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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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in ihre allzu wirren Gedanken über den Fall zu
bringen. So konnte sie Newbury, wenn sie ihn endlich traf, ihre Überlegungen
einigermaßen zusammenhängend vortragen.
    Eine Stunde später, inzwischen war es bereits nach neun Uhr,
hatte sie immer noch nichts von Newbury gehört. Inzwischen hatte Veronica zwei
Blätter mit ausführlichen Anmerkungen zum Unglück der Lady
Armitage gefüllt und auch die Ereigniskette umrissen, die bis zu diesem
Punkt in den Ermittlungen geführt hatte. Falls sie später einmal aufgefordert
wurde, einen Bericht über den Fall zu verfassen, würden ihr die Notizen eine wertvolle
Grundlage bieten.
    Wieder blickte sie zur Uhr und beschloss, dass es an der Zeit war
herauszufinden, was mit ihrem Arbeitgeber geschehen war. Sie hoffte, dass er
nicht in der Nacht zu einem anderen Fall abberufen worden war, ohne auch nur zu
versuchen, ihr eine Nachricht zu schicken. Es gefiel ihr zwar nicht, weitere
Leichen betrachten zu müssen, doch sie wollte auch nicht untätig die Hände in
den Schoß legen. Es sah Newbury aber sicherlich nicht ähnlich, sie absichtlich
im Dunkeln zu lassen. Sie kannte ihn erst seit ein paar Wochen, doch sie hatten
eine gewisse Achtung füreinander entwickelt, und ganz egal, wie geheim manche
seiner Aufträge waren, er würde sie keinesfalls völlig ausschließen. Sie musste
ihn einfach nur ausfindig machen, dann würde sie schon erfahren, was ihn
aufgehalten hatte.
    Veronica sammelte ihre Siebensachen ein und schrieb eine kurze
Nachricht, die sie auf Newburys Schreibtisch liegen ließ, falls sie sich durch
einen dummen Zufall verfehlten, während sie nach Chelsea hinüberfuhr.
Gewissenhaft sperrte sie hinter sich die Tür ab, stieg die Treppe zum
Erdgeschoss hinauf, wo sich die Ausstellungssäle bereits mit lärmenden
Besuchern füllten, und ging durch den Haupteingang hinaus, um sich ein
Transportmittel zu suchen.
    Newbury wohnte in einem wundervollen terrassierten Haus, das
in einem ruhigen Vorort von Chelsea an einem Hang stand. Die ganze Straße, in
der es lag, atmete eine behagliche bürgerliche Atmosphäre aus, es war eine
angenehme und doch eher unauffällige Wohngegend. Als sie aus der Droschke stieg
und den Fahrer entlohnte, versuchte Veronica, diesen Eindruck mit dem in
Einklang zu bringen, was sie über den Mann wusste. Das Gebäude, in dem er
lebte, schien, zumindest von außen, das genaue Gegenteil dessen zu verkörpern,
was sie bislang für Newburys Geschmack gehalten hatte. Das Haus wirkte
eindeutig altmodisch. Ein traditioneller englischer Wohnsitz mit einem kleinen
Rosengarten im vorderen Bereich und einer leuchtend rot lackierten Haustür. Der
Garten wurde von einem schwarzen, gusseisernen Zaun begrenzt, ein kurzer Weg
führte zu den hohen Stufen vor der Tür. Ein Panoramafenster blickte zur Straße
hinunter. Das Licht spiegelte sich stark in den Scheiben, sodass Veronica nicht
erkennen konnte, ob jemand daheim war. Sie schüttelte den Kopf. Für jemanden,
der so besessen von den Segnungen des Fortschritts war, wirkte Newburys Haus
viel zu dezent und altbacken. Vielleicht war es aber auch ganz gut, dass er in
mehr als einer Hinsicht unberechenbar war.
    Sie zögerte einen Moment, als ihr der Gedanke kam, dass sie dem
Kutscher womöglich die falsche Adresse genannt hatte. Vorsichtshalber zückte
sie ihren Notizblock und überprüfte die Hausnummer. Es war eindeutig die
Adresse, die Newbury ihr gegeben und die sie mit ordentlicher Handschrift
notiert hatte: Cleveland Avenue 10, Chelsea . Sie
zuckte mit den Achseln, trat vor den Eingang und betätigte energisch den
Türklopfer. Hinter ihr klapperten die Hufe der Pferde auf dem Pflaster, als der
Kutscher sein Gespann antraben ließ.
    Sie wartete, dass ihr jemand öffnete, doch drinnen rührte sich
nichts. Sie klopfte erneut an, noch lauter als beim ersten Mal. Als sich ein
paar Augenblicke später immer noch nichts getan hatte, entfernte sie sich von
der Tür und versuchte, durch die Fenster hineinzuspähen. Sie legte die Hände
wie Schalen um das Gesicht, damit sie besser sehen konnte. Der Raum hinter dem
Fenster war anscheinend das Esszimmer. Dort gab es einen langen ovalen Tisch,
einen kleinen Kamin, eine Anrichte aus Teakholz und eine Reihe von Bücherregalen
mit vielen ledergebundenen Wälzern. Die Tür des Raumes war geschlossen, und es
gab keinen Hinweis, dass sich dort am

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