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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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schon ab, doch sie konnte
sofort erkennen, was die Flasche enthielt.
    Â»Laudanum.« Sie schüttelte den Kopf. Zwar hatte sie keine Ahnung,
was Newbury mit dem Pentagramm angestellt hatte, doch ihr war klar, dass für
seinen momentanen Dämmerzustand nur das Laudanum verantwortlich sein konnte.
Sie rollte den Teppich wieder aus, um die komplizierten, mit Kreide gemalten
Symbole zu verbergen. Es gab eine Menge Fragen, die sie ihrem Arbeitgeber
stellen wollte, doch zuerst musste er wieder zu sich kommen. Sie trat neben das
Sofa, zupfte ihr Taschentuch aus dem Ärmel, tupfte Newbury sanft die Stirn ab
und strich ihm mit der anderen Hand die Haare aus dem Gesicht.
    Â»Also haben Sie wohl doch eine Achillesferse, Maurice.« Vorsichtig
wischte sie die Schweißtropfen ab.
    Es war nicht schwer, eine Decke zu finden. Sie legte sie über den
schaudernden Mann und schürte das Feuer im Kamin, das unbeaufsichtigt
heruntergebrannt war. Vor langer Zeit, als die Anfälle ihrer Schwester begonnen
hatten, waren die Ärzte als Erstes darauf verfallen, sie mit Laudanum zu
behandeln, um die Visionen zu unterdrücken. Veronica wusste genau, wie qualvoll
der Entzug war, denn sie hatte stundenlang an Amelias Bett gewacht, als diese
nach den hohen Dosierungen wieder zu sich gekommen war. Nun beobachtete sie
Newbury, der flach atmend auf dem Sofa lag. Offensichtlich hatte er viel zu
viel von dem schrecklichen Zeug eingenommen. Jetzt hieß es warten, bis sich
sein Körper von der Droge befreit hatte. Veronica machte es sich am Kamin auf
einem Stuhl bequem und wartete darauf, dass er wieder zu sich kam.

13
    Als Newbury erwachte, erblickte er zu seinem Entsetzen
Veronica, die am Kamin auf einem Stuhl eingeschlafen war. Er hatte keine
Ahnung, wie viel Zeit vergangen war. Müde und mit glasigen Augen richtete er
sich auf und ließ sich gleich wieder auf das warme Sofa sinken. Er war noch zu
schwach, in seinem Kopf drehte sich alles, und ihm war übel. Er fuhr sich mit
einer Hand durch die schweißnassen Haare und rieb sich die Augen, um die
Müdigkeit abzuschütteln. Offenbar hatte er eine Erinnerungslücke, denn er
wusste nicht mehr, wie er hierhergekommen war. Die körperlichen Symptome waren
ihm dagegen vertraut. Er hatte es mit dem Laudanum übertrieben.
    Nach einer Weile konnte er sich im Arbeitszimmer umsehen. Alles war
in bester Ordnung. Offenbar hatte Veronica ihn auf das Sofa gelegt und den
Teppich ausgerollt, um das Pentagramm zu verdecken, das er auf den Boden gemalt
hatte. Er fragte sich, ob sie es wegen Mrs. Bradshaw getan hatte. Auf jeden
Fall hatte sie es bemerkt. Er konnte nicht einmal ahnen, wie schockiert und
entsetzt sie auf die Dinge reagiert hatte, die er in seinem Zimmer aufbewahrte.
Dies und die Tatsache, dass Veronica dort auf dem Stuhl saß, bedeutete, dass er
eine ganze Menge würde erklären müssen. Noch schlimmer, Veronica hatte ihn von
seiner allerschlechtesten Seite gesehen. Er fragte sich, ob er jemals wieder
ihre Achtung genießen würde, und verfluchte seine Schwäche. Wie auch immer, er
konnte es nicht ungeschehen machen und musste sich eingestehen, dass seine
eigene Dummheit ihn in diese Situation gebracht hatte. Nun musste er mit der
Peinlichkeit fertig werden und sich in Demut üben. Er seufzte.
    Dann verrenkte er den Hals, um herauszufinden, wie Veronica
überhaupt hereingekommen war. Sein erster Gedanke war, dass Mrs. Bradshaw wohl
doch noch einen Reserveschlüssel besaß, von dem er nichts wusste, doch dann
bemerkte er den gesplitterten Türrahmen und das lose herabhängende Schloss mit
den herausgerissenen Schrauben. Die Tür war jetzt mit einer großen Steingutvase
gesichert, die Veronica offenbar aus einer seiner Vitrinen genommen hatte.
Abwesend fragte er sich, ob ihr dabei bewusst gewesen war, dass die Vase fast
zweitausend Jahre alt war. Nicht, dass es eine Rolle spielte. Anscheinend war
sie mit Gewalt eingedrungen. Sie war stark, und er war dankbar für die Umsicht,
mit der sie zu Werke gegangen war. Offenbar hatte er ihre Entschlossenheit unterschätzt.
Das sollte ihm nicht noch einmal passieren.
    Newbury rutschte auf dem Sofa herum und beobachtete die auf dem
Stuhl schlafende Veronica, deren Brust sich hob und senkte, während sie leicht
atmete. Ihr Kopf war zur Seite gekippt. Das Kaminfeuer ließ die Schatten rings
um sie tanzen. Er wollte sich diesen Augenblick einprägen, die Zeit sollte
stillstehen, damit

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