Affären? Nein Danke!
Alles war unter Kontrolle gewesen, abgesehen von den Versuchen ihrer Mutter, sie unter die Haube zu bringen. Doch seit heute, mit dem Start ihrer Karriere, war alles anders. Doch lag es nicht vielmehr an ihrer Begegnung mit Gage Gregory? Sie würden sich monatelang ein Büro teilen. Wie sollte sie das überleben?
In den nächsten beiden Wochen wuchs die Spannung zwischen Janet und Gage. Er bemühte sich nach wie vor, Eindruck auf sie zu machen, und Janet übte sich in Widerstand. Zwar belog sie sich nicht – es knisterte ganz schön zwischen ihnen. Doch diese Anziehung war rein körperlich. Und Janet gab solchen Impulsen sowieso niemals nach.
Freitagabend sollte eine Wohltätigkeitsveranstaltung stattfinden, die gleichzeitig als Willkommensfeier für sie und Gage diente. Mittlerweile hatte sich Janet damit abgefunden, dass sie den Mann attraktiv fand. Was war schon dabei? Sie fand auch George Clooney toll und hatte eine Schwäche für Tom Cruise.
Allerdings musste sie zugeben, dass sie mit den beiden Leinwandhelden auch kein Büro teilte. Gage war im Übrigen mindestens genauso sexy wie die Filmstars. Und eine kleine Stimme in ihr hörte nicht auf, ihr zuzuflüstern: Du würdest doch ziemlich gern mal mit ihm …
Nein! protestierte Janet. Das ist nicht wahr. Ich will nicht, und ich werde nicht.
Zu der Wohltätigkeitsveranstaltung waren nicht nur die Kollegen aus der Kinderarztpraxis, sondern auch die halbe Belegschaft des Saint Madeleine’s Hospitals erschienen. Janet war seit zwanzig Minuten hier und wollte bloß noch weg. Partys waren einfach nicht ihr Ding. Sie fand solche Veranstaltungen immer steif und künstlich. Sie ließen sich nur ertragen, wenn man beschwipst war. Und davon war sie weit entfernt. Glücklicherweise konnte sie Zuflucht nehmen bei ihren Freundinnen CeeCee und Lacy.
“Also, erzähl ein bisschen mehr von dem nackten Typ auf deiner Terrasse”, forderte CeeCee, ein lebhafter Rotschopf, sie auf. CeeCee wollte im Dezember ihren besten Freund, Dr. Jack Travis, heiraten, in einer Doppelhochzeit mit Lacy und deren Verlobten Dr. Bennett Sheridan. “Wieso sind mir solche Dinge nie passiert, als ich noch solo war?”
“Weil du so was gar nicht gebraucht hättest, um Männer kennenzulernen”, warf Lacy, eine zierliche blonde Krankenschwester, ein. “Außerdem hattest du Jack.”
“Stimmt.” CeeCee errötete unter ihren hübschen Sommersprossen. “Jack ist mehr wert als tausend nackte Schönlinge auf der Terrasse.”
“Glaubt mir, ich fand es überhaupt nicht toll, einen nackten Mann vor meinem Fenster zu finden.”
“Wieso? Sah er aus wie Quasimodo oder noch schlimmer?” CeeCee lachte.
“Nicht ganz”, gab Janet zögernd zu. Normalerweise erzählte sie ihren Freundinnen alles, doch irgendwie schien es ihr diesmal besser zu sein, den Namen ihres unverhofften Besuchers nicht zu erwähnen.
Die drei standen vor dem Büfett. Janet ließ ihren Blick im Saal schweifen, um zu schauen, wer da war. Doch jedes Mal, wenn sie zur Eingangstür blickte, weil sie sich öffnete, wurde sie enttäuscht. Der einzige Mensch, den sie zu sehen gehofft hatte, tauchte nicht auf.
Frust ballte sich in ihr. Weshalb wartete sie immer noch darauf, dass ihr Vater ihr Aufmerksamkeit schenkte? Er ignorierte sie seit dreißig Jahren. Wozu also noch hoffen? Entschlossen, sich nicht von traurigen Gedanken den Abend verderben zu lassen, nahm sie ein Krabbenhäppchen und aß es, während sie sich weiter umsah.
Auf der kleinen Empore spielte ein Streichquartett. Festlich gekleidete Menschen standen in Grüppchen umher oder schlenderten durch den Saal, um Bekannte zu begrüßen. Kellner trugen Tabletts und offerierten Champagner. Über dem Eingangsbereich hing ein buntes Banner mit der Aufschrift “Willkommen im Team, Gage und Janet!”
Eigentlich hätte sie sich über das Erreichte freuen können. Doch sie wurde eine gewisse Furcht nicht los.
Gage stand etwas entfernt in einer Gruppe anderer Ärzte und unterhielt sich angeregt. Im Gegensatz zu seinen Kollegen, die dunkle Anzüge oder Smokings trugen, war Gage ein Feuerwerk an Farben. Er trug einen kobaltblauen Nadelstreifenanzug, dazu ein grellrotes Hemd und Schuhe mit weißer Spitze. Seltsamerweise wirkte er in diesem Aufzug ziemlich attraktiv. Wenn jemand so was tragen konnte, dann war es Gage. Auf Frauen wirkte es jedenfalls anziehend, wie Janet feststellen musste. Sie umschwärmten ihn schon den ganzen Abend.
Das war ihr natürlich völlig egal.
Ab und zu
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