Aetherresonanz (Aetherwelt) (German Edition)
Rahmen. Annabelle hatte dort auf Anweisungen ihres Vaters einige Untersuchungen angestellt und verborgene Schutzmechanismen gefunden. An einigen Stellen waren Silberdrähte ins Holz eingefügt worden, sie wanden sich in seltsamen unregelmäßigen Spiralen über den Rahmen. Man hatte sie mit Farbe unsichtbar gemacht, aber der Æther formte sie nun nach.
Über seinem Kopf befand sich der Türsturz, den er die Russin hatte untersuchen lassen. Der Kopf des Teufels streckte ihm die Zunge heraus und er schien den Æther förmlich zu trinken. Paul hatte keine Zeit sich Gedanken um diese Vorkommnisse zu machen, er nahm sie einfach nur wahr, während er den Trichter in alle Ecken hielt. Schließlich hatte er das Gefühl, allen Æther aufgesogen zu haben, stellte seine Maschine ab, löste die Maske vom Gesicht, schob die Brille in die Stirn und öffnete das Terrassenfenster, um ein wenig frische Luft zu schnappen.
Die abendliche Luft war kühl und feucht. Leichter Nebel hing über den blühenden Obstbäumen. Paul drehte sich um und baute seine Maschine komplett zusammen, um sie aus dem Raum zu transportieren, als ihm eine Bewegung hinter sich auffiel. Erschrocken drehte er sich wieder um und war auf das Schlimmste gefasst.
Aber er sah nur eine Silhouette. Während er sie beobachtete, wich die Beunruhigung dem Gefühl des Willkommens, wenn man etwas Vertrautes kommen sieht. Unerklärlicherweise fand Paul plötzlich nichts Beunruhigendes daran, das sich aus dem Garten ein etwa hüfthoher Schemen auf ihn zu bewegte. Als die Gestalt in das Licht trat, welches aus der geöffneten Türe fiel, erkannte er, dass es sich um einen kleinen Mann handelte. Er war in einfache und derbe Kleidung gewandet und rauchte eine Pfeife. Auf seinem Kopf trug er einen verblichenen roten Filzhut, der einmal spitz gewesen war, jetzt aber vom Alter zerknautscht und verformt war.
Als der Mann das Zimmer betrat, streifte er mit seinen Fingern prüfend über den Rahmen der Terrassentür, als ob er nach Staub suchte. Er schnüffelte sogar an seinen Fingerspitzen und rieb sie dann zufrieden unter seiner Nase.
„Jetzt funktionieren sie wieder besser”, sagte er mit einer dunklen rauen Stimme und ging selbstverständlich an Paul vorbei. Paul wollte überrascht sein, aber der Mann bewegte sich so selbstsicher hier, dass er, Paul, sich wie ein Eindringling fühlte, der sich entschuldigen sollte. Der Rauch der Pfeife wehte hinter dem Zwerg her, als wäre es ein Umhang, der im Wind wehte. Paul roch die unterschiedlichsten Dinge darin: von der Sonne erwärmte Ziegelsteine, Bohnerwachs, staubige Teppiche und frische Wäsche.
„Es war gut, sie einmal alle aufzuladen”, sagte der kleine Mann im Plauderton.
„Es war ein Unfall”, verteidigte sich Paul unnötigerweise. Das Männchen setzte sich im Schneidersitz vor den Kamin und rauchte. Paul wusste nicht, was er sagen sollte.
„Man bietet mir normalerweise etwas an”, wurde er informiert.
„Was denn?”, fragte Paul hilflos.
Der Zwerg lachte: „Sie versuchen es mit allem möglichen – von Tee und Keksen, bis zu Braten. Der Professor hat mir immer von seinem braunen Lebenswasser gegeben. Das wäre jetzt gut.”
Lebenswasser … Paul vermutete, dass es sich um Alkohol handelte. „Eau de vie” im französischen, war Schnaps, und farblos. Er wollte aber etwas Braunes. Also musste es sich um uisge beatha , Whisky, handeln.
„Schottisches oder Irisches?” Er wollte aus irgendeinem Grund nichts falsch machen.
Der Zwerg paffte eine weitere Wolke seines Rauchkrauts in den Raum: „Hauptsache es macht warm im Bauch, Junge. Bemüh dich nicht zu sehr.”
Es war sehr irritierend, wie selbstverständlich das Wesen ihn maßregelte, aber Paul suchte eine Flasche und Gläser. Dann schichtete er Holz im Kamin auf, zündete es an, schenkte zwei Gläser voll und setzte sich umständlich zu dem kleinen Mann auf den Boden. Er war sich nicht sicher, warum er das tat, aber es schien so richtig .
„Prost.” Der Zwerg kippte sein erstes Glas in einem Zug herunter, atmete zufrieden aus und hielt es gleich wieder auffordernd hin. Paul schenkte nach.
„Mein Name ist Paul Falkenberg. Wer sind Sie?”
„Du brauchst dich nicht vorzustellen, ich weiß, wer du bist. Ich? Was soll ich sagen? Ich bin … wenn ich denn bin … und heute bin ich wirklich gut.” Der Zwerg machte eine Geste in den Raum hinein. „Nenn mich Heinrich.” Der kleine Mann sah belustigt aus. Er hatte Spaß, ein bisschen auf Pauls
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