Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Affaere in Washington

Affaere in Washington

Titel: Affaere in Washington Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
tun? Ein Besuch bei Alans Familie kam einer endgültigen Verbindung gefährlich nahe, und der wollte sie doch aus dem Wege gehen.
    Alan hörte förmlich, was in Shelbys Kopf vor sich ging. Er schob seine Enttäuschung beiseite und änderte seine Taktik. »Ich habe den Befehl bekommen, das Mädchen zu bringen«, begann er. Shelby runzelte die Stirn. Aha, ich bin auf dem richtigen Weg, dachte Alan und fuhr fort: »Diese Tochter eines diebischen, mörderischen Campbell.«
    »Hat er das so gesagt?«
    »Wörtlich«, bestätigte Alan.
    Da schob Shelby angriffslustig ihr Kinn vor und fragte: »Wann fahren wir?«

10. K APITEL
    Schon beim ersten Blick auf das MacGregor’sche Anwesen hoch oben auf den Klippen war Shelby begeistert. Aus rohen Felssteinen gemauert, rau und sturmerprobt, glich das Haus, das mit seinen Türmen und Zinnen weit übers Meer schaute, einer Burg oder Festung. Prachtvoll sah es aus und jetzt in der Abenddämmerung besonders düster und geheimnisvoll.
    Shelby sah Alan an und merkte, dass er ihre Reaktion gespannt beobachtete.
    In seiner Miene fand sie den Anflug von Humor, den sie so sehr liebte – aber auch Ironie und hoffnungsvolle Erwartung. Lachend lehnte sie sich an Alan. »Du hast genau gewusst, dass ich es wunderschön finden würde.«
    Er fuhr mit den Fingern durch ihr Haar. »Ich hoffte es.«
    Shelby konnte den Blick nicht von dem Gebäude abwenden, während Alan den gemieteten Wagen die steil ansteigenden Serpentinen hinauffuhr. »Wenn ich hier aufgewachsen wäre«, malte sie sich aus, »hätte ich in einer Turmstube gewohnt und Gespenster ohne Köpfe als Spielkameraden gehabt.«
    Alan nahm geschickt eine enge Kurve. Das Meer war so nahe, dass man es riechen konnte. Durch die herabgedrehten Fenster drang kühler, würziger Wind. »Wir haben hier keine Gespenster«, sagte Alan. »Vater drohte uns allerdings in regelmäßigen Abständen, er würde ein paar besonders blutrünstige aus Schottland importieren.« Er warf einen Seitenblick auf Shelby. »Sein Büro liegt übrigens oben in dem hinteren Turm.«
    Shelby legte den Kopf zur Seite und malte sich aus, wie weit man von dort oben über Land und Meer würde sehen können. Daniel MacGregor. Ja, sie freute sich darauf, ihn kennenzulernen. Dass sie ihm gegenüber im Nachteil war, weil die Begegnung auf seinem heimischen Gelände stattfinden würde, ängstigte sie allerdings ein wenig. Vorerst genoss sie die fantastische Aussicht. Überall leuchteten Blumen in bunten Farben. War das Mrs. MacGregors Abteilung? Erholte sie sich von ihrem anstrengenden Beruf, indem sie daheim Petunien pflanzte? Allerdings dürften die freien Stunden der berühmten Chirurgin karg bemessen sein.
    Wenn das Haus nach Daniels Plänen entstanden ist und Anna die gärtnerische Gestaltung übernommen hat, überlegte Shelby, dann ergänzen sich die beiden wahrscheinlich hervorragend. Jeder von ihnen ist eine fantasiebegabte, eigenständige Persönlichkeit, die unbeirrt ihren Weg geht. Das Wochenende dürfte interessant werden.
    Als Alan den Wagen anhielt, sprang Shelby hinaus. Ihre ungebändigten Locken wehten im Wind. Sie lachte wieder und schaute sich nach Alan um, der an die Kühlerhaube gelehnt stand und Shelby beobachtete.
    Alan mochte den Anblick, der sich ihm bot – Shelby vor dem von wilden Blumen übersäten Hintergrund, aus dem das schwerfällige Steinhaus herausragte. Sie hatte ihre Hände in die Taschen ihrer lässig sitzenden Hose gesteckt. Die steife Brise blies durch die weite, dünne Bluse.
    »Ich hätte unbedingt auf Gespenster bestanden«, erklärte sie und fasste Alan bei der Hand. »Vorzugsweise auf schlimme Kettenrassler, nicht diese ätherischen Vollmondtypen.« Sie verschränkten die Finger ineinander, standen so einen Augenblick zusammen und blickten hinüber zu dem Haus. »Küss mich, MacGregor«, verlangte sie und strich ihr windzerzaustes Haar aus den Augen. »Hart. Einen geeigneteren Platz hat es dafür noch nicht gegeben.«
    Noch während sie sprach, presste sie sich eng an Alan und legte ihre Hand flach auf seinen Rücken, um Alan noch näher an sich zu ziehen. Als sich ihre Lippen trafen, hätte ein mittleres Erdbeben sie wohl kaum mehr erschüttern können.
    Shelby hatte eine Hand auf seine Wange gelegt, als sie sich trennten. Sie fühlte Bedauern in sich aufsteigen für das, was sie Alan nicht geben konnte, was sie ihm vielleicht niemals geben würde.
    »Ich liebe dich, Alan«, flüsterte sie. »Glaube es mir.«
    In ihren Augen konnte er

Weitere Kostenlose Bücher