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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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gleich, dass
Sie mir helfen können, als ich heute Abend bei Ihnen angeklopft habe. Aber
jetzt …«, er fasste Newbury bei den Schultern und schob ihn vom
Untersuchungstisch weg, »… wie wäre es jetzt mit dem Abendessen, das Sie mir
versprochen haben? Wie wäre es mit diesem kleinen Lokal in Kingsway, das Sie so
gern aufsuchen?«

16
    Newbury stand erst spät am Morgen auf, zog den Hausmantel
an und schlenderte ins Bad, um sich mit Rasiermesser und Waschlappen in Form
zu bringen. Der vergangene Tag war körperlich und geistig sehr anstrengend
gewesen. So hatte er beschlossen, am Morgen zunächst noch eine Weile im Bett zu
sitzen und ein Buch zu lesen. Natürlich wollte er dringend mit dem Fall vorankommen,
doch Morgans Galerie konnte auch noch ein paar Stunden warten, während er sich
vollends von den laudanumgeschwängerten Ausschweifungen erholte. Um zehn Uhr
stand er endlich auf, frühstückte in aller Ruhe Porridge, Obst und Toast und
las seine Post. Anschließend unternahm er der Gesundheit wegen einen kleinen
Spaziergang, ehe er eine Droschke anhielt, um Veronica in Kensington abzuholen.
Inzwischen war er wieder völlig wach und im Vollbesitz seiner Kräfte, er ging
federnden Schrittes und war unternehmungslustig. Der Ausflug mit Bainbridge in
die Leichenhalle war sehr aufschlussreich gewesen, und er war überzeugt, dass
sie der Lösung des Geheimnisses, das den Absturz der Lady
Armitage umgab, nicht mehr fern waren. Das Gleiche galt
erfreulicherweise auch für die Strangulierungen in Whitechapel und den
glühenden Polizisten. Die beiden Fälle hingen offensichtlich auf irgendeine
Weise zusammen, und er hoffte, ein Besuch in Morgans Galerie werde ihm eine
Erklärung liefern, von welcher Art diese Verbindung war. Die Polizei würde noch
ein oder zwei Tage brauchen, um das blaue Pulver zu analysieren, das er auf der
Haut des Toten gefunden hatte. Inzwischen, so hatte er es mit Bainbridge
verabredet, konnte er sich die Galerie vornehmen, und sie würden sich
gegenseitig über ihre Fortschritte auf dem Laufenden halten. Das Pulver, das er
am vergangenen Abend entdeckt hatte, ging ihm nicht mehr aus dem Sinn. Er
fragte sich, ob es womöglich bei den ersten Leichen, die er untersucht hatte,
seiner Aufmerksamkeit entgangen war. Hatten sich auf Kragen oder Kleidung der
anderen Opfer blaue Pünktchen abgelagert? Sicher war nur, dass er an den Kehlen
nichts gefunden hatte außer den Quetschungen und den offensichtlichen
Kampfspuren. Inzwischen war es jedenfalls zu spät für eine zweite Überprüfung.
Die Toten waren längst auf verschiedenen Friedhöfen bestattet, und es
widerstrebte ihm, die Gräber ausheben zu lassen, nur um vielleicht doch noch
ein wenig blaues Pulver auf den Kleidern zu finden. Höchstwahrscheinlich hatte
man die Sachen sogar verbrannt und die Toten vor der Beerdigung in ihre
feinsten Sachen gesteckt. Er schnalzte mit der Zunge. Gut möglich, dass der
Mörder allmählich sorglos oder überheblich wurde – voller Zuversicht, weil er
am Tatort beliebige Spuren hinterlassen konnte und die Polizei eben doch nicht
in der Lage war, ihn zu schnappen. Vielleicht hatte er an den ersten Tatorten
zunächst noch sorgfältig alle Spuren verwischt, doch nachdem er inzwischen
schon mehrere Wochen sein Unwesen trieb und keineswegs die Rede davon sein
konnte, dass die Polizei ihm dicht auf den Fersen war, wurde er möglicherweise
faul. Das hatte Newbury schon einmal erlebt: den aufblitzenden Wahnsinn in den
Augen des Mörders und seine irrige Annahme, er sei irgendwie unbesiegbar und
stehe über dem Gesetz. Gut möglich, dass auch dieser Mörder ein unheilbarer
Irrer war.
    Die anderen Toten hatte Newbury gleich an den Tatorten im Dunkeln
und im Nebel untersucht. Es war nicht auszuschließen, dass die Spuren ohne die
Hilfe von Lampen und außerhalb der klinisch sauberen Leichenhalle gar nicht zu
erkennen waren. Wie dem auch sei, jetzt hieß es zunächst einmal abwarten. Das
Polizeilabor musste das Pulver identifizieren, und früher oder später würde der
Mörder sein nächstes Opfer finden. Er schloss die Augen, während die Droschke
nach Kensington rumpelte, und überlegte, was von beidem wohl eher geschehen
mochte.
    Veronicas Wohnung befand sich im Erdgeschoss eines großen, am Hang
gebauten Hauses, das aus der georgianischen Periode stammte. Es hatte große
Schiebefenster und

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