Affären
verstehe sie, und meine Freude ist noch viel größer.
Etwas später stolpern wir aus unserer kleinen Bibliothek und schaffen es, ein Bad zu finden, vor dem keine Schlange wartender Gäste ausharrt. Dabei kommen sie jetzt alle zurück, weil das Feuerwerk vorbei ist. Die meisten Gäste wandern zum großen Ballsaal oder zur Disco.
Wir richten uns wieder her, und dazu haben wir Zeit, uns zu beruhigen. Wir lachen uns an, wir umarmen uns. Wie ein ganz normales Paar.
Vielleicht sind wir ja auch trotz unserer Eigenarten und unseres Altersunterschieds ein ganz normales Paar. Im Nachglühen der stürmischen Leidenschaft verhalten wir uns wie ein Ehepaar, das sich seit Jahrzehnten kennt; wir fühlen uns wohl und verehren uns immer noch.
Die Musik ist gut, und wir tanzen, halten mit den Besten mit. Die Leute scheinen sich an uns als Paar gewöhnt zu haben. Überall Lächeln. Als die langsamen Klänge einsetzen, fallen wir uns in die Arme.
»Hochzeiten«, flüstert Edward mir nach einem Lied oder zwei ins Ohr, »sind also große, verschwenderische Affären oder knappe kurze Auftritte im Standesamt und anschließend mit ein paar netten Leuten in den nächstgelegenen Pub und feiern auf Teufel komm raus?«
Ich wäre auf dem Tanzboden fast festgefroren, aber er zieht mich weiter und hält mich im Rhythmus.
Bilde ich mir etwas ein? Oder schlägt er etwas vor, was ich meine, herausgehört zu haben?
»Fragst du, was ich glaube, dass du fragst?« Ich wollte nicht, dass die Worte so laut herauskamen.
»Ja«, sagt er, und seine Hand kreist auf meinem verlängerten Rücken wie eben, als er unanständigere Sachen mit mir getrieben hat. »Ja«, sagt er wieder, »ich frage.«
Ich sollte die Dinge abwägen, alles gründlich überlegen, aber stattdessen sage ich nur: »Ja!«
»Phantastisch«, antwortet er, dann küsst er mich lang und süß und hart.
Als wir uns voneinander lösen und wieder zu Atem kommen, lächelt er und fragt wieder: »Kleine intime Affäre oder große, verschwenderische Affäre?«
Ich lache und küsse ihn auf die Wange. Mir ist es egal, aber meine Antwort lautet: »Verschwenderisch.«
»Braves Mädchen«, flüstert er und schmiegt sich an mich, bevor wir weiter tanzen.
Ihre Kurzgeschichten sind in zahlreichen Black Lace Anthologien erschienen.
Kyoko Chaldean
Da waren sie wieder.
Lola hatte sich eins fest versprochen: Nie wieder. Und nach fast vier Jahren hatte sie geglaubt, nicht mehr so schnell rückfällig zu werden. Vier Jahre, in denen sie sich mit einem knappen ›Hallo‹ begrüßt hatten. Vier Jahre mit höflicher Konversation und platonischem Lächeln. Sie hatte den Uni-Abschluss in der Tasche, und er hatte sich scheiden lassen. Er sah jetzt fröhlicher aus, und sie war wieder so wie früher. Lola, der ehrliche Mensch. Lola, die gute Freundin.
Wie war es also dazu gekommen, dass sie beide in diesem Hotelzimmer gelandet waren? Hatte sie sich nicht geschworen: Nie wieder? Höchstens in ihrem Kopf. Phantasien waren okay, aber dies war keine Phantasie.
Wenn sie auf die letzten Wochen zurückschaute, musste man fast glauben, dass sie das geplant hatte. Stimmte das? Nicht bewusst, versicherte sie sich. Nachdem alle Prüfungen durch waren und das Studium hinter ihr lag, fuhr sie den Sommer nach Hause. Sie hatte Pläne, mit Hailey so oft wie möglich zusammen zu sein. Und wie so oft sagte Hailey: »Ja, komm vorbei, wir leihen uns ein paar Filme aus und essen Popcorn dazu.«
Die Scheidung ihrer Eltern war durch, ihre Mutter war ausgezogen, und die Ruhe war wiederhergestellt, deshalb konnte sie auch wieder bei der Freundin übernachten. »Es wird sein wie in alten Zeiten«, sagte Hailey.
Wie in alten Zeiten.
Sie zwang sich, nicht zu lange darüber nachzudenken, besonders nicht in den letzten Stunden, bevor sie hinüber ging. Und ihre Gedanken sollten auch nicht zu den vielen Nächten vor vier Sommern zurückkehren. Zu den Schlummerpartys. Freundinnen, die herumhingen, quatschten, ihre Freundinnen antexteten und Jungs anmachten. An die Dinge, die später noch passieren würden.
Das erste Wochenende nach dem gelungenen Highschool-Abschluss feierten sie und Hailey, indem sie verschiedene Schnäpse aus dem Barschrank ihrer Eltern stibitzten. Sie brauchten nicht heimlich vorzugehen, denn in diesem Jahr war die Anspannung in Haileys Haus auf den Höhepunkt gelangt, und beide Eltern waren zu sehr in ihre eigenen Kämpfe verstrickt, um mitzubekommen, was die Mädchen trieben.
»Glaubst du,
Weitere Kostenlose Bücher