Affären
mein leeres Glas mit den Fingerspitzen von mir. »Irgendwo, wo es privater zugeht.«
»Das hört sich ernst an.« Seine blassblauen Augen blickten ruhig. Die kupferfarbenen Brauen waren zu einem leichten Stirnrunzeln zusammengezogen. »Wir könnten am Fluss entlang spazieren, wenn du möchtest. Es ist ein schöner Tag.«
So gingen wir hinunter zum Park, und ich ließ mir von ihm im Kiosk ein burrito kaufen, obwohl ich keinen Hunger hatte. Ich fühlte mich zu schuldig, um ihm einen Korb zu geben, denn ich wusste, wie sehr ich ihn verletzen würde. Wir saßen auf einer Bank am Ufer. Ziegen nagten am kurzen Gras. Zwischen uns war eine Körperbreite Platz. Miles schaute auf seine Uhr.
»Hast du es eilig?«, fragte ich.
»Es geht. Ich habe eine Stunde, bevor ich mich mit den Seniorpartnern treffe.«
»Ach so.« Hatte ich auf einen Vorwand gewartet, um es ihm nicht sagen zu müssen?
»Was beschäftigt dich, Jill?«
»Ah.« Ich sah den Ruderern zu, die flussaufwärts zogen, und auf dem gegenüberliegenden Ufer sah ich einen Mann im Schatten der Eisenbahnbrücke angeln. »Es tut mir leid. Es ist alles so schwierig. Ich glaube, Dan hat eine Affäre.«
»Dan?« Seine Stimme klang leise. »Nein. Du machst Witze, Jill.«
»Er geht jeden Dienstagabend aus. Er soll eine Freiwilligenschicht bei den Samaritern einlegen. Jedenfalls sagt er das. Er nimmt den Bus und kommt am anderen Tag nach Mitternacht zurück, und er spricht kein Wort über das, was geschehen ist.« Meine Stimme klang schwach, dachte ich, als schämten sich die Worte, ans Tageslicht zu kommen. »Erst vor zwei Wochen rief seine Mutter an und sagte, dass sein Dad mit Schmerzen in der Brust ins Krankenhaus eingeliefert worden war - es stellte sich als harmlos heraus, und sein Dad konnte nach ein paar Tagen wieder nach Hause.«
Als ob Miles an meinen Schwiegereltern interessiert wäre. »Jedenfalls dachte ich, er sollte sofort informiert sein. Ich rief ihn auf dem Handy an, aber er hatte es abgestellt. Also rief ich die Nummer der Samariter an, damit Sie mich zu ihm durchgestellen. Ich meine, es hätte was wirklich Ernstes mit seinem Vater sein können, nicht wahr?«
»Erzähl weiter.«
»Die Samariter sagten, dass er nicht da wäre. Und dass er seit Februar keine Freiwilligenarbeit mehr für sie geleistet hätte.«
»Ah, deshalb glaubst du, dass er etwas anderes macht.«
»Ich weiß, dass er was anderes macht.«
»Jill, ich kann mir nicht vorstellen, dass Dan dich betrügt. Er betet dich an. Hat er sich seit Februar verändert? Habt ihr euch gestritten?«
Die Enthüllung, die große schreckliche Enthüllung blieb mir fast im Hals stecken, und nach einem Zögern brachte ich hervor: »Wir haben uns nicht gestritten. Aber er hat sich verändert, auch wenn es mir jetzt erst bewusst wird.«
»Hat er dich ignoriert?«
»Eher das Gegenteil«, gab ich zu. »Er hat mir Wäsche gekauft - das hat er seit Jahren nicht getan. Und er hat Dinge ausprobieren wollen.« Ich errötete, was unter den Umständen Unsinn war, aber diese Erkenntnis hielt meine Röte nicht auf. »Ein bisschen schräge Sachen eben. Ich dachte mir, er hätte sich ein paar Anregungen aus dem Internet geholt.«
Das war nicht die ganze Geschichte, aber ich wollte nicht alles beichten. Seit März hatte sich unser Liebesleben verwandelt. Nachdem wir im Laufe der Jahre in eine langweilige, bequemliche Routine abgeglitten waren, gab sich Dan jetzt aufmerksamer und sehr, sehr scharf. Es war, als wäre ihm neues Leben eingepumpt worden. Er hatte auch wieder mit Fitnesstraining begonnen und baute Schultern und Arme auf.
Wir unternahmen romantische Fahrten aufs Land, aus denen sich hektische, wilde Nummern im Auto oder hinter einem Baum ergaben. Wir hatten es in den letzten Monaten auf der Küchenbank getrieben, auf dem Esstisch und in der Dusche. Er hatte einen Penisring für sich und ein sexy Mieder aus grüner Seide für mich gekauft, und er hatte meinen Po bewundernd geklatscht, als ich ihm das passende Tangahöschen präsentiert hatte. Männer verhielten sich gewöhnlich nicht so, wenn sie eine Affäre hatten, hieß es in den Frauenzeitschriften, aber meiner Meinung nach waren das alles Zeichen für seine Schuld.
»Du hast dir keine Sorgen gemacht?«, fragte Miles.
»Nein. Ich glaubte nicht, dass etwas nicht in Ordnung war. Um ehrlich zu sein, ich war verdammt glücklich.«
Miles biss sich auf die Lippe und nickte.
Ich starrte auf mein burrito, von dem ich noch keinen Bissen gegessen hatte.
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