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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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dass das Luftschiff von einem Uhrwerksautomaten
gesteuert wurde, den die Betreiber, das Luftfahrtunternehmen Chapman und
Villiers, entwickelt haben.« Er zögerte und wog die nächsten Worte sorgfältig
ab. »Gestern besuchte ich die Fabrikationsstätte dieser Firma und sah eine
Demonstration mit einem dieser Automaten. Ich habe keinen Grund zu der Annahme,
dass der Pilot der Lady Armitage versagt haben
könnte. Die Ursache der Katastrophe bleibt im Dunkeln.«
    Es gab ein Knarren, als Königin Victoria sich ihm mit ihrem
Rollstuhl näherte und aus dem Schatten ins schwache Licht der Gaslampe fuhr.
Newbury musste an sich halten, um nicht zu keuchen. Natürlich sah er sie nicht
zum ersten Mal, doch das Ausmaß von Doktor Fabians Werken schockierte und
erstaunte ihn immer wieder aufs Neue. Die Königin war fest an den Rollstuhl geschnallt,
die Füße zusammengebunden. Ihre Arme waren frei und ruhten auf Holzgriffen, mit
denen sie die Räder ihres Gefährts steuern konnte. In ihrem Oberkörper, direkt
unter den Brüsten, entsprangen zwei dicke Schläuche, die sich um ihre Arme herum
zu den großen Luftbehältern schlängelten, die hinten auf dem Rollstuhl montiert
waren. An beiden Seiten der Vorrichtung waren Blasebalge befestigt, die laut
stöhnend Druck aufbauten und die Luft aus den Behältern in ihre kollabierten
Lungen pressten. Im Takt zu den Geräuschen der Maschine hob und senkte sich
ihre Brust. Über eine Infusion und mittels einer Kanüle, die im Arm steckte,
wurde eine eigenartige rosafarbene Flüssigkeit in ihren Blutstrom eingespeist.
Der Beutel hing über ihrem Kopf an einem Messinggestell.
    Sie betrachtete den Besucher mit unbewegter Miene. »Newbury.« Mit
gemessener Stimme sprach sie seinen Namen aus. »Wir müssen noch einmal betonen,
wie ungeheuer wichtig dieser Auftrag ist. Er ist von großer Bedeutung für die
Krone. Wir erwarten, dass Sie Ihre Pflicht tun und die Ursache der Katastrophe
herausfinden. Sabotage scheint durchaus im Bereich des Möglichen zu liegen.«
Sie hatte die Lippen zusammengepresst, nun wirkte das Gesicht alt und müde.
Dennoch strahlten ihre Augen mit einer Kraft, die auch im Zwielicht erkennen
ließ, dass ihr Verstand ebenso scharf war wie ihre Zunge.
    Newbury war unsicher, wie er darauf reagieren sollte.
»Selbstverständlich, Euer Majestät. Ich werde mir alle Mühe geben, Sie in
dieser Hinsicht nicht zu enttäuschen.« Er scharrte nervös mit den Füßen. »Wenn
die Frage nicht zu anmaßend ist … dürfte ich den Grund für Ihre Vermutung
erfahren, dass es sich um Sabotage handelt? Dies könnte hilfreich sein, wenn es
darum geht, die nächsten Schritte zu planen.«
    Victoria befeuchtete ihre Lippen mit der Zungenspitze. »Nun denn.
Ein Angehöriger des holländischen Königshauses – ein Vetter dieses Hauses sogar
– wird seit einiger Zeit in London vermisst. Gewisse Geheimdienstberichte
deuten darauf hin, dass er möglicherweise während des Absturzes an Bord der Lady Armitage war. Heute Morgen bestätigte das Leichenhaus,
dass seine sterblichen Überreste im Wrack identifiziert wurden.« Sie zögerte,
ehe sie fortfuhr. »Wir müssen Ihnen sicher nicht eigens erläutern, wie ernst
die Situation ist, Newbury. Man vermutet, dass die Sabotage des Luftschiffs ein
Versuch gewesen sein könnte, dieses Haus in Misskredit zu bringen. Noch
schlimmer, wir fürchten sogar, die Mittel, mit denen diese Sabotage
bewerkstelligt wurde, fallen in gewisser Weise in Ihr … in Ihr Fachgebiet. Wir
haben der Mutter des Jungen versprochen, dass wir eine vernünftige Erklärung
für diese Katastrophe finden. Sie müssen die Antwort finden, und zwar schnell.
So schlimm diese Angelegenheit in Whitechapel auch ist, und obschon die Seuche
in den Elendsvierteln um sich greift, Ihre Fähigkeiten werden anderswo noch
dringender benötigt. Scotland Yard kommt ohne Ihre Hilfe nicht weiter. Beeilen
Sie sich, Newbury. Verschaffen Sie uns die Antworten, die wir brauchen.«
    Newbury verneigte sich. »Selbstverständlich werde ich mich mit
höchster Eile und größtmöglicher Sorgfalt sogleich an die Arbeit machen.«
    Â»Dann gehen sie, und berichten Sie uns bald.«
    Er wandte sich zur Geheimtür.
    Â»Oh, und Newbury – wie macht sich eigentlich Ihre Assistentin? Eine
junge Frau, wie ich hörte?«
    Er lächelte.

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