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Affären

Affären

Titel: Affären Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsay Gordon
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Flämmchen.
    Sie sah den Blick nur flüchtig mitten in der Fluchtbewegung durch den Flur und zur Treppe. Da schaute sie noch mal zurück. Er starrte sie an, genau auf die Stelle, wo das T-Shirt endete und ein winziges Stück der Pobacke entblößt war. Eine Hitze legte sich über ihr Gesicht und über den Schoß, als sie mit klopfendem Herzen zurück auf Haileys Zimmer lief.

 
    Sie vergaß ihr Buch. Sie brauchte ihr Buch.
    Das redete sie sich am folgenden Montag ein. Sie schaltete die Tatsache aus, dass sie den ganzen Sonntag an ihn gedacht hatte und an das, was Hailey ihr über ihn erzählt hatte. Am Montagabend fiel ihr dann ein, dass sie ihr Buch in Haileys Zimmer vergessen hatte. Das redete sie sich mit jedem Schritt ein, als sie sich dem Haus näherte.
    Er öffnete die Tür. »Oh, Lola.« Er schien überrascht und nervös zu sein. »Hailey ist nicht da. Ihre Mutter hat sie zu ihrem Schauspielkurs gebracht.«
    »Oh, das tut mir leid, das habe ich nicht gewusst.« (Lügnerin).
    Pause.
    »... mein Buch«, platzte sie heraus.
    »Bitte?«
    »Ich ... ich habe mein Buch vergessen.« Sie schaffte ein schwaches Lächeln. »Ich muss lernen.«
    »Aber du hast Semesterferien«, sagte er und erwiderte ihr Lächeln. Und als sie an ihm vorbei ins Haus trat, sah sie wieder diesen Blick, dieselbe lodernde Flamme, die sie vor zwei Nächten schon einmal gesehen hatte. Diesmal war sie sicher, was sie bedeutete.
    Sie stand verlegen da, wie angewurzelt, ihm im Flur direkt gegenüber. Er war ihr so nahe, dass sie seinen frischen Geruch wahrnehmen konnte, Seife und Rasiercreme. In ihrem Kopf hörte sie immer wieder Haileys Aussage - sie tun's nicht mehr - sie will ihn bestrafen. Und dabei schaute sie in seine dunkelblauen Augen. Plötzlich, bevor sie lange darüber nachdenken konnte, beugte sie sich vor und küsste ihn. Er schmeckte süß; nach Äpfeln. Seine Lippen teilten sich, aber er bewegte sich kaum.
    Sie ging in sein Arbeitszimmer, wo sie ihn tausendmal hatte verschwinden sehen. Er folgte ihr. Es war dunkel, denn die Vorhänge waren zugezogen. Die Wände waren in einem Waldgrün gestrichen, und in den Regalen aus Mahagoni standen viele Hockeytrophäen, Bücher über Verkaufsstrategien und über Rennwagen. Auf dem Schreibtisch stand neben dem Laptop ein kleines gerahmtes Foto, auf dem er und Hailey zu sehen waren. Lola schluckte und schaute schnell weg.
    Er hatte ein kleines Sofa für zwei, einen typischen Liebessitz, in seinem Zimmer, und dort landeten sie. Sie küsste ihn, und ihre Küsse waren wie Fragen; sie suchten seine Aufmerksamkeit. Nichts, was sie bisher erlebt hatte, hätte sie auf diese Begegnung vorbereiten können.
    Nun, sie musste einräumen, dass ihre Erfahrung sich auf die Fummeleien in Autos und in den Basements verschiedener Eltern beschränkte. Bei diesen Begegnungen hatte sie immer das Gefühl gehabt, sich verteidigen zu müssen. Hier eine Hand unter ihrem Rock abwehren, da die neugierigen Finger zurückweisen, die unter ihren BH wollten.
    Die Jungs nannten sie eine cocktease; ein Mädchen, das einen Jungen auf hundert bringt, aber nicht zum Orgasmus. Dabei verstanden die Jungs sie nicht. Sie wollte angefasst und gestreichelt werden. Nachts lag sie nackt in ihrem Bett, und ihr Kopf brummte von lüsternen Phantasien mit gesichtslosen Männern, die ihr einen Höhepunkt nach dem anderen verschafften.
    In ihrer liebsten Phantasie bewegte sich der gesichtslose Mann nach unten und glitt zwischen ihre Beine. Die Vorstellung, dass eine glitschige warme Zunge über ihre empfindliche kleine Knospe strich, immer und immer wieder, schickte sie jedes Mal über die Klippe.
    Sie hatte es noch nie erfahren, sie hatte sich auch nicht getraut, einen der Jungs dazu aufzufordern. Sie fürchtete, zurückgewiesen zu werden. Aber sie lechzte danach.
    In Wirklichkeit waren die Jungen, die sie bisher kennengelernt hatte, zu schnell auf den Jungfernstich aus. Kaum waren sie allein, musste sie sich schon seiner Attacke erwehren. Sie musste sich viel zu oft verteidigen, um überhaupt geil werden zu können. Und das eine Mal, als sie zugelassen hatte, dass er weiterging, hatte sie ihre Unschuld verloren, und dann war es vorüber, noch bevor sie bemerkt hatte, was geschehen war.
    Aber diesmal würde es nicht so sein. Und während sie froh war - nein, froh war zu wenig, sie war verzückt -, während sie also verzückt war, endlich leidenschaftliche Küsse zu erleben, erhoffte sie ein völlig neues Zweiergefühl, aber bald schon wunderte

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