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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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»Miss Hobbes? Sie ist ganz entzückend, Euer Majestät.
Sehr geistreich. Zu gegebener Zeit wird sie uns sehr nützlich sein.«
    Victoria kicherte heiser. »Das wollen wir doch sehr hoffen, Newbury.
Frauen wie sie sind schwer zu finden. Passen Sie gut auf sie auf.« Damit
verdrehte sie die Griffe des Rollstuhls und zog sich langsam in die Dunkelheit
zurück.
    Newbury tastete sich im Zwielicht zur Tür, drehte den Knauf herum
und ging.
    Sandford erwartete ihn am Kamin, als Newbury den Durchgang
verließ. Der Diener drehte sich zu dem jüngeren Mann um und gab ihm ein Glas,
das er auf dem Kaminsims abgestellt hatte.
    Newbury akzeptierte dankbar und trank einen großen Schluck. Der
Alkohol brannte im Gaumen, und er hustete ein wenig. »Brandy?«
    Sandford nickte und verzog das Gesicht zu einem breiten Lächeln.
»Gut gegen die Kälte, Sir.«
    Â»Danke. Sehr aufmerksam, Sandford.« Er kippte den Rest, und die
Wärme breitete sich in seinem Oberkörper aus. Sandford war ein alter Haudegen,
und der Brandy hatte im Grunde wenig mit der Kälte zu tun. Der Mann begegnete
einfach ständig Agenten, die von ihren Audienzen bei der Königin zurückkehrten,
und wusste, dass ein Brandy ihnen half, die Nerven zu beruhigen und wieder
Farbe auf die Wangen zu bekommen. Dafür war Newbury dem Butler dankbar. Er
hatte es nie schwierig gefunden, mit Ihrer Majestät zu sprechen, doch der
Erwartungsdruck und die Nervosität versetzten ihn in einen Zustand der Unruhe,
der sich den Rest des Tages über halten würde. Heute musste er so dringend wie
kaum einmal in seine Gemächer entfliehen, sich entspannen, über alle losen
Fäden des Falles nachdenken und herausfinden, welches Muster sich aus ihnen
knüpfen ließ. Nicht nur das, er hatte die Antwort auf ein Geheimnis gefunden
und war dabei unversehens auf ein neues gestoßen. Zwar wusste er nun, warum die
Königin wegen des Absturzes so erregt war, sah sich aber sogleich mit einer
noch viel schwierigeren Frage konfrontiert: Was hatte ein Abkömmling des
holländischen Throns an Bord eines Passagierschiffs zu suchen, das nach Dublin
unterwegs war? Er musste dringend einen Durchbruch erzielen und wusste in
diesem Moment nicht einmal, wohin er den Blick richten sollte.
    Newbury stellte das Glas wieder auf den Kaminsims und wollte seinen
Mantel und den Hut holen. Irgendwie schaffte Sandford es jedoch, vor ihm zur
Stelle zu sein und ihm beim Ankleiden zu helfen. »Vielen Dank, Sandford. Ich
vermute, es wird nicht lange dauern, bis ich das nächste Mal Ihre
Gastfreundschaft genießen darf.«
    Sandford nickte. »Viel Glück, Sir.« Er hielt Newbury die Tür auf.
Ein kalter Windstoß fuhr herein und ließ die Zeitungen auf dem Tisch flattern.
Draußen war es kalt, aber der Tag war noch nicht weit fortgeschritten.
Verschiedene Gedanken schossen ihm durch den Kopf, als er, vom Alkohol
gewärmt, in den grauen Nebel und die geschäftigen Straßen Londons hinaustrat.

11
    Das Besucherzimmer war klinisch kalt und unpersönlich.
Veronica fand, dass es nicht einmal in einem Hospital ein so unfreundliches
Zimmer geben durfte. Ihre Eltern trugen schließlich mit einem kleinen Vermögen
zum Unterhalt des Hauses bei. Das Mindeste, was man erwarten konnte, wären
doch ein paar Kissen und ein wenig Farbe gewesen, um die Tristesse etwas
aufzulockern. Kein Wunder, dass die Mehrzahl der Patienten so elend und
niedergedrückt war.
    Veronica war der festen Überzeugung, dass die Menschen durch ihre
Umgebung inspiriert wurden und dass sich eine langweilige, bedrückende
Ausstattung nachteilig auf die Stimmung der Patienten auswirkte. Ganz
besonders in einem Institut wie diesem, das klinisch Verrückte beherbergte.
Sie war sicher, dass Amelia ihr zustimmen würde, und nahm sich vor, bei
nächster Gelegenheit mit Doktor Mason über diese Angelegenheit ein Wörtchen zu
reden.
    Im Augenblick saß sie mit den Händen im Schoß da und wartete darauf,
dass die Pflegerinnen ihre Schwester holten. Sie fühlte sich nicht wohl und war
wie immer, wenn sie das Heim aufsuchte, ein wenig gereizt. Schon früh am Morgen
war sie nach Wandsworth hinausgefahren und hatte darauf geachtet, dass niemand
sie beobachtete, als sie ihre Wohnung in Kensington verlassen und ein Taxi
gerufen hatte. Sie hatte Newbury nicht gesagt, wohin sie fahren wollte, und
hoffte, er werde sie nicht im Laufe des Tages rufen

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