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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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bewegte
sich immer noch mit beachtlicher Geschwindigkeit, doch die Straße verlief hier
gerade, und solange sie nicht durch Schlaglöcher fuhren, konnte er es riskieren.
Etwas Besseres wollte ihm ohnehin nicht einfallen.
    Er stand langsam auf und behielt den Verbrecher genau im Auge,
machte einen raschen Schritt, bei dem er fast stolperte, und konnte das
Gleichgewicht halten, indem er heftig mit den Armen ruderte. So schlich er bis
zum Ende des Waggons und blickte in die Lücke zwischen diesem und dem nächsten
Wagen hinunter. Sie war mindestens zwei oder drei Schritte breit. Unten raste
der Boden vorbei. Er musste Anlauf nehmen, um die Lücke zu überwinden. Falls er
nicht weit genug sprang, würde er zwischen den Puffern landen oder, noch
schlimmer, von den Rädern des Zuges zerquetscht werden. Zweifellos kein schöner
Tod.
    Seufzend zog er sich ein paar Schritte zurück und sah sich um, ob
nicht etwa irgendwo Drähte herumhingen, in denen er sich verfangen konnte.
Schließlich holte er tief Luft, rannte los und sprang in hohem Bogen auf den
nächsten Wagen vor sich. Mit einem lauten Knall kam er auf, landete auf der
rechten Seite und rutschte über das mit Asphalt beschichtete Dach zur Kante.
    Nach wildem Fuchteln konnte er endlich die Dachkante packen und die
Füße fest auf den Boden stemmen, um sich abzufangen. Die Landung hatte ihm den
Atem geraubt, er lag nach Luft schnappend auf dem Rücken und konnte sich nicht
einmal umdrehen. Unter sich hörte er die Fahrgäste rufen, die der laute Knall
auf dem Dach erschreckt hatte. Er fragte sich, wie lange es noch gut gehen
würde, ehe der Fahrer anderen Verkehrsteilnehmern ausweichen und hin und her
steuern oder den Zug anhalten musste.
    Newbury drehte sich um und setzte sich auf. Sein Bemühen, sich dem
Flüchtigen unbemerkt zu nähern, war offensichtlich gescheitert. Der Lärm, als
er die Lücke übersprungen hatte, war dem Mann in der Polizeiuniform ein paar
Wagen weiter vorne nicht entgangen. Er hatte jedoch entgegen Newburys
Befürchtungen keinen Versuch unternommen, das Dach wieder zu verlassen, sondern
drehte sich mit einer Art entschlossener Ergebenheit zu dem Ermittler der Krone
um, als wollte er Newbury warnen, ja nicht näher zu kommen. Wie Newbury es sah,
blieb ihm freilich nichts anderes übrig, als den einmal eingeschlagenen Weg
fortzusetzen. Er wollte sich nicht einschüchtern lassen, und auch wenn er nach
den letzten zwei Tagen von Kämpfen die Nase voll hatte, würde er alles
Notwendige tun, um den Mann vor Gericht zu stellen.
    Endlich stand er wieder sicher auf den Beinen, und dieses Mal
zögerte er keine Sekunde vor dem Sprung. Er rannte los, setzte über die Lücke
hinweg und ließ sich, alle viere von sich gestreckt, auf das Dach des nächsten
Wagens in dem langen Zug fallen. Dieses Mal war er auf den Aufprall vorbereitet
und erholte sich nach der Landung viel schneller, auch wenn die Wunden in den
Armen wieder aufrissen, als er nach einem Halt suchte. Das warme Blut rann ihm
über die Unterarme, und die Schnittwunden brannten böse. Newbury vergaß
allmählich, wie es war, ohne Schmerzen zu leben.
    Anscheinend hatte der glühende Polizist darauf verzichtet, vom
nächsten Wagen herüberzuspringen, um ihn anzugreifen, sondern glücklicherweise
beschlossen, auf seinem eigenen Dach auszuharren. Er hielt sich in der Nähe der
Dachkante, hatte die Fäuste geballt und sich einen sicheren Stand gesucht. In
der Morgensonne erinnerte seine Silhouette an einen Preisboxer. Auf keinen Fall
konnte Newbury einfach den nächsten Sprung wagen und ein Handgemenge mit dem
Mann beginnen. Wenn er sich über die Lücke warf, wie er es vorher getan hatte,
würde er gegen den Verbrecher prallen, und dann würden sie beide auf die Erde
stürzen und umkommen. So ging er bis ans Ende seines Dachs und beobachtete, bei
jeder Bewegung des Zuges leicht schwankend, den falschen Polizisten. Die Lücke
zwischen ihnen öffnete und schloss sich, während die Anhänger über das Pflaster
holperten, einmal waren sie gefährlich nahe beieinander, dann kamen die
nächsten Unebenheiten, und die Wagen zogen sich auseinander.
    Sie wechselten einen Blick. Der Mann starrte ihn finster und
ausgesprochen wütend an. Newbury war sofort klar, dass er einen Gegner vor sich
hatte, der seinen Lebensunterhalt mit roher Gewalt bestritt: Das Gesicht war
ein Flickenteppich von

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