Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
„Selbstverständlich. Valentin soll es dir nachher zeigen.”
„Gut. Ich werde einen Transport für morgen veranlassen. Dann haben wir noch den ganzen Tag.” Annabelle sah zu Johanna, die zustimmend nickte. Es fühlte sich gut an, endlich klare Verhältnisse zu schaffen. Rudolf Bader sah auch nicht unglücklich aus: „Valentin, veranlasse doch in der Küche für heute Abend ein besonderes Essen. Was isst du denn gerne, Annabelle? Und Sie, Fräulein Winkler?”
„Früher haben wir hier immer Fisch aus dem Rhein bekommen”, sagte Annabelle, ”daran kann ich mich noch erinnern.”
Bader sah unwillkürlich zum zugenagelten Fenster: „Ja, das geht nicht mehr … alles hat seinen Preis. Ich hätte ja Lust auf einen schönen Braten. Es tut so gut, wieder Appetit zu haben.” Er musterte das Buffet und ließ sich noch ein Gebäck auflegen.
Annabelle musste etwas loswerden: „Was gestern passiert ist … am Ende … Ich bin mir nicht sicher, ob Sie vollständig geheilt sind.”
Bader reckte sich und lachte laut. Dann atmete er mehrmals tief ein und aus: „Mädchen! Was auch immer du getan hast, es geht mir prächtig. Mach dir keine Sorgen, du bist ein Engel! Ich werde mir etwas Außergewöhnliches einfallen lassen müssen, um das wieder gut zu machen.”
Annabelle winkte ab: „Erzählen Sie mir von meinem Vater, das reicht mir als Dank.”
Als er das Gebäck bis auf den letzten Krümel verspeist hatte, sagte Bader: „Wie wäre es mit heute Nachmittag? Vor dem Abendessen? Aber erst zeige ich euch den Betrieb. Ich lasse euch abholen, oder besser noch, Valentin, bring du die jungen Damen.” Mit diesen Worten stand er auf, streckte sich, klopfte Annabelle noch einmal auf die Schulter, verabschiedete sich von Johanna und verließ den Raum.
Annabelle kaute an ihrem Brot. Valentin lehnte sich zurück und starrte auf seinen Teller.
„Du freust dich nicht besonders, dass es deinem Vater besser geht”, stellte Annabelle fest.
Valentin schüttelte den Kopf: „Nein, das stimmt nicht. Aber ich glaube, dass er sich sofort wieder in die Arbeit stürzen wird. Er sollte sein Leben genießen.” Er sah sie dabei nicht an.
„Du hast mich angelogen”, sagte sie leise und beobachtete ihn genau. Seine Ohren wurden wieder flammend rot. Johanna sah Annabelle verwirrt an.
„Es tut mir leid. Ich habe es nicht so gemeint, ich wollte nur nicht ...” Er rutschte auf seinem Stuhl herum, als wären glühende Kohlen auf der Sitzfläche.
„Was wolltest du nicht?”, fragte Annabelle ungeduldig. „Ich verstehe das nicht. Ich wäre doch nicht weggelaufen. Ich finde es nur so bedrückend hier mit all den geschlossenen Fenstern. Draußen ist es Frühling! Die Bäume blühen, und ich wäre gern bei meinem Pferd.” Und bei meinem Verlobten, fügte sie in Gedanken hinzu.
Valentin setzte sich auf und zeigte auf das Fenster: „Es ist ja nicht völlig gelogen. Es ist gefährlich bei einem solch extremen Tiefdruck. Du hast keine Ahnung, was sich da draußen herumtreibt.”
Sie starrte ihn an: „Valentin, ich bin selbst eine Veränderte! Ich habe Wesen gesehen … ich war im Adlerhorst. Erst als Gefangene und jetzt als Forscherin. Es ist furchtbar, ja, aber wir müssen lernen, damit umzugehen.”
„Ich wollte dich nur schützen”, behauptete er verstockt.
„Das ist nicht dein Recht.” War sie zu hart? Sie erschrak über sich selbst, aber sie war wirklich zornig.
Er zuckte fast unmerklich zusammen und schob dann seinen Stuhl zurück und stand auf.
„Wenn du mich entschuldigst …”, sagte er leise.
„Nein.”
Er blieb stehen und starrte sie verblüfft an.
Sie gestikulierte mit ihrem Brot: „Du rennst jetzt nicht weg und lässt uns hier sitzen. Ich will mit Otto sprechen und telefonieren, aber ich finde mich in diesem riesigen Haus nicht zurecht.” Sie sah kurz zu Johanna, die eine kleine Falte des Missfallens über ihrer Nase hatte. Annabelle wusste, dass ihre Freundin nicht verstand, warum Annabelle so mit Valentin sprach. Aber es schien Annabelle, als müsse sie Valentin irgendwie für sein Verhalten gestern bestrafen.
Gehorsam setzte er sich tatsächlich wieder. Sie nahm den letzten Bissen ihres Brotes und überlegte: „Wenn es dir nicht zu viel wird, dann würde ich auch sehr gerne noch einmal dein nasses Reich besuchen. Vielleicht möchte Johanna ja auch schwimmen.”
Die schüttelte den Kopf: „Das ist nichts für mich.”
Valentin sah Annabelle an und lächelte unsicher: „Sehr gerne. Alleine oder mit
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