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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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er dort liegen und im Feuerschein das hübsche Mädchen betrachten
konnte, das ihn gerettet hatte – ohne sich ihr stellen und sich für seine
Schwächen rechtfertigen zu müssen, was zweifellos notwendig werden würde,
sobald sie erwachte. Er malte sich aus, wie das Leuchten in ihren Augen verblasste,
wenn er ihr die Wahrheit beichtete: dass er abgesehen von seinen akzeptablen Beschäftigungen
auch ein gewohnheitsmäßiger Opiumesser war und sich mit okkulten Praktiken
beschäftigte. Er hatte das Pentagramm auf den Boden gezeichnet, um mit
hellseherischen Mitteln eine Lösung für den Fall zu finden. Als sein Vorhaben
gescheitert war und er frustriert hatte einsehen müssen, dass es ihm nicht
gelingen wollte, die ersehnte innere Klarheit zu finden, hatte er sich der
Droge in die Arme geworfen und gehofft, er werde die Lösung im Traum finden.
Natürlich waren dies die Illusionen eines Süchtigen, und selbstverständlich
hatte er in den Ausschweifungen keine Antwort gefunden. Er war der Lösung nicht
näher als am Morgen, nachdem er den Palast verlassen hatte. Falls es überhaupt
noch derselbe Tag war. Er hatte keine Ahnung, wie lange er bewusstlos gewesen
und ob draußen gerade Tag oder Nacht war. Er hustete und kämpfte die Übelkeit
nieder. Das Würgen löste schmerzhafte Explosionen in seinem Kopf aus.
    Veronica hatte das Husten gehört, regte sich und schlug die Augen
auf. Einen Augenblick lang war sie benommen, dann erkannte sie Newbury und
erinnerte sich daran, wo sie war.
    Im Nu war sie aufgesprungen und an seine Seite geeilt. »Maurice, Sie
sind wach.«
    Er blickte zu ihr hoch und lächelte. »In der Tat. Allerdings fürchte
ich, dass ich nicht gerade in meiner besten Form bin. Es tut mir leid, dass Sie
mich so sehen mussten.«
    Sie lachte, offenbar erleichtert. »Sie haben mir einen ganz schönen
Schrecken eingejagt. Aber Sie sind sicher bald wieder auf den Beinen. Sobald
Sie dazu bereit sind, wird Mrs. Bradshaw Ihnen etwas zu essen zubereiten und
ein Bad einlassen.«
    Newbury sah sich besorgt um. »Mrs. Bradshaw? Hat sie …?«
    Â»Nein.« Veronica schüttelte beruhigend den Kopf. »Machen Sie sich
deshalb keine Sorgen. Mrs. Bradshaw hat nichts gesehen. Sie glaubt, Sie hätten
ein Fieber.«
    Â»Und Sie?«
    Â»Ich glaube, Sie haben sich das Fieber selbst eingebrockt.« Sie
lächelte zärtlich. »Ich kann Ihnen aber versichern, dass es mir nicht zusteht,
darüber zu urteilen. Wir haben alle unsere Geheimnisse und Laster.« Sie hielt
inne. »Ich muss allerdings zugeben, dass ich keine Ahnung habe, was Sie mit dem
Pentagramm vorhatten.«
    Newbury hustete wieder und legte sich hin. Seine Augen waren glasig
und schwer. »Ich habe Antworten gesucht.« Er schwieg, und sie lauschte seinem
unsteten Atem, während er sich überlegte, ob er ihr noch mehr dazu sagen
sollte. »Ich wollte herausfinden, wer oder was hinter dem Absturz steckt.«
    Skeptisch kniff sie die Augen zusammen. »Und?«
    Â»Es war ein fruchtloses Bemühen. Ich fürchte, wir sind der Lösung
nicht näher als bei unserem letzten Gespräch«, seufzte er.
    Veronica nahm seine Hand. »Was ist mit dem Laudanum?«
    Newbury schnitt eine Grimasse. »Ein Moment der Schwäche, das ist
alles.« Er erwiderte ihren Blick. »Ich werde diese Angelegenheit angehen.« Dann
wandte er den Blick ab. »Sagten Sie nicht etwas von einem Bad?«
    Â»Ja, ich kann gleich Mrs. Bradshaw rufen.« Sie stand auf und klopfte
ihr Kleid ab.
    Als sie zur Tür gehen wollte, richtete Newbury sich auf und hielt
sie an der Hand fest. »Veronica?«
    Â»Ja?«
    Â»Danke.« Er lächelte dabei und meinte es offenbar ernst.
    Sie nickte. »Gern geschehen.«
    Sie spürte seine Finger immer noch in der Hand, als sie sich
entfernte und Mrs. Bradshaw suchte.
    Â»Danke, Mrs. Bradshaw.«
    Newbury lächelte, als die Haushälterin ihm einen großen Teller mit
einem luftigen Omelette und knusprigem Speck servierte. Daneben stellte sie
noch einen Ständer mit genau richtig gebräuntem Toast. Es war spät für ein
Frühstück – fast schon drei Uhr am Nachmittag –, doch sie war an den
unregelmäßigen Lebenswandel des Hausherrn gewöhnt und wollte Newbury gegenüber
ihr Mitgefühl zum Ausdruck bringen, nachdem er sich offenbar unwohl gefühlt
hatte. Glücklich, vorerst ihrer

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