Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
spät?”
Paul griff sich an die Stirn: „Friedrich! Ich hatte dich vergessen.”
„Na, mit dir möchte ich ja auch nicht ausgehen. Wo ist denn das russische Fräulein?”
Paul machte eine abwehrende Handbewegung und zeigte mit dem Kopf in den hinteren Teil des Raumes. Dort saß Alexandra in einer Nische und studierte ein großes Buch. Sie blickte verwirrt auf. Friedrich durchquerte mit wenigen großen Schritten den Raum und blieb vor ihr stehen. Mit einer leichten Verbeugung stellte er sich vor: „Oberleutnant Friedrich Falkenberg. Ich bin heute Ihre Begleitung. Ich freue mich, Ihnen mein Baden-Baden zeigen zu können. Es wird sicher interessanter als mit meinem Bruder.”
Paul kratzte sich am Kopf, als Alexandra ihn hilflos ansah.
„Friedrich!”, unterbrach er seinen Bruder. „Ich habe vergessen, Fräulein Sorokin von unseren Plänen zu erzählen. Sie hat heute einen Unfall gehabt und ist wahrscheinlich nicht bereit, mit dir auszugehen.”
„Nicht? Das wäre aber sehr bedauerlich”, lächelte Friedrich sein Galalächeln, und zog Alexandras Hand an seine Lippen. „Ich habe wunderbare Theaterkarten. »Die lustige Witwe«, es soll großartig sein.”
Alexandra entzog dem blonden Galan sichtlich verwirrt ihre Hand und klappte das Buch zu. Paul beeilte sich, ihr den schweren Wälzer abzunehmen.
„Entschuldigen Sie, Fräulein Sorokin, das ist mein Bruder”, stellte er die beiden schnell einander vor. Friedrich verbeugte sich noch einmal: „Es ist mir eine Ehre.”
„Ich weiß jetzt nicht, was ich sagen soll”, erklärte Alexandra verlegen. Sie strich über ihren Rock, einen schlichten schwarzen, zu dem sie eine passende hochgeschlossene schwarze Bluse trug. Eine Kette mit kleinen Granatsplittern zierte ihren Hals.
„Ich hatte meinen Bruder gebeten, Sie auszuführen”, fühlte Paul sich genötigt zu erklären. „Er kennt sich da besser aus als ich. Aber ich hatte vergessen, ihm wegen Ihres Unfalls abzusagen.”
„Was ist denn passiert?”, fragte Friedrich.
„Eine Vitrine ist auf Fräulein Sorokin gefallen”, erklärte Paul. „Sie hat sich das Bein verletzt.”
„Sonst nichts?” Friedrich sah die Russin an. „Ich könnte Sie tragen, wenn ich nicht den Arm gebrochen hätte. Zu schade”, sagte er ehrlich bedauernd und deutete auf seinen Verband.
„Nun”, sagte Alexandra vorsichtig. „Vielleicht könnten zwei Verletzte einen ruhigen aber unterhaltsamen Abend verbringen? Ich müsste mich nur umziehen.”
Friedrich nickte offensichtlich begeistert: „Wenn Sie sich noch schöner machen, dann besteht die Gefahr, dass ich geblendet werde. Dann wäre ich ein blinder Krüppel und Sie müssten mich führen. Seien Sie bitte vorsichtig mit meinem Augenlicht.”
Zu Pauls Verwunderung lächelte Alexandra über diesen in seinen Augen platten Witz. Er würde die Frauen nie verstehen! Er sah ihr hinterher, wie sie mit roten Wangen den Raum verließ.
Friedrich setzte sich und zündete sich eine Zigarette an: „Brüderchen, Brüderchen”, sagte er andächtig nickend, „kein Wunder, dass du ins Stottern kamst, als ich dich nach ihrem Aussehen fragte. Sie ist eine Schönheit. Das hast du ja wieder einmal prima hinbekommen. Aber weißt du was? Ich mach das schon. Diese Formen ...” Friedrich versuchte die Formen mit einem Arm nachzuahmen und malte mit dem Rauch seiner Zigarette Bilder in die Luft.
Paul setzte sich ihm gegenüber und kratzte sich am Kopf: „Sie und Annabelle haben sich nicht gemocht. Alexandra war am Anfang ein richtiger Eisberg und Annabelle …, du weißt ja, wie sie ist.”
„Eis schmilzt.” Friedrich blies den Rauch aus. „Ja, das kann ich mir vorstellen: Zwei schöne Frauen, die so gegensätzlich sind, und der arme Paul dazwischen. Du hättest mich früher rufen sollen. Oder hast du gedacht, du könntest mit beiden ...”
Paul schüttelte genervt den Kopf: „Ich hatte keine Ahnung und keine Absichten … Alles, was ich wollte, war ein wenig Entlastung, und nicht noch mehr Schwierigkeiten.”
Friedrich stand auf und kontrollierte den Sitz seiner Halsbinde in einem Spiegel: „Jetzt bin ich ja da. Mach dir keine Sorgen. Das Fräulein wird sich sicher amüsieren.”
„Sie hat Æther abbekommen, es gab da einen Unfall mit meinem Æthersonospektrographen.”
„Aha, und?”, sagte Friedrich von seinem Spiegelbild abgelenkt.
Paul seufzte: „Ich weiß nicht. Jemand hat mich gewarnt, dass es ihr nicht gut bekommen würde.”
„Jemand?”
Paul hatte keine Lust,
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