Affinity Bridge
Gesicht ist blau angemalt. Sagen Sie
den Bobbys, Sir Charles Bainbridge von Scotland Yard will die Leiche sofort in
der Leichenhalle untersucht wissen. Können Sie das erledigen?«
Der Mann nickte und wusste offenbar nicht, was er sagen sollte.
Newbury schüttelte den Kopf. Ihm blieb nichts anderes übrig, als dem
Wächter zu vertrauen. »Diese Angelegenheit ist von äuÃerster Wichtigkeit für
das Empire. Nun machen Sie schon!«
Der Wächter warf wieder einen Blick zum Fahrer, dann zu den Wagen,
in denen sich die Fahrgäste drängten. Er zuckte mit den Achseln und rannte
endlich zu dem Toten. Der Fahrer legte im Führerstand einen Hebel um, worauf
die Maschine durch ein Ventil im Dach laut zischend etwas Dampf ablieà und
langsam und rumpelnd den Zug wieder in Bewegung setzte.
Newbury betrachtete die Fahrgäste, die sich aus den Fenstern beugten
und ihn mit ungehaltenen Rufen eindeckten, während die Omnibahn beschleunigte.
Dann drehte er sich um, suchte sich eine freie Droschke, sprang hinein und wies
den Fahrer an, ihn schleunigst zu Veronicas Wohnung zu bringen, wo hoffentlich
seine Assistentin und Bainbridge wohlbehalten auf ihn warteten.
25
Die Tür hing immer noch lose im Rahmen, als Newbury nicht
lange danach Veronicas Wohnung betrat. Mit verkniffenem Gesicht ging er durch
den Flur in die Richtung der Stimmen, die aus einem Salon im hinteren Teil des
Hauses drangen.
Anscheinend machte Bainbridge ein ungeheures Aufhebens um Veronicas
Verfassung. »Wirklich, Miss Hobbes, ich möchte mit allem Nachdruck vorschlagen,
dass wir einen Arzt rufen.«
»Sir Charles, bitte übertreiben Sie es nicht. Ich versichere Ihnen,
dass es mir sehr gut geht.«
Bainbridge seufzte ausgiebig. »Na gut. Wie Sie wünschen.« Newbury
konnte sich gut vorstellen, wie er dabei die Augen verdrehte. Die beiden
schwiegen.
Bevor er den Salon betrat, klopfte Newbury an. Veronica sprang
sofort auf. »Sir Maurice! Oh â¦Â« Sie riss erstaunt den Mund auf, als sie sein
mitgenommenes ÃuÃeres bemerkte. Rasch kam sie ihm entgegen, fasste ihn am Arm
und führte ihn langsam zu einem Stuhl. Dabei machte sie eine äuÃerst besorgte
Miene.
Newbury lächelte. »Sehe ich wirklich so schlimm aus?«
Veronica wandte den Blick ab und wollte darauf nicht antworten,
doch Bainbridge schaltete sich sofort ein. »Sie sehen aus, als hätten Sie zehn
Runden lang mit einem indischen Tiger gekämpft. Sind Sie schwer verletzt?«
Newbury konnte nicht anders, er musste lachen. »Das ist heute schon
das zweite Mal, dass Sie mich das fragen, Charles. Die Antwort ist mehr oder
weniger die gleiche: Es geht mir nicht schlechter, als es den Umständen nach zu
erwarten ist.« Er rutschte ein wenig auf dem Sessel herum, weil das
Lederpolster auf seine Wunden drückte. »Ich denke, wir wollen all die jüngsten
Aufregungen rasch vergessen, und dann statte ich dem Knochenflicker einen weiteren
Besuch ab. Vielleicht kann er mir noch eine Dosis seines Wundermittels
verschreiben. Ich musste heute so einiges einstecken.« Er verstummte und
betrachtete das knisternde Kaminfeuer, während die anderen warteten, dass er
fortfuhr.
Bainbridge zwirbelte ungeduldig seinen Schnurrbart. »Wollen Sie
sich nicht weiter erklären? Haben Sie den Flüchtigen irgendwo verloren?«
Newbury blickte Veronica nach, die zu ihrem Sessel zurückkehrte, und
schüttelte den Kopf. »Nein, er ist tot.«
Bainbridge nickte mit unbewegter Miene, Veronica erschrak. »Was ist
geschehen? Ich habe Sie auf der High Street aus den Augen verloren, als Sie auf
die Omnibahn gesprungen sind. Mit diesem verdammten Ding konnte ich nicht
Schritt halten.« Empört betrachtete sie ihr zerrissenes, schmutziges Kleid.
»Er ist auf das Dach eines Waggons geklettert. Ich bin ihm gefolgt,
wir haben gerungen, und er ist zu Tode gestürzt. Es ist eine Schande, denn wenn
ich es geschafft hätte, ihn festzunehmen, wäre er sicher nützlich gewesen. Dann
hätte ich die Gelegenheit gehabt, ihn zu unserem Fall zu verhören.« Er blickte
zu Bainbridge. »Ich habe angeordnet, dass der Tote in die Leichenhalle gebracht
wird.« Bainbridge nickte zustimmend.
»Haben Sie wirklich auf dem Dach einer fahrenden Omnibahn mit ihm
gekämpft?« Veronica konnte es kaum glauben.
Newbury nickte. »In der Tat.«
»Was haben Sie sich nur dabei gedacht? Wie leicht hätten Sie
zusammen
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