrechen zu tun gehabt, wo man den Täter oft noch am Tatort oder nicht weit davon überrumpelte. Langes Suchen war meist unnötig.
„Wie wäre es mit Spürhunden?”, schlug er vor.
„Die Hunde waren ratlos”, sagte der Kommissar.
Aha, das hatte man schon versucht. Das Problem mit Hunden war auch immer, dass man ihnen zeigen musste, wonach man suchte. Wusste man das nicht, waren sie oft nutzlos. Man konnte ja nicht sagen: 'Sucht mal nach etwas Verdächtigem'.
Friedrich hatte eine Idee. Sie war mehr als experimentell, aber die gelassene Art des Polizisten machte ihn neugierig darauf, ob er ihn überraschen konnte: „Ich würde Ihnen gerne einen ungewöhnlichen Vorschlag machen.”
Schneider nickte: „Genau aus diesem Grund bin ich zum Amt gekommen.”
„Wir müssten dazu beim Adlerhorst vorbei fahren.”
Der Kommissar sah ihn kurz prüfend an, dann nickte er und informierte den Kutscher.
Friedrich erklärte dem Kommissar auf dem Weg zum Adlerhorst seinen Plan. Der Polizist kommentierte die Idee nicht, sondern hörte sich alles stumm an. Als sie den Komplex erreichten, wollte Friedrich direkt mit der Gondel nach oben fahren, aber Schneider hielt ihn mit einem Verweis auf ein menschliches Bedürfnis auf.
Friedrich unterhielt sich mit dem hübschen Fräulein an der Information, bis der Kommissar zurückkam. Sie fuhren mit der Gondel zu der zweiten Abteilung des Komplexes, die noch weiter oben an den Berg gebaut war. Während Friedrich mit Schneider die riesige Plattform überquerte, erzählte er ihm von dem Kampf, welcher hier stattgefunden hatte, als er und Paul Annabelle befreit hatten. Damals war der Komplex von feindlichen Söldnertruppen besetzt gewesen und sie hatten sich den Weg freikämpfen müssen. Er zeigte auf das riesige Hangartor, welches eine gewaltige Halle verschloss, die in den Berg gehauen wurde, um den Bau eines Luftschiffes zu verbergen. Mit diesem Luftschiff hatte man den badischen Großherzog stürzen wollen. Man sah an der Felswand aber noch die Spuren, wo es zerschellt war. In dem Hangar befand sich jetzt das Rosenherz'sche Luftschiff – nein, Karl Burger war ja damit unterwegs.
„Wir müssen ganz nach hinten”, erklärte er dem Kommissar, der sich alles stumm anhörte.
Sie umgingen die verschiedenen Gebäude und kamen zu einem hoch eingezäunten Gelände. Der Platz sah aus wie eine Art Truppenübungsplatz einer Kaserne: mit Erdwällen, Hindernissen und mehreren Aschebahnen. Die seltsamsten Gestalten tummelten sich hier unter aufmerksamer und schwerer Bewachung. Es gab immer noch viele hier, die ihre Verwandlung nicht verkrafteten oder so weit verwandelt waren, dass eigentlich nichts Menschliches mehr in ihnen war.
Man sah eine Gruppe von Zentauren wild miteinander redend und gestikulierend auf einer Bahn traben. Ein paar Geflügelte übten offensichtlich das Fliegen, scharf beobachtet von mit Blitzkanonen bewaffneten Soldaten. Kleine Trupps von unterschiedlichen Tiermenschen zirkulierten zwischen den verschiedenen Hindernissen.
Friedrich beobachtete die Reaktion des Kommissars aus dem Augenwinkel, aber entweder war der abgebrüht oder er konnte sich gut beherrschen. Man merkte ihm nichts an, keine Abscheu oder Angst, allerhöchstens Neugier. Sein Respekt gegenüber dem Polizisten nahm weiter zu.
Friedrich deutete mit dem Finger auf eine Gruppe Wolfsmenschen. Es
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