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Affinity Bridge

Affinity Bridge

Titel: Affinity Bridge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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aß, während er die Morgenzeitungen las. Als er sich gestärkt und
bereit fühlte, einen kleinen Spaziergang zu unternehmen, schnappte er sich
Mantel und Hut und ging hinaus. Er atmete die frische Morgenluft tief ein und
freute sich darüber, dass er noch am Leben war. Die Ereignisse des vergangenen
Tages schienen eine Ewigkeit her zu sein, nur noch eine ferne Erinnerung, und
hätte ihn beim Gehen nicht gelegentlich ein Zwicken im Oberkörper geplagt, so
hätte er beinahe glauben können, es sei alles nur ein Fiebertraum gewesen.
    Als er des Laufens müde war, hielt Newbury eine Droschke an und ließ
sich zum Museum fahren. Auf den Straßen herrschte noch nicht viel Betrieb,
doch die Sonne war schon aufgegangen, und der Nebel lichtete sich. Mehrmals
schnitt er eine Grimasse, weil er auf dem Rücksitz der Droschke schmerzhaft
durchgeschüttelt wurde, wann immer die Karosse über Unebenheiten im Pflaster
rumpelte.
    Das Museum war noch menschenleer, als die Droschke vor dem
Haupteingang hielt. Newbury stieg aus und entlohnte den Kutscher, der höflich
die Mütze zog und die Pferde in Richtung Charing Cross Road in Bewegung setzte.
Laut klapperten die Hufe in der sonst verlassenen Straße. Newbury überquerte
den Vorplatz und erklomm die Treppe zum Haupteingang. Mit freundlichem Lächeln
begrüßte er Watkins, der sogar zu dieser frühen Stunde schon bereitstand, die
Mitarbeiter zu empfangen. Während er zum Keller hinabstieg und durch den Flur
zu seinem Büro ging, zog Newbury die Handschuhe aus und lockerte das Halstuch.
Er nahm den Schlüssel aus der inneren Jackentasche, drehte ihn um, stieß die
Tür auf und trat ein.
    Schon beim ersten Blick war klar, dass Miss Coulthard während der
letzten zwei Tage im Büro gewesen war. Die Korrespondenz lag ordentlich
aufgestapelt in den richtigen Körbchen, die Tassen und Untersetzer waren sauber
und ordentlich weggestellt, und auf dem Schreibtisch lag eine handschriftliche
Notiz von ihr, die an ihn gerichtet war. Er hob sie auf, faltete die Karte
auseinander und überflog den Inhalt, um sie anschließend in den Papierkorb
neben der Tür zu werfen. Anscheinend hatte sie immer noch nichts von ihrem
Bruder Jack gehört.
    Newbury schloss die Tür und hängte Mantel und Hut auf den Ständer.
Dann ging er in sein Privatbüro hinüber. Auf dem Schreibtisch warteten einige
Dokumente, die er unterzeichnen musste. Anscheinend hatte Miss Coulthard sie
dort abgelegt, und der Stapel war mit jedem Tag, den er dem Büro ferngeblieben
war, weitergewachsen.
    Die einfachen Verwaltungsarbeiten, die mit seiner Stellung im Museum
verbunden waren, mochte er nicht besonders, doch in gewisser Weise bot der
Posten ihm eine sinnvolle Beschäftigung, wenn er nicht durch einen Fall
beansprucht wurde, und erlaubte es ihm, nach Belieben zu kommen und zu gehen
und auf viele Akten und Artefakte zuzugreifen, an die er sonst nur schwer herangekommen
wäre. Nicht nur das, diese Stellung war auch eine ausgezeichnete Tarnung für
seine Tätigkeit im Auftrag der Krone. Er musste nicht im Verborgenen leben, wie
es viele Agenten taten, sondern konnte in den vornehmsten Kreisen Londons
verkehren, was ihn seiner Ansicht nach viel besser in die Lage versetzte, seine
Pflichten für Ihre Majestät und das Empire zu erfüllen. Beziehungen waren in
London ungeheuer wichtig, denn sie öffneten ihm Türen, die anderen verschlossen
blieben.
    Er ließ die verletzte Schulter kreisen, damit sie nicht steif wurde,
und sank erschöpft auf den Stuhl, um mit empörtem Seufzen den Papierstapel auf
dem Schreibtisch durchzusehen. Das reichte nicht einmal aus, um ihn eine Stunde
zu beschäftigen. Sein Aufsatz über die Druidenstämme im bronzezeitlichen Europa
bedurfte zwar dringend einer Überarbeitung, doch in Wahrheit hoffte er, eine
Gelegenheit zu finden, sich wieder um den Fall zu kümmern, noch bevor der Vormittag
verstrichen war. Ungeduldig trommelte er mit den Fingern auf den Schreibtisch.
Er musste mit Musgrove reden.
    Newbury blickte auf, als die Vordertür mit einem Klicken geöffnet
wurde. Er konsultierte die Standuhr, die er durch seine offene Bürotür sehen
konnte. Miss Hobbes konnte es nicht sein, dazu war es noch zu früh. Vielleicht
hatte Miss Coulthard beschlossen, besonders zeitig zu erscheinen, um sich von
ihren häuslichen Sorgen abzulenken.
    Er stand auf und umrundete den Schreibtisch,

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