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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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wichtiger Baustein des Rätsels. Bevor er für
seine eigenen Verbrechen gehenkt wurde, konnte die Aussage dieses Mannes
entscheidend dazu beitragen, die Hauptverantwortlichen zur Strecke zu bringen.
    Newbury wartete nicht ab, ob auch Veronica über die Mauer kletterte,
sondern lief um eine Ecke in eine Seitenstraße hinein. Mit knapper Not gelang
es ihm, den Uniformierten nicht aus den Augen zu verlieren. Als er einem Stapel
Holzkisten auswich, die jemand mitten auf der Straße liegen gelassen hatte,
verlor er auf dem glitschigen Pflaster beinahe wieder das Gleichgewicht.
    Der andere Mann verschwand gerade zwischen zwei Häusern. Trotz der
schrecklichen Schmerzen in Brust und Bauch rannte Newbury hinterdrein. Er
konnte spüren, wie einige Stiche aufrissen, während er sich bis an die Grenzen
seiner Kräfte antrieb. Kaum zu glauben, dass er gestern halb sterbend auf dem
Operationstisch des Knochenflickers gelegen hatte und heute schon wieder durch
die Straßen von Kensington rannte, um einen mehrfachen Mörder zu verfolgen. Das
bewies entweder die wunderbaren Fähigkeiten des Knochenflickers oder Newburys
eigene Dummheit. Verbissen lief er und unterdrückte die Schmerzen so gut es
ging. Die Erschütterungen, wenn seine Schuhe auf den harten Boden prallten,
liefen durch den ganzen Körper.
    Endlich erreichte Newbury die belebte Hauptstraße und blickte in
beide Richtungen, um den Flüchtigen zu entdecken. Im letzten Moment bemerkte
er, dass der Mann auf eine vorbeifahrende Omnibahn sprang, sich an den Stangen
eines Wagens festhielt und auf das Dach kletterte. Der lange Zug aus
miteinander verbundenen Waggons entfernte sich lärmend auf der breiten Straße.
    Ohne auch nur eine Sekunde an die Gefahren zu denken, rannte Newbury
hinterher, sprang und konnte gerade noch das Eisengeländer packen, das hinten
um das Fahrzeug verlief. Irgendwo hinter sich hörte er Veronica rufen, doch er
war schon fast außer Hörweite und konnte wegen des rumpelnden Zuges nichts
verstehen.
    Keuchend zog Newbury sich hoch, bekam einen Fuß auf den Puffer und
schaffte es, sich aufrecht hinzustellen und sich am Geländer festzuhalten. Die
Leute im Wagen klopften an die Scheiben und riefen, einige hatten die
Seitenfenster geöffnet, beugten sich vor und empfahlen ihm, doch endlich
loszulassen. Weiter vorn im Zug herrschte eine ähnliche Unruhe. Vermutlich
hatten die Fahrgäste den blauhäutigen Polizisten auf das Dach klettern sehen
und riefen dem Fahrer zu, er solle anhalten.
    Vorsichtig, damit er nicht das Gleichgewicht verlor, tastete Newbury
das Dach des Wagens ab. Es schien stabil genug zu sein, und ringsherum lief
eine dünne Dachkante, an der er sich ganz nach oben ziehen konnte. Es war die
einzige Möglichkeit, den fliehenden Mann im Auge zu behalten und zu fassen. Er
durfte nicht riskieren, dass der teuflische Kerl irgendwo unbemerkt absprang
und sich endgültig absetzte.
    Newbury hob auch den anderen Arm und hielt sich am Dach des Wagens
fest. Dann tastete er mit den Füßen, bis er sich auf das Geländer stellen und
sich weiter hochdrücken konnte. Dabei setzte er vor allem die Kraft seiner
Beine ein, um die geschwächte Schulter zu schonen. Nicht lange, und er konnte
erst den Oberkörper und dann die Beine auf das Dach ziehen. Dort blieb er einen
Augenblick liegen, um zu Atem zu kommen, und sah sich um. Das Dach war in der
Mitte leicht gewölbt, damit das Regenwasser auf die Straße abfließen konnte.
Newbury blickte nach unten zu den vorbeirasenden Pflastersteinen. Ein Sturz
würde ihm sicher nicht bekommen.
    Der glühende Polizist kletterte drei Wagen weiter vorn auf das
nächste Dach, hockte sich mit dem Rücken zu Newbury auf die Knie und hielt sich
an dem Vorsprung fest, der rund um das Dach des Wagens verlief. Bei jeder
Bewegung des Fahrzeugs schwankte er hin und her.
    Es war schwierig, sich dem Mann unbemerkt weiter zu nähern, doch
Newbury war klar, dass er am ehesten Erfolg haben würde, wenn er möglichst
schnell vorging. Er musste nur nahe genug heran, um dem falschen Polizisten
einen Schlag auf den Kopf zu versetzen – der Helm war irgendwo während der
Flucht verloren gegangen – und ihn auszuschalten, bevor der Mann überhaupt
bemerkte, dass Newbury in der Nähe war.
    Vorsichtig hockte sich der Agent auf die Knie und überlegte, ob er
wohl aufrecht über das Dach laufen konnte, ohne zu stürzen. Der Zug

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