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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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weiß verputzte Ziegelmauern. Der Rauch der Untergrundbahnen
und der dampfgetriebenen Kutschen hatte den weißen Wänden zugesetzt und sie
schmutzig grau gefärbt, was Veronica sicher nicht zu schätzen wusste. Newbury
amüsierte sich köstlich über diesen Gedanken. Sie war eine so klar denkende
Frau und legte großen Wert auf die Befreiung des schönen Geschlechts, war aber
auf anderen Gebieten keineswegs bereit, die Woge des Fortschritts hinzunehmen,
die das ganze Empire in die Zukunft katapultierte. Industrie und Technik
stellten die altbekannte Welt auf den Kopf und erwiesen sich als Macht, die
so unaufhaltsam war wie Leben und Tod. Newburys Ansicht nach musste man diese
Entwicklung aus ganzem Herzen begrüßen, wenn man nicht hoffnungslos
zurückfallen wollte. Er war jedenfalls noch nicht betagt genug, um sich
krampfhaft an das Althergebrachte zu klammern.
    Als Newbury endlich an Veronicas Tür klopfte, stellte sich sofort
heraus, dass sie wohl den größten Teil des Morgens damit verbracht hatte, auf
ihn zu warten. Nur wenige Augenblicke nachdem die Haushälterin die Tür geöffnet
hatte, erschien auch Veronica im Flur. Sie trug eine kurze graue Jacke, eine
weiße Bluse und einen langen grauen Rock.
    Newbury begrüßte sie lächelnd von der Tür aus. »Guten Morgen, Miss
Hobbes. Ich warte draußen auf Sie.«
    Er hieß den Droschkenkutscher warten, während sie ihre Siebensachen
einsammelte und einen langen Wollmantel anzog, der sie vor der winterlichen
Kälte schützen sollte. Der Wind war recht frisch und zwang Newbury, im Hauseingang
in Deckung zu gehen, während er wartete. Gleich darauf gesellte sie sich
lächelnd zu ihm und stieg wortlos in die Karosse. Newbury gab dem Fahrer
Anweisungen und folgte ihr grinsend ins Innere.
    Als er saß, blickte er sie an und bemerkte, dass sie ihn aufmerksam
beobachtet hatte. Er nahm den Hut ab und legte ihn neben sich auf den Sitz.
    Â»Sie sehen heute blendend aus, Sir Maurice. Es freut mich, Sie so zu
erleben«, bemerkte sie freundlich.
    Â»Vielen Dank, Miss Hobbes. Ich glaube, ich habe mich vollständig
erholt. Aber lassen Sie uns bitte nicht mehr über den Zwischenfall reden …«, er
schlug verlegen die Augen nieder, »… wenn Sie so freundlich sein wollen, mir
meine Dummheit zu verzeihen.«
    Veronica blinzelte, blickte zwischen seinem Gesicht und dem Fenster
hin und her. »Ich sehe keinen Grund, mich länger damit aufzuhalten, Sir
Maurice.« Sie lächelte und fuhr etwas energischer fort: »Was haben Sie für
heute geplant?«
    Â»Ah, tja, der gestrige Abend hat gewisse unschöne Entwicklungen
gebracht.«
    Veronica beugte sich neugierig vor. »Fahren Sie fort.«
    Â»Nachdem ich Sie hier in Kensington abgesetzt hatte, bin ich direkt
nach Hause gefahren und wollte mich für den Abend zurückziehen. Eine halbe
Stunde später suchte mich jedoch Sir Charles auf und wollte mit mir zu Abend
essen. Der Besuch kam völlig unerwartet, war mir aber gewiss nicht unangenehm.
Ich lud ihn ein, eine Weile zu bleiben. Im Laufe der Unterhaltung offenbarte er
mir zufällig den Grund dafür, dass Christopher Morgan uns gestern im Orleans
Club versetzt hat.«
    Â»Und worin bestand dieser Grund?«
    Â»In der einfachen Tatsache, dass er schon eine Weile vorher
gestorben war.« Newbury ließ ihr etwas Zeit, die Neuigkeit zu verdauen. Veronica
sah ihn erwartungsvoll an und wartete, dass er fortfuhr. »Anscheinend wurde er
von dem glühenden Polizisten ermordet.«
    Veronica keuchte erschrocken. »Wo denn? Was ist geschehen?«
    Â»Wir sind nicht sicher. Sein Leichnam wurde genau wie die anderen in
Whitechapel entdeckt, es scheint aber zweifelhaft, dass er sich aus eigenem
Antrieb in diese Gegend begeben hat, schon gar nicht in den frühen
Morgenstunden. Ich nehme an, er wurde ermordet, weil ihm gewisse Geheimnisse
bekannt waren, und der Mörder hat die Leiche nach Whitechapel geschafft, um
diese Tatsache zu verschleiern.«
    Veronica schüttelte den Kopf. »Meinen Sie denn, zwischen den beiden
Fällen besteht ein Zusammenhang?«
    Newbury zuckte mit den Achseln. »Gut möglich. Ich muss zugeben, dass
ich meiner Sache nicht sicher bin. Morgans Tod passt nicht recht zu den
Begleitumständen der anderen Morde. So war er beispielsweise ein Gentleman,
während die anderen Opfer alle arm waren. Ich bezweifle dagegen nicht, dass
sein

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