Affären? Nein Danke!
hatte, gelobt. Was sie sich erarbeitet hatte, zählte offensichtlich nicht.
Stattdessen forderte ihre Mutter genau jene Dinge ein, die ihr bisher nicht gelungen waren. Sie hatte es nicht geschafft, ihren Mann zu halten. Am liebsten hätte sie laut geschrien. Wann würde ihre Mutter endlich begreifen, dass Frauen mehr wollten und konnten als heiraten und Kinder kriegen?
Sie seufzte. Zu gern hätte sie die Nadine Maronga eigenhändig erwürgt. Weshalb ihre Mutter so blind an deren lächerliche Vorhersagen glaubte, war ihr ein Rätsel. Besonders, da ihre Ehe ja nun wirklich kein Erfolg gewesen war. Das hätte sie doch eigentlich von ihrem Traum von einer glücklichen Ehe kurieren müssen.
Leider war das nicht der Fall. Ihre Mutter hing nach wie vor der romantischen Vorstellung an, dass es Happy Ends gab. Janet war in diesem Punkt das genaue Gegenteil. Manchmal bezweifelte sie sogar, dass sie überhaupt jemals heiraten würde. Ihre Karriere war das Wichtigste für sie. Ärzte hatten keinen Achtstundentag. Wie sollte sie ihren Job gut machen und nebenbei noch Kinder großziehen, eine liebende Gattin sein und den Haushalt führen?
Nicht, dass sie keine Kinder wollte. Irgendwann, wenn der passende Zeitpunkt gekommen war, vielleicht. Andererseits konnte sie in ihrem Beruf Tausenden von Kindern helfen. Was zählten da schon ein oder zwei eigene?
Ihre Mutter war der Ansicht, dass das eine das andere nicht ausschloss. Ihrer Meinung nach konnte eine Frau Kinder haben und dann, wenn sie zur Schule gingen, in ihren Beruf zurückkehren. Doch Janet war da nicht so sicher. Ihr Vater hatte den Druck ja auch nicht ausgehalten und war vor dem kranken Kind und den Forderungen der Ehefrau geflohen. Als Mann hatte er es außerdem einfacher. Wie viel schwieriger würde es für eine Ärztin sein, Beruf und Familie zu vereinbaren.
“Dr. Hunter … Janet?”
“Hm?” Sie blinzelte und sah, dass Gage sie amüsiert betrachtete. Sie hielt Brief und Anstecknadel immer noch in der Hand.
“Alles in Ordnung?”, erkundigte sich Gage. “Sie scheinen verärgert zu sein.”
“Nein, nein, schon gut”, erwiderte sie brüsk.
Na schön. Vielleicht war sie etwas grob zu ihm, doch sie hatte keine Lust, bemitleidet zu werden. Schon gar nicht, wenn es so verführerisch gewesen wäre, sich einfach an seine breite Schulter zu lehnen und ihm ihre Sorgen mitzuteilen.
Was war bloß in sie gefahren, dass sie an so etwas dachte?
Sie legte die Brosche zurück in die Schachtel, tat den Brief dazu, und klappte den Deckel nachdrücklich zu. Als sie aufblickte, nahm sie den mitfühlenden Blick ihres Gegenübers wahr, und entschloss sich, etwas netter zu ihm zu sein. Denn weshalb sollte sie ihren Frust an ihm auslassen? Er konnte ja nichts dafür. “Machen Sie sich bitte keine Gedanken um mich.”
Irgendwann musste er aufgestanden sein, denn mittlerweile befand er sich neben Janet. Er strich ihr über die Hand. “Falls Sie jemals über irgendetwas reden möchten, dann stehe ich zur Verfügung.”
Janet entzog ihm hastig ihre Hand, weil seine Berührung sich so unglaublich gut anfühlte. “Danke, das ist nett von Ihnen. Ich habe jedoch gute Freundinnen, mit denen ich meine Probleme besprechen kann.”
Er zuckte die Achseln. “Ich halte mein Angebot dennoch offen.”
Sie zwang sich zu lächeln und wehrte sich gegen ihr Herzklopfen.
Er schaute ihr auf eine Weise in die Augen, die ihren Puls nur noch beschleunigte. Unwillkürlich dachte sie an die Ereignisse des Morgens. Der nackte attraktive Fremde auf ihrer Terrasse und nur eine Holzkohlentüte zwischen ihr und der erotischsten Zone seines Körpers. Spontan dachte Janet sich dieses Hindernis einfach weg.
Sie erschrak. War sie denn verrückt geworden?
Abrupt stand sie auf. “Ich habe Patienten. Ich muss ins Behandlungszimmer.”
Gage stand im Weg, als sie nach draußen wollte, sodass sie sich an ihm vorbeischieben musste. Ihre Brüste streiften seinen Arm.
“Entschuldigung”, murmelte sie.
“Verzeihung.”
Entnervt wich sie ihm aus, doch er tat im selben Moment das Gleiche, sodass sie erneut zusammenprallten. Bildete sie es sich nur ein, oder beschleunigte sich tatsächlich sein Atem, als Gage Gregory ihr so nah kam? Janet gönnte sich keine Zeit, es herauszufinden. Mit gesenktem Kopf eilte sie auf den Flur.
Was passiert hier eigentlich? dachte sie.
Ihr beschauliches, ereignisloses Leben war mit einem Mal auf den Kopf gestellt. Jahrelang hatte sie beharrlich auf ein Ziel hingearbeitet.
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