Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
Vom Netzwerk:
muss mir die Leiche ansehen.«
    Â»Unmöglich.«
    Â»Warum?«
    Â»Sie wurde schon zur Autopsie in die Leichenhalle überstellt. Morgen
früh schneiden sie ihn auf.«
    Newbury schüttelte den Kopf. »Dann fahren wir jetzt gleich. Ich muss
unbedingt die Leiche untersuchen. Das könnte Licht auf beide Fälle werfen.«
    Bainbridge nickte, auch wenn er offensichtlich keine große Lust
hatte, um diese Stunde noch einmal nach draußen zu gehen. Er blickte auf seine
Taschenuhr. Fast sieben Uhr. »Und das Abendessen? Können wir vielleicht
unterwegs irgendwo einkehren?«
    Â»Danach, Charles! Dies könnte der Durchbruch sein, auf den wir
warten. Wir dürfen keine Sekunde verlieren!«
    Bainbridge leerte sein Glas und stand auf, um Newbury zu folgen, der
schon an der Tür wartete. »Meine private Kutsche wartet draußen«, erklärte der
Polizist. »Damit fahren wir direkt zur Leichenhalle. Man wird dort nicht erbaut
sein, uns um diese Stunde zu sehen, doch wir können sie sicherlich überzeugen.
Soll ich nach Miss Hobbes schicken?«
    Newbury überlegte. »Besser nicht. Wir würden sie nur unnötig stören.
Ich kann sie ins Bild setzen, wenn wir uns morgen früh treffen.«
    Bainbridge nickte, und dann machten sie sich auf, neue Hinweise zu
suchen.
    Die Leichenhalle war ein kalter, öder Ort, was nach Newburys
Ansicht aber ganz gut zu ihrem Zweck als Lagerplatz für die Toten passte. Hierher
schickte Scotland Yard die Opfer von Morden oder anderen verdächtigen
Ereignissen, damit sie näher untersucht werden konnten, ehe die Leichen einem
Bestattungsunternehmen übergeben wurden, das sich um die Beerdigung kümmerte.
Die Armen kamen natürlich sofort vom Untersuchungstisch in die Holzkiste und
wurden ohne großes Zeremoniell verscharrt. Der Staat tat, was er konnte, doch
wie die Politiker immer wieder betonten, war er keine mildtätige Einrichtung.
    Newbury sah sich um, während Bainbridge sich mit dem Wärter
unterhielt und sich auswies, um den Mann zu überreden, ihnen zu helfen. Der
Raum hatte etwas Klinisches, weiße Kacheln an den Wänden und auf dem Boden,
stählerne Instrumente lagen auf hölzernen Rollwagen bereit, zwei leere
Marmorplatten warteten auf die nächsten Toten. Newbury schauderte
unwillkürlich. Irgendwie erinnerte ihn der Raum mit der gewölbten Decke und
den gekachelten Durchgängen zu anderen Räumen auch an einen unterirdischen
Bahnhof. Seine Schritte schienen durch das ganze Gebäude zu hallen, das völlig
still war bis auf die Stimmen der anderen beiden Männer, die endlich
übereinkamen, dass Newbury die Leiche von Christoper Morgan untersuchen durfte.
    Der Wärter der Leichenhalle – ein großer schlanker und glatt
rasierter Mann mit zurückgekämmtem blondem Haar und spitzem Haaransatz, dessen
bleiche Haut vermuten ließ, dass er sich meistens in geschlossenen Räumen
aufhielt – führte sie durch einen der offenen Bogengänge in einen benachbarten
Raum, wo eine der Platten mit einem weißen Laken bedeckt war. Ernsten Blickes
zog der Wärter die Decke zurück und ließ die Besucher den Leichnam betrachten,
der einst Christopher Morgan gewesen war.
    Â»Ist das der Mann, den Sie meinen?«, fragte er mit dünner, näselnder
Stimme.
    Bainbridge verlor allmählich die Geduld. »Wir müssen Ihnen eben
einfach glauben, dass er es ist, denn wir wissen nicht, wie er aussieht. Keiner
von uns war am Tatort zugegen.«
    Der Wärter nickte. »Dann untersuchen Sie meinetwegen den Toten,
solange Sie es für richtig halten. Ich kehre auf meinen Posten zurück und warte
dort, bis Sie fertig sind.« Er hielt inne und sah Newbury scharf an.
»Hoffentlich finden Sie, was Sie suchen.«
    Newbury erwiderte den Blick des Mannes. »Danke.« Dann wandte er sich
wieder dem Toten zu und wartete, bis die Schritte des Wärters verklungen waren,
ehe er mit Bainbridge sprach, der vor Ungeduld die Hände zu Fäusten ballte und
wieder entspannte. »Ein widerlicher Kerl. Selbst nachdem ich ihm deutlich
gemacht hatte, wer ich bin, hörte er nicht auf, mir lästige Fragen zu stellen.
Ich hätte nicht übel Lust, über sein Verhalten ein Wörtchen mit seinen
Vorgesetzten zu sprechen.«
    Newbury legte dem Freund eine Hand auf den Arm. »Es ist schon spät,
Charles, und unser Besuch hier ist höchst befremdlich. Wir wollen uns

Weitere Kostenlose Bücher