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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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würde.« Sie wirkte etwas verlegen. »Ich mache
mir aber Sorgen, weil er nichts gegessen und wohl auch nichts getrunken hat.
Ich habe mehrmals geklopft, doch er hat nicht geantwortet.«
    Â»Haben Sie einen Schlüssel?«
    Â»Nein, Miss. Dies ist das einzige Zimmer im Haus, das ausschließlich
Sir Maurice betreten darf. Er sagte, falls ich es jemals betrete, würde er mich
sofort aus seinen Diensten entlassen. Gott weiß, was er da drin hat, aber ich
werde ganz sicher keine Anstalten machen, es herauszufinden.«
    Veronica nickte. »Ich bin sicher, dass es ihm nur um die Sicherheit
geht, Mrs. Bradshaw.« Sie stemmte die Hände in die Hüften. »Würde es Ihnen
etwas ausmachen, wenn ich versuche, ihm eine Antwort zu entlocken?«
    Â»Nur zu, Miss. Es würde mich sehr beruhigen, wenn ich sicher sein
könnte, dass es dem Herrn gut geht.«
    Veronica trat vor die Tür, legte zunächst ein Ohr an das Holz und
lauschte, ob sich drinnen etwas tat. Nichts. Dann zog sie den roten Lederhandschuh
von der rechten Hand, steckte ihn in die Manteltasche und klopfte laut an. »Sir
Maurice? Hier ist Veronica. Geht es Ihnen gut?«
    Sie hielt inne und wartete auf eine Antwort. Dann warf sie einen
Blick auf Mrs. Bradshaw, die ergeben mit den Achseln zuckte. Zäh verstrichen
einige Sekunden. Wieder klopfte Veronica an. »Sir Maurice? Sind Sie da drinnen?
Ich habe über den Fall nachgedacht und möchte gern mit Ihnen darüber reden.«
Immer noch nichts.
    Mit gerunzelter Stirn wandte Veronica sich wieder an Mrs. Bradshaw.
»Sind Sie sicher, dass er da drin ist? Könnte er den Raum nicht während der
Nacht verlassen haben?«
    Â»Nein, Miss. Das Bett ist unbenutzt, und sein Mantel und der Hut
befinden sich unten auf dem Ständer.«
    Veronica ergriff den Türknauf. Er ließ sich drehen, doch die Tür
ging nicht auf.
    Â»Er schließt immer ab, Miss, selbst wenn er dort drinnen ist. Wenn
er Tee verlangt, stelle ich ihn hier auf den Treppenabsatz, und er holt ihn
sich, wie es ihm passt.«
    Veronica lächelte. »Mrs. Bradshaw, Ihre Bemerkung über den Tee
erinnert mich daran, wie durstig ich bin. Könnten Sie vielleicht so freundlich
sein und für mich eine Kanne aufsetzen?« Sie rieb sich über den Nacken. »Ich
versuche unterdessen weiter, Sir Maurice eine Reaktion zu entlocken, und wenn
ich Ihre Hilfe brauche, werde ich Sie sofort rufen.«
    Mrs. Bradshaw war unsicher. »Wirklich, Miss? Irgendwie erscheint es
mir nicht recht, Sie hier oben allein zu lassen.«
    Â»Bitte machen Sie sich keine Sorgen, Mrs. Bradshaw. Sir Maurice
weiß natürlich genau, dass ich nicht einfach in seinen privaten Räumen
herumschnüffle. Ich verspreche Ihnen, ich bleibe hier auf dem Flur und versuche
herauszufinden, was ihn daran hindert, auf unsere Rufe zu antworten. Sobald der
Tee fertig ist, werden wir die Lage einschätzen und uns überlegen, was zu tun
ist.«
    Â»Nun gut, Miss. Ich bin in der Küche, falls Sie mich brauchen.«
    Veronica sah Mrs. Bradshaw nach, die über die Treppe nach unten
ging. Der lange Rock der Haushälterin schleifte über die Stufen.
    Noch einmal klopfte Veronica an und bekam auch dieses Mal keine
Antwort. Sie sah sich um und schätzte die Länge des Treppenabsatzes ein. Die
Fläche bot ihr reichlich Platz, um Anlauf zu nehmen. Sie zog auch den anderen
Handschuh aus und steckte ihn ein, dann schälte sie sich aus dem Mantel und
hängte ihn über das Treppengeländer. Sie rückte die Bluse zurecht. Schließlich
ging sie zum anderen Ende des Treppenabsatzes, warf noch einen Blick nach
unten, um sich zu vergewissern, dass Mrs. Bradshaw außer Sichtweite war, und
rannte mit der Schulter voran auf die Tür los. Die Tür knarrte im Rahmen, gab
aber nicht nach. Sie versuchte es noch einmal und legte ihr ganzes Gewicht
hinter den Stoß. Jetzt sprang die Tür mit lautem Krachen auf, prallte gegen
ein von draußen unsichtbares Möbelstück und federte zu Veronica zurück, die beinahe
das Gleichgewicht verloren hätte. Sie fing die Tür ab und lehnte sich schwer
gegen den Rahmen. Vom Aufprall tat ihr die Schulter weh. Hoffentlich brodelte
der Wasserkessel laut genug, und Mrs. Bradshaw hatte zwei Stockwerke tiefer den
Lärm nicht gehört. Sie würde es bald genug erfahren, wenn die Haushälterin die
Treppe heraufgerannt kam und sehen wollte, was hier für ein Tumult

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